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Die letzte Lagune

Die letzte Lagune

Titel: Die letzte Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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was?»
    Elisabeth sagte:
«Reden wir über dieses Reiseandenken, das Zanetto Tron
auf der Rückreise nach Venedig mit sich
führte?»
    «Reiseandenken ist nicht das richtige
Wort.»
    «Aber es war
etwas ganz Besonderes an Bord des Schiffes. Etwas, das in Byzanz
erbeutet wurde. Richtig?»
    «Richtig.»
    «Und
was?»
    «Hast du jemals
etwas vom Nikodemusevangelium gehört?»
    Elisabeth
schüttelte den Kopf.
    «Hatte ich auch
nicht», sagte der Kaiser. «Aber Lodron kannte es. Sonst
hätte er die Anspielungen Zanetto Trons auch nicht verstanden.
Das Nikodemusevangelium erzählt die Geschichte der Kreuzigung
ein wenig anders.»
    «Und was hat das
mit dem Gepäck Zanetto Trons zu tun?»
    «Sehr
viel.» Der Kaiser beugte sich über den
Frühstückstisch und dämpfte seine Stimme. Dann
sprach er fünf Minuten lang, ohne eine Pause zu machen. Was er
sagte, klang bizarr und plausibel zugleich. Es passte alles
zusammen -wenn auch auf eine äußerst exzentrische Art
und Weise. Elisabeth stellte fest, dass sie fasziniert war.
Andererseits wurde sie das Gefühl nicht los, dass an der
Geschichte - so gut sie sich anhörte - etwas nicht
stimmte.
    Sie sagte: «Das
alles klingt wie etwas, das sich jemand ausgedacht hat, der zu viel
Phantasie hat.»
    Der Kaiser warf einen
tadelnden Blick über den Tisch. «Lodron hat keine Spur
Phantasie. Wir haben gestern lange miteinander konferiert. Wenn man
den Schlüssel zum Verständnis der Anspielungen hat, ist
die Sache eindeutig.»
    «Das wäre
dann allerdings eine Sensation», musste Elisabeth
zugeben.
    «Es wäre
mehr als eine Sensation», entgegnete der Kaiser. Er sprach
mit mühsam gedämpfter Stimme. Seine Augen flackerten.
«Es wäre ein Zeichen. Ein Signal, dass der
Herr sich zum Hause Habsburg bekennt. Damit würden sich die
Gewichte in der europäischen Politik zu unseren Gunsten
verschieben.»
    Elisabeth musterte den
Kaiser kühl. «Und du schließt aus, dass euch
jemand eine Fälschung untergeschoben hat?»
    Der Kaiser
schüttelte unwillig den Kopf. «Die Handschrift stammt
definitiv aus dem dreizehnten Jahrhundert.»
    «Wer weiß
alles Bescheid?»
    «Nur wir beide
und Lodron. Alle anderen, die die Aufzeichnungen in den Händen
hatten, haben nicht begriffen, wovon die Rede
ist.»
    «Und wie geht es
jetzt weiter?»
    «Lodron reist
morgen nach Venedig.»
    «In welcher
Absicht?»
    «Um mit diesem
Engländer zu reden. Von Kollege zu Kollege. Lodron wird ihm
unsere Hilfe anbieten. Vor allen Dingen muss er herausfinden, was
dieser Engländer weiß.»
    «Und wenn er
eure Hilfe ablehnt? Und die Handschrift unter Verschluss
hält?»
    «Das wäre
fatal. Es könnte ein Indiz dafür sein, dass er mehr
weiß, als uns lieb sein kann.»
    «Und bereits auf
der Suche ist?»
    «Das wäre
noch fataler.»
    «Warum
lässt du den Mann nicht einfach ausweisen?»
    «Ihn ohne einen
nachvollziehbaren Grund auszuweisen würde Ärger mit den
Engländern bedeuten. Da geht es um Außenpolitik. Ich
müsste den Ballhausplatz informieren, und die würden mir
ein paar Fragen stellen.»
    «Die du im
Moment nicht beantworten möchtest.»
    Der Kaiser nickte.
«Alle würden mich für verrückt halten.
Außerdem könnte etwas durchsickern. Am Ende mischt sich
noch der Vatikan ein.»
    «Warum der
Vatikan?»
    «Weil dieser
Engländer auch die Klosterbibliothek von San Lazzaro
angeschrieben hat. Aber die scheinen nichts gefunden zu
haben.»
    «Oder sie
lügen. So wie ihr.»
    «Auszuschließen ist es
nicht», sagte der Kaiser. «Aber unwahrscheinlich.
Lodron spricht übrigens fließend Italienisch und wird
mit den Trons Kontakt aufnehmen.»
    «Legt er die
Karten auf den Tisch?»
    Der Kaiser
schüttelte den Kopf. «Der Commissario mag loyal sein,
aber er ist immer noch Venezianer.»
    «Was will Lodron
dann von den Trons?»
    «Unauffällig ein paar
Fragen stellen.»
    «Das dürfte
schwierig sein. Der Commissario ist kein
Dummkopf.»
    «Lodron auch
nicht.»
    «Dieser Lodron -
was ist das für ein Mensch?»
    «Ein ehemaliger
Offizier. Jemand, der auch mit unkonventionellen Methoden arbeitet.
Er hat freie Hand, zu tun, was er für notwendig
hält.»
    Franz Joseph
köpfte sein zweites Frühstücksei mit einem schnellen
Hieb seines Messers. Eigelb spritzte auf die Tischdecke.
    «Dann sollte
dieser Lodron nicht zu unkonventionell Vorgehen»,
sagte Elisabeth. Sie warf einen angewiderten Blick auf die
Tischdecke. «Commissario Tron lässt unkonventionelle
Methoden nicht durchgehen.»
    Der Kaiser zuckte die
Achseln. «Wenn wir am Ziel

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