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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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vorgefallen war, aber es war zu einem versuchten Banküberfall gekommen. Drei arme Schlucker, die sich eine undichte Stelle zunutze gemacht und versucht hatten, Melato in die Quere zu kommen. Die Junker-Bank hatte über die Sache Stillschweigen bewahrt.
    Es wäre ärgerlich gewesen, das Geld zu verlieren. Aber Dufaux machte kein Drama daraus. Es amüsierte ihn, wer es sich alles zu Herzen nahm, wer den Finger erhob: Manager, Bankgeheimnis,Hedgefonds. Dufaux agierte in verschiedenen Ländern, und er wusste zu genau, dass die Welt ein Dorf ist. Im Allgemeinen gehörten gerade die Schweizer zu den besonders Ehrlichen … nun ja, außer Koller, zum Glück.
    Er schaltete den Computer aus, hob erneut den Kopf und sah auf die Küste. Jedes Haus stand noch an seinem Platz, und die Frauen plauderten noch immer in den Läden.
    Er inspizierte Kollers Abrechnung, aber nach ein paar Zeilen wurde es ihm langweilig.
    Er schwenkte den Wein im Glas, begutachtete die dunkle Farbe und nahm einen kleinen Schluck. Er behielt ihn im Mund, um den verschiedenen Geschmackskomponenten nachzuspüren. Dann schluckte er ihn hinunter und stellte das Glas ab. An der Küste gingen die Lichter an. Die Hügel verloren ihre Konturen, und die Grenze zwischen Strand und Meer verschwand.

Epilog
    Francesca zog die Kapuze hoch. Im Wald war es nicht besonders kalt, aber kaum hatten sie die Lichtung betreten, spürten sie den Wind. Er kam aus den Bergen, er kroch unter die Kleider und verursachte ein Frösteln zwischen Kopf und Schultern.
    »Er ist hier entlanggekommen«, sagte Contini. »Er hat ein paar Haare verloren, als er unterm Zaun durch ist.«
    »Weißt du, wo er hin ist?«
    »Keine Ahnung. Die Paarungszeit beginnt gerade, da sind die Männchen unberechenbar.«
    »Das sind sie immer …«
    »Was?«
    »Nichts.«
    »Wir sprechen von Füchsen, weißt du.«
    »Ja, natürlich.«
    Am Ende des Winters wirkt der Wald erschöpft. Alle Zweige sind vertrocknet, das verrottende Laub und die Kastanienschalen bilden einen Teppich. Aber Contini hatte unter seinen Füchsen eine wachsende Erregung bemerkt: Sie spürten den Frühling.
    »Bist du sicher, dass sie heute Nacht kommt?«, fragte Francesca.
    »Bestimmt. Wir müssen nur warten.«
    Sie bezogen dicht aneinandergekuschelt am Fuß eines Mäuerchens Stellung. Francesca legte den Arm um Continis Brust und schmiegte ihren Kopf in die Wölbung seines Halses.
    »Ist dir kalt?«, erkundigte er sich.
    »Ja.«
    »Wir gehen gleich.«
    Ein paar Minuten lang sprachen sie nicht. Dann unterbrach Contini die Stille, als wolle er an ein Gespräch anknüpfen, das in Wahrheit nie stattgefunden hatte.
    »Jedenfalls wollte ich dir sagen, dass ich beschlossen habe aufzuhören.«
    »Hm?«
    »Mit meiner Arbeit. Ich werde sie an den Nagel hängen.«
    »Was sagst du da?«
    »Ich habe es satt, Detektiv zu sein.«
    »Aber was willst du sonst machen? Was sollen wir machen?«
    »Ich weiß nicht. Ich werde eine andere Arbeit finden.«
    »Und wir?«
    »Was wir?«
    Francesca legte eine Pause ein. Manchmal war Contini ein bisschen schwer von Begriff. Sie schob ihre Hand unter sein Hemd, er fuhr zusammen.
    »Weißt du, dass wir uns hier verstecken wie zwei Teenager?«
    Contini lächelte nicht.
    »Wir warten auf die Füchsin.«
    »Natürlich«, Francesca küsste ihn auf die Wange. »Wir warten.«
    Schweigen.
    »Aber mach dir keine Sorgen, Francesca …«
    Schweigen.
    »Ich werde mir eine andere Arbeit suchen und die Dinge endlich in die Hand nehmen.«
    »Welche Dinge?«
    »Alles, ganz allgemein. Ich will einiges begreifen, und dann will ich anfangen …«
    Er beendete den Satz nicht. Aber er strich ihr mit der Hand über die Wange, und dann küsste er sie. Francesca schloss die Augen, obwohl es bereits dunkel war. Elia Contini, der einzige Mann, der dich für einen Kuss ins Gestrüpp schleppt. Der einzige, der sich zuvor verpflichtet fühlt zu fragen: Willst du meine Füchse sehen?
    »Hör mal, Contini …«
    »Hm?«
    »Ach nichts!«
    Die alte Füchsin war hungrig. Vorsichtig umrundete sie das Mäuerchen und kauerte im Gebüsch nieder. Sie kannte die beiden Gerüche: Einen brachte sie mit Lichtblitzen in Verbindung, den andern hatte sie auch schon ab und zu wahrgenommen.
    Es waren harmlose Gerüche.
    Aber bevor die alte Füchsin näher kam, prüfte sie eingehend das Terrain. Nachdem sie die beiden Gerüche ausfindig gemacht hatte, versuchte sie, mit gespitzten Ohren, alle Geräusche zu unterscheiden und jedes Warnsignal zu erfassen.
    Da … da

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