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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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dich allmählich«, bemerkte Matteo.
    »Ziemlich viele Leute hier«, lenkte sie ab.
    »Ja, das ist gar nicht schlecht. Musik, Blick auf den See … so kann man in Ruhe reden, oder?«
    »Schon.«
    Jeder nahm einen Schluck Martini.
    Die Musik und die Stimmen machten eine Unterhaltung zwar nicht unmöglich, aber um zu reden, musste man zusammenrücken. Beide hatten die Ellenbogen aufgestützt. Andererseits bildete der Lärm einen Schutzwall, schuf eine Art Vertraulichkeit.
    »Ich weiß, wer du bist«, sagte Matteo, »ich habe Informationen über dich gesammelt.«
    »Ich nicht. Könnte ich erfahren …?«
    »Du kannst alles wissen. Aber eins nach dem andern. Du steckst in Schwierigkeiten, und zwar tiefer als du ahnst. Forster wird in den nächsten Tagen anfangen, nach dir zu suchen, und zwar mit allen Mitteln.«
    »Hast du mich kommen lassen, um mir das zu erzählen …?«
    »Zehntausende von Franken. Oder Hunderttausende? Wieviel schuldest du ihm?«
    Lina machte Anstalten zu gehen.
    »Es reicht. Ich …«
    »Warte!«, hielt er sie zurück. »Ich kann dir helfen. Außerdem solltest du nichts überstürzen … schau mal dahinten!«
    Weiter hinten, fernab von der Atmosphäre des Lido und scheinbar fernab von allem entdeckte Lina den Mann, auf den Matteo gezeigt hatte. Er wirkte etwas deplaziert, war groß, muskulös, aber ohne das schwarze T-Shirt der Wachleute vom Lido. Stattdessen trug er einen unpassenden Nadelstreifenanzug und ein Baseballcap.
    »Wer ist das? Was willst du …?«
    »Warte, ich werde euch bekannt machen!«
    Der Koloss kam auf sie zu, und Lina fragte sich, ob sie am Ende nicht einen Fehler begangen hatte. Erst der Blonde mit seinen vielsagenden Blicken und jetzt dieser Gorilla, der ohne ein Lächeln auf sie zutrat, ihr die Hand gab und sich an den Tisch setzte.
    »Er heißt Elton«, erklärte Matteo. »Ein Freund von Forster. Wenn du findest, dass Elton ein seltsamer Name ist, sind wir ganz einer Meinung.«
    »Was wollt ihr?«, fragte Lina. Zum Glück befanden sie sich unter Leuten. Beim kleinsten Warnsignal war sie zur Flucht bereit.
    »Entspann dich«, meinte Matteo, »keiner will dir was Böses. Ich habe für dich vermittelt. Stimmt’s, Elton?«
    »Signor Forster sagt, dass er im Großen und Ganzen keine Einwände hat«, erklärte Elton. Dieser Gorilla hatte eine gepflegte Aussprache und eine sanfte Stimme.
    »Keine Einwände gegen was?«, fragte Lina, der die Situation allmählich immer absurder schien. Aber sie wusste, dass sie weder den einen noch den anderen ihrer Gesprächspartner unterschätzen durfte.
    »Gegen einen Vergleich«, erwiderte Elton. »Zumal Signor Forster über Ihre schwierige finanzielle Situation im Bilde ist.«
    »Sprich darüber, dass du keinen einzigen Franken mehr hast«, ergänzte Matteo, und Elton fuhr fort:
    »Bisher hat Signor Forster abgewartet, auch aus Achtung vor Ihrem Vater. Aber nun, wo sich Ihr Vater aus dem Metier zurückgezogen hat, bleibt als einzige Lösung jene, die uns Herr Marelli vorschlägt.«
    »Also ich!« Matteo lächelte. »Elton liebt große Worte. Allerdings liegen die Dinge tatsächlich so. Du brauchst Geld, Forster will seins wiederhaben. Und dein Vater war ein Profi, noch dazu einer der fähigsten.«
    »Aber …«
    »Banken, Geschäfte, Postämter, auch Villen und Privathäuser. Alles ohne Gewalt, mit dem nötigen Wissen und …«
    »Es reicht«, unterbrach ihn Lina. »Mein Vater führt jetzt ein anderes Leben.«
    »Aber er hat noch Beziehungen. Abgesehen von seiner Erfahrung, verstehst du?«
    »Ich bin sicher, dass sie versteht«, sagte Elton, der sich unterdessen eine Flasche Bier beschafft hatte. »Matteos Idee gründet sich auf eine Information bezüglich einiger ziemlich heikler Banktransfers.«
    Ein misslungener Abend im Kasino, dachte Lina, und schon lande ich hier. Elton beugte sich zu ihr vor und bewegte kaum merklich die Lippen, als würde er etwas auswendig lernen. Lina überlegte, was sie falsch gemacht hatte. An den andern Tischen flirteten die Mädchen und betranken sich. Weshalb war sie hier, um über Geld zu sprechen?
    »Es wäre eine gute Gelegenheit für uns alle, aber leider fehlen uns einige Kontakte, von denen wir jedoch sicher sind, dass Ihr Vater sie hat.«
    »Entschuldigt«, sagte Lina, »aber Forster hat alle Kontakte, die er braucht, oder? Zu was …«
    »Signor Forster ist es nicht gewohnt …«
    »… wollt ihr mich da überreden?«
    »… auf diesem speziellen Gebiet zu arbeiten. Wir…«
    »Leute!« Matteo lächelte.

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