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Die letzte Lagune

Die letzte Lagune

Titel: Die letzte Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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als es sonst für Galeeren möglich gewesen
wäre, er verhinderte obendrein jede
Rückzugsmöglichkeit. Zwei unserer Kampfschiffe, die
Paradiso und die Pellegrino, wurden schließlich am Bug so
weit angehoben, dass ihre Laderampe die Höhe eines der
hölzernen Türme erreichte. Wir konnten Enterhaken
anbringen und die Schiffe verankern. Die Türme begannen sich
unter der Last der Schiffe zu neigen, und die Verteidiger flohen
auf die feste Mauer zurück Dann gelang es uns, mit
Sturmböcken eine Bresche in die Planken eines darunter
gelegenen Tores zu schlagen und in die Stadt einzudringen. Haben
jetzt das Gebiet von Petrion besetzt und dort eine Art
Hauptquartier aufgeschlagen. Transportschiffe bringen
unablässig weitere Truppen, Waffen und Munition an Land.
Wollen morgen den Rest der Stadt besetzen.

34
    «Risolviamo
tutto, wir
lösen alles auf», sagte der ehemalige Buchhalter
Marchmains zu Tron, der vor seinem Schreibtisch Platz genommen
hatte.
    Mr. Peggottys
Büro lag im andron, im Wassergeschoss des Palazzo
Zafon, und war von Marchmains Kontor durch eine eingezogene Wand
abgetrennt worden. Anstelle des üblichen Kneifers trug
Peggotty eine moderne Brille, deren dicke Gläser ihm ein
eulenähnliches Aussehen gaben. Er war ziemlich dick und gut
gelaunt. Mit einer Handbewegung, die so ausladend war, dass sie
tatsächlich alles umschließen konnte, das
Kontor, den Palazzo Zafon und die Stadt Venedig, fügte er noch
hinzu: «Es wurde auch Zeit.»
    Das war ein etwas
rätselhafter Zusatz, aber über Zeit schien Mr. Peggotty
reichlich zu verfügen, denn als Tron das Kontor betrat, las er
gerade in aller Ruhe die Gazetta di Venezia. Auf dem Schreibtisch
standen Kanne und Tasse, daneben, auf einem (abgeleckten?) Teller,
lagen die Reste von Kirsch-Torteletts, wie Tron sofort mit
Kennerblick bemerkte. Mr. Peggottys Italienisch war passabel. Wie
sich herausstellen sollte, war er gut informiert, obwohl er die
letzte Woche auswärts verbracht hatte. Trauerkleidung trug er
nicht, auch kein schwarzes Band am Ärmel.
    «Mr. Flyte hat
erwähnt, dass Sie kommen würden», sagte Mr.
Peggotty.
    «Hat Ihnen Mr.
Flyte auch mitgeteilt, worum es geht?»
    Mr. Peggotty nickte.
«Offenbar geht es um angebliche Unregelmäßigkeiten
in den Abrechnungen von Peter Lime.»
    «Warum sagen
Sie angebliche Unregelmäßigkeiten?»
    «Weil Dr. Flyte
maßlos übertrieben hat. Ein paar französische
Zahlungen aus dem letzten Monat sind noch nicht belegt worden. Aber
von Unterschlagungen, die Lime begangen haben soll, kann nicht die
Rede sein.»
    «Also ist an den
Verdächtigungen von Dr. Flyte nicht viel
dran?»
    «So ist
es», bestätigte Mr. Peggotty. «Allerdings kann ich
verstehen, dass Dr. Flyte bereit ist, Mr. Lime alles Mögliche
zu unterstellen.»
    «Wegen Holly
Parker», sagte Tron. «Ich weiß. Flyte und Lime
scheinen in scharfer Konkurrenz zueinander zu stehen. Jedenfalls
hatte sich Flyte so angehört.»
    Mr. Peggotty nickte.
«Aber auch wenn er tatsächlich etwas unterschlagen
hätte, wäre Mr. Marchmain nie auf den Gedanken gekommen,
Mr. Lime zu entlassen.»
    «Und warum
nicht?»
    Darüber musste
Mr. Peggotty nicht lange nachdenken. «Weil Mr. Lime zu gut
über Marchmains Geschäfte Bescheid
wusste.»
    «Sie
nicht?»
    Mr. Peggotty
schüttelte den Kopf. «Ich war lediglich für den
legalen Teil zuständig. Und nicht alle Geschäfte von Mr.
Marchmain liefen über die Bücher. Nein, Lime hatte kein
plausibles Motiv, Mr. Marchmain zu töten.»
    «Was wissen Sie
über den Prozess, den Flyte gegen seinen Onkel geführt
hat? Offenbar gab es unterschiedliche Rechtsauffassungen über
das Testament, das Flytes Vater hinterlassen hat. Flyte war sehr
optimistisch, den Prozess zu gewinnen.»
    Mr. Peggotty wiegte
skeptisch den Kopf. «Es war nie sicher, dass Flyte den
Prozess gewinnen würde. Es sah eher so aus, als würde er
ihn verlieren. Deshalb war er auch dringend auf einen
wissenschaftlichen Durchbruch angewiesen. Nicht zuletzt, um Holly
Parker heiraten zu können und sie aus der Misere hier im
Palazzo Zafon zu befreien. Marchmain hat Holly Parker
regelrecht...» Mr. Peggotty brach ab, weil ihm offenbar das
rechte Wort nicht einfiel.
    «Ich weiß,
er hat sie regelrecht kujoniert.»
    Mr. Peggotty nickte.
«Holly Parker hat ihn dafür gehasst. Und nicht nur
dafür. Das war ja noch harmlos.» Mr. Peggotty schwieg
einen Moment, bevor er weitersprach. «Was ich Ihnen jetzt
sage, Commissario, beruht teilweise auf Gerüchten. Aber ich
glaube, dass sie

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