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Die Letzte Liebe Meiner Mutter

Die Letzte Liebe Meiner Mutter

Titel: Die Letzte Liebe Meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dimitri Verhulst
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    Einmal im Leben eine echte Palme in ihrem natürlichen Habitat zu sehen, davon träume er schon immer, verkündete Wannes. Doch Martine erklärte kategorisch, dass er sie nicht einmal mit einer ganzen Packung Schlaftabletten in ein Flugzeug kriegen würde. Die Natur hatte alles weise geordnet: Manche Tiere waren fürs Wasser geschaffen, andere nur für die Luft, und wieder andere Geschöpfe sollten einfach den Kontakt mit dem Boden niemals verlieren. Völlig unnötig, die Lebensräume der Arten durcheinanderzubringen. Außerdem brauchte nur ein einziger Palästinenser in so einem Flugzeug zu sitzen, und die Reise war gelaufen. Es waren wirklich keine Zeiten, sich der Personenluftfahrt anzuvertrauen. Eine Kollegin von ihr, Leontine Neirinck, war auch in den Urlaub geflogen, auch nach Spanien, und hatte dreißig Slips in ihr Handgepäck gestopft, für den Fall, dass die Maschine entführt wurde. Dreißig Stück! Wenn ihr Urlaub schon so anfangen sollte, na, vielen Dank, dann hatte Martine keine Lust mehr.
    Natürlich gab es auch noch andere Leute mit Flugangst, aber die nahmen dann eben den Wagen. Es war ja auch die Zeit, in der jeder mit seinen Fahrkünsten prahlte. Man fuhr nachts, ohne eine einzige Pause außer zum Pinkeln oder zum Tanken, in einem Rutsch, wrrrummm!, in den Süden, quer durch das unbeleuchtete Frankreich, wenn nötig, über knoblauchstinkende Landstraßen, um die Autobahnmaut zu umgehen. Um jede Nanosekunde des Urlaubs zu nutzen, sprang man gleich nach Arbeitsschluss in sein Auto, ungewaschen, unrasiert, und fuhr 1300 Kilometer und mehr, mit oder ohne Wohnanhänger, mit oder ohne quengelnde Kinder, dafür in einer Geschwindigkeit, die die französische Staatskasse wunderbar füllte, dank der Massen strategisch positionierter Blitzfallen. Autofahrer sprachen über den Ring von Paris, als hätten sie ihn selbst komponiert, Freunde von Wannes wussten, mit welchem Reifendruck man am besten über den französischen Asphalt bretterte, und oft hatte er bedauernd feststellen müssen, dass er an den hitzigen Diskussionen über Reiserouten nie teilnehmen konnte. Nahm man Richtung Bordeaux besser die Porte de Bagnolet oder doch lieber die Porte d’Italie? Dieses Wissen machte einen Mann damals zum Mann. Doch Wannes besaß keinen Führerschein. Das war dann wieder Martines Schicksal, dass es ihr niemals gelang, sich einen Mann mit Auto und zertifizierten Fahrkenntnissen zu angeln.
    Und mit dem Schiff irgendwohin, war das vielleicht möglich?
    Ein Schiff hatte Martine schon einmal bestiegen, und für ihren Geschmack brauchte es kein zweites Mal mehr zu geben. Eine Überfahrt nach England war es gewesen, weil ihr Ex bei einer Tombola zugunsten der Landesliga der Bogenschützen ein Wochenende in London gewonnen hatte. Bis Dover waren die Seemöwen der Fähre gefolgt, sich stets aufs Neue kreischend auf all die Bröckchen stürzend, die Martine alle fünfzehn Minuten über die Reling gekotzt hatte. London selbst hatte sie als Enttäuschung empfunden, einen deprimierenden Ort, wo alle herumliefen, als wäre ständig Fasching. Sie sprach kein Englisch, verstand es auch nicht, und hatte ebenso wenig mit dem Brauch warm werden können, beim Überqueren der Straße erst nach rechts und dann erst nach links zu schauen. Außerdem hatten sie schrecklich viel Zeit verloren, weil ihr Mann es sich zur Ehrensache gemacht hatte, mit seinen Grimassen einen königlichen Gardesoldaten zum Lachen zu bringen, und seinen Versuch erst nach dreieinhalb Stunden aufgab, tief enttäuscht und ziemlich knurrig. Und krank vor Durst natürlich. Dann hatte er das englische Bier dermaßen wässrig gefunden, dass er sogar noch mehr trinken musste als zu Hause, um auf seinen persönlichen Wohlfühlpegel zu kommen. Doch immerhin hatte Martine die Tower Bridge gesehen, wenn die in Wirklichkeit auch nicht spektakulärer gewirkt hatte als in dem zweitausendteiligen Puzzle, das sie einmal gelegt hatte, sie war mit einem Doppeldeckerbus gefahren (aus dem sie nach zweihundert Metern schon wieder ausgestiegen war, um sich nur ja nicht zu verlaufen) und hatte einen Bobby bewundert. Das war genug. Ehrlich gesagt, hatte sie aus London alles herausgeholt, was sie sich vorgestellt hatte.
    Und auch die Möwen hatten Glück – auf der Rückfahrt kotzte Martine noch ergiebiger, was sie dem Frühstück zuschrieb: ein Teller mit Bohnen, der, wie sie fand, bereits vor dem Verzehr ausgesehen hatte wie schon mal gegessen.
    Nicht, dass sie Wannes bei

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