Das Herz des Vampirs: Erotische Vampirstory (German Edition)
1
Die Eisdecke glitzerte im Licht der Sterne. Das Team war das einzige Zeichen von Leben hier: sechs Halogen-Kopflampen, deren Schein auf den Schnee fiel, und das Schleifen der Schlitten. Dougs Atem ging schwer, und seine Hustenanfälle behinderten ihr Fortkommen. Sie hingen ihrem Zeitplan hinterher und würden das Lager erst in einer Stunde erreichen.
»Bist du okay?«, erkundigte sich Esther. Die Frage schien kaum der Mühe wert zu sein, weil sie seine Augen nicht erkennen konnte. Stattdessen sah sie nur ihr eigenes Spiegelbild in der silbrigen Oberfläche seiner Schneebrille.
»Alles prima«, gab Doug mit heiserer Stimme zurück. »Hör auf zu fragen, ja?«
Eine Pelzkapuze umrahmte sein zur Hälfte verhülltes Gesicht, und sein Bart war mit Eiskristallen überzogen, die wie Diamanten blitzten. Esther stapfte wortlos neben ihm her und setzte ihre Skistöcke in den Schnee. Eine halbe Meile vor ihnen bewegten die anderen sich in vollkommenem Gleichklang; kleine bunte Gestalten auf dem dunklen Eis. Sie schämte sich bei dem Gedanken, dass sie vielleicht ihr Geheimnis erraten hatten.
»Gib mir von deiner Wärme«, hatte Doug letzte Nacht gesagt. Seine Hand war in ihre Thermounterwäsche geglitten, worauf sie leise aufgestöhnt hatte. Beider Atem hatte dichte weiße Wölkchen in der Luft gebildet. Sie erinnerte sich an seine Stimme, die leise zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorkam. Die anderen durften sie nicht hören.
»Du bist nass. Du willst es doch«, hatte er beleidigt hervorgestoßen. Seine Finger, die zuerst grausam kalt waren, bewegten sich in ihr. Ihre Schlafsäcke zischten, als sie sich auf rutschigen Lagen aus Karibu-Fellen und Synthetikstoffen bewegten. Dougs Stimme kratzte an ihren Nerven, genau wie sein Bart auf ihrer Haut scheuerte.
Selbst in einem beheizten Zelt war es zu kalt für Sex. Doug war zu kalt für Sex. Esther war sich nicht einmal mehr sicher, ob sie einander noch leiden konnten. Aber sie wusste, dass sie dasselbe Bedürfnis teilten und sich verzweifelt danach sehnten, diesem Grauen vor dem Nichts, das einem diese grenzenlose, mondbeschienene Welt einflößte, etwas entgegenzusetzen.
Und ja, sie hatte es gewollt. Aber sie wollte es so, wie ein Tier es braucht, und das war nicht Grund genug.
Stellen Sie sich einen Ort vor, an dem Ihre Gedanken frei sind und die eisige Luft frisch und rein. Denken Sie sich blendend weiße Landschaften, Eisbären und Robben und treten Sie in die Fußstapfen der großen Entdecker der Geschichte. Stellen Sie sich die Arktis vor, die Herausforderung. Mit White Sky Adventures ist alles möglich.
Diese Expedition war kein Urlaub. Sie wurde teils gesponsert und teils von White Sky finanziert und ihr Ziel war, Routen und Reisewege für eine neue Form von Abenteuerreisen zu etablieren. Doug, ein gesunder Büroangestellter mit Spaß am Abenteuer, repräsentierte die Zielgruppe des Unternehmens. Wenn er mit den Anforderungen zu kämpfen hatte, waren sie wahrscheinlich zu hoch.
Esther musste ihre Geschwindigkeit drosseln, damit er mithalten konnte, und die Langsamkeit frustrierte sie. Ihre Schenkel und Arme wollten weiter und wie üblich mit voller Muskelkraft arbeiten, und dieses Schneckentempo zerrte an ihren Nerven. Wenn sie wirklich als Expeditionsleiterin eingesetzt werden wollte, musste sie sich mehr Geduld zulegen.
Ihr Schweigen zog sich in die Länge und nur das Schleifen ihrer Skier war zu hören. »Mir tun die Füße weh«, quengelte Doug schließlich. »Verstehst du das? Mir tun verdammt noch mal die Füße weh.«
»Wir sehen sie uns später an«, sagte Esther und dachte daran, wie Shackleton vor vielen, vielen Jahren die Stiefel ausgezogen und gesehen hatte, wie ihm das erfrorene Fleisch von den Zehen fiel und die Knochen freigab.
Vor den Geschichten über diesen Ort gab es kein Entrinnen. Manchmal war er ein mythisches Land, in dem Forscher aus alter Zeit durch pfefferminzgrüne Meere segelten, Eisberge für riesige Schwäne und Narwale für schwimmende Einhörner hielten. Im Lauf der Jahrhunderte hatte es vielerlei Berichte gegeben: über geisterhafte Berge, falsche Sonnen und Nächte, die von bunten, phosphoreszierenden Lichtteppichen erzählten. Dann wieder war es eine gefrorene Wüste, die Menschen zu törichten, heldenhaften Unternehmungen herausforderte. Ihre Geschichten hingen in der Leere; Erzählungen von Überleben und Verlust, von Grauen und Wahnsinn, von Menschen an der Grenze zwischen Leben und Tod. Und natürlich blieben auch
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