Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
Vom Netzwerk:
Gedanke, daß das Schiff der Overlords fast so schnell von der Erde wegstürmte, wie Jans Signal ihm nacheilen konnte. Fast, aber nicht ganz so schnell. Es würde eine lange Jagd sein, aber seine Worte würden den Oberkontrolleur einholen, und damit hätte er seine Schuld abgetragen.
    Wieviel von diesen Geschehnissen, fragte sich Jan, hatte Karellen geplant, und wieviel war eine meisterhafte Improvisation? Hatte der Oberkontrolleur ihn absichtlich vor fast einem Jahrhundert in den Weltraum entkommen lassen, damit er zurückkehren und die Rolle spielen könne, die er jetzt verkörperte? Nein, das erschien zu phantastisch. Aber Jan war jetzt davon überzeugt, daß Karellen in einen ungeheuren und schwierigen Plan verwickelt gewesen war. Selbst während er ihm diente, studierte Karellen den Übergeist mit allen ihm zur Verfügung stehenden Apparaten. Jan vermutete, daß nicht nur wissenschaftliche Forscherlust den Oberkontrolleur antrieb. Vielleicht träumten die Overlords davon, eines Tages ihrer sonderbaren Knechtschaft zu entrinnen, wenn sie genug über die Mächte, denen sie dienten, erfahren hätten.
    Daß Jan durch das, was er jetzt tat, dieses Wissen vermehren könnte, erschien kaum glaublich. »Berichten Sie uns, was Sie sehen«, hatte Raschaverak gesagt. »Das Bild, das Ihre Augen erreicht, wird durch unsere Kameras verdoppelt werden. Aber die Botschaft, die in Ihr Gehirn eindringt, kann ganz anders sein und könnte uns viel sagen.« Nun, er würde sein Bestes tun.
     
    »Noch nichts zu berichten«, begann er. »Vor wenigen Minuten sah ich die Spur Ihres Schiffes am Himmel verschwinden. Der Mond ist jetzt gerade voll, und fast die Hälfte der gewohnten Seite hat sich jetzt von der Erde abgewandt, aber ich vermute, das wissen Sie schon.«
    Jan hielt inne und kam sich etwas töricht vor. In dem, was er jetzt tat, war etwas Ungereimtes, ja fast Widersinniges. Diese Stunde war die Klimax der ganzen geschichtlichen Zeit, und doch hätte er ebensogut ein Rundfunksprecher bei einem Rennen oder einem Boxkampf sein können. Dann zuckte er die Schultern und schob diesen Gedanken beiseite. In allen großen Augenblicken, nahm er an, hatte das Pathos nie gefehlt, und sicherlich konnte nur er jetzt seine Anwesenheit spüren.
    »In der letzten Stunde hat es drei leichte Erdbeben gegeben«, fuhr er fort. »Die Herrschaft über die Drehung der Erde muß wunderbar sein, aber nicht ganz vollkommen … Sie müssen wissen, Karellen, ich finde es sehr schwer, irgend etwas zu sagen, was Ihre Instrumente Ihnen nicht schon gemeldet haben. Es wäre nützlich gewesen, wenn Sie mir angedeutet hätten, was zu erwarten ist, und wenn Sie mir gesagt hätten, wie lange ich vielleicht warten muß. Wenn sich nichts ereignet, berichte ich in sechs Stunden wieder, wie wir vereinbart haben …
    Hallo! Jene müssen darauf gewartet haben, daß Sie fortgehen. Hier geschieht etwas. Die Sterne werden matter. Es ist, als ob eine große Wolke heraufzöge und sehr schnell den ganzen Himmel bedeckte. Aber es ist keine gewöhnliche Wolke. Sie scheint irgendein Gerippe zu haben. Ich sehe ein dunstiges Netz von Linien und Bändern, die dauernd ihre Stellung ändern. Es ist fast, als hätten die Sterne sich in einem gespenstischen Spinnennetz verfangen.
    Das ganze Netz beginnt zu glühen, von Lichtern zu zucken, als wäre es lebendig. Und ich vermute, das ist es auch: Oder ist es irgend etwas, so hoch über dem Leben, wie das Leben über der organischen Welt steht?
    Das Leuchten scheint auf einen anderen Teil des Himmels überzugreifen – warten Sie eine Minute, während ich mich ans andere Fenster begebe.
    Ja, ich hätte es mir denken können. Das ist eine große, brennende Säule, wie ein Feuerbaum, die über dem westlichen Horizont aufragt. Sie ist weit entfernt, direkt auf der anderen Seite der Welt. Ich weiß, wo es herrührt: ‚Sie’ sind endlich unterwegs, um ein Teil des Übergeistes zu werden. Ihre Probezeit ist beendet; sie lassen die letzten stofflichen Überbleibsel zurück.
    Während sich das Feuer von der Erde aufwärts ausbreitet, kann ich sehen, wie das Netz fester und weniger dunstig wird. An manchen Stellen sieht es fast geschlossen aus, aber die Sterne scheinen noch matt hindurch.
    Eben habe ich etwas begriffen. Es ist nicht genau das gleiche, aber das, was ich über Ihrer Welt emporsteigen sah, war diesem hier sehr ähnlich. War das ein Teil des Übergeistes? Ich nehme an, Sie haben die Wahrheit vor mir geheimgehalten, damit ich keine

Weitere Kostenlose Bücher