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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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war niemand.
    Die zwei Männer, die uns vorausgegangen waren, blieben stehen und drehten sich um. Ihre Blicke wanderten über unsere Nonnentracht und unsere Hauben. Ich hoffte, sie würden uns fernbleiben und uns ins Haus gehen lassen.
    Aber nein. Mir wurde bang, als die Männer auf uns zukamen. Einer von ihnen hatte einen krausen schwarzen Bart; der andere, jünger, war rothaarig.
    »Was habt Ihr im Dorf zu tun, Ehrwürdige Schwestern?«, fragte der Bärtige. »Ist vielleicht im Kloster nicht alles in Ordnung?«
    Schwester Agatha wich ängstlich zurück.
    »Wir wissen, dass Ihr nicht einfach rumspazieren dürft«, sagte der Rothaarige.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte ich zwei weitere Männer, die über die Straße auf uns zusteuerten.
    »Wollen sie dich auch abmurksen, Tom?«, rief einer der Neuankömmlinge.
    Inzwischen hatte John Schwester Agatha und mich erreicht. »Bleibt hinter mir«, murmelte er. »Das sind üble Burschen.«
    Der Mann, der die beleidigenden Worte gerufen hatte, versuchte, sich um John herumzuschlängeln. Er hatte wässrige Augen und einen wulstigen, höhnisch verzogenen Mund. »Ihr habt doch LordChester abgemurkst, stimmt’s? Habt ihm den Schädel eingeschlagen, als er unter Eurem Dach geschlafen hat.«
    »He, ein bisschen Respekt«, fuhr Tom, der Bärtige, ihn an.
    »Warum?«, gab der andere zurück, und sein Gefährte lachte.
    John rief tapfer: »Tretet den Ehrwürdigen Schwestern ja nicht zu nahe! Sie sind in wichtigen Geschäften hierhergekommen. Wenn ihr sie beleidigt, wird’s euch leid tun, das sag ich euch.«
    »Streite nicht mit ihnen«, bat ich John leise. »Es sind zu viele. Wir sollten sie lieber beschwichtigen. Lass es mich versuchen.«
    »Das sind gemeine Knechte, Schwester Joanna«, sagte Schwester Agatha. »Ihr dürft sie nicht ansprechen.«
    Der Mann mit den wässrigen Augen brüllte wütend: »He, Schwester, ich marschier auch nicht einfach bei Euch im Kloster rum und schimpf Euch eine alte Vettel. Nennt Ihr mich also nicht einen gemeinen Knecht!«
    Mit einem Fluch stürzte sich Tom, der Bärtige, auf ihn, und im nächsten Moment flogen, von Hohnlachen und wütendem Schimpfen begleitet, die Fäuste.
    Ich blickte am Westerly-Haus in die Höhe   – es schien niemand daheim zu sein. Aber wir mussten sehen, dass wir uns aus diesem Tumult heraushielten. Ich packte John mit der einen Hand und Schwester Agatha mit der anderen. »Schnell! Ins Haus.«
    Aber noch bevor wir loslaufen konnten, traf ein Schwall kalten Wassers meinen Arm. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass die Männer, die eben noch so herzhaft aufeinander eingeschlagen hatten, nun tropfend dastanden wie begossene Pudel. Ein hochgewachsener junger Mann nicht weit von ihnen, mit einem großen hölzernen Kübel bewaffnet, der jetzt leer war, rief mit schallender Stimme: »He, Männer, soll ich euch gleich noch eins auf die Rübe geben und euch vor den Büttel schleppen? Oder verschwindet ihr jetzt von der Straße?«
    Ich konnte es nicht glauben, der Mann war Geoffrey Scovill.
    Murrend zogen die Männer ab.
    Geoffrey warf den Kübel auf die Straße und wandte sich mir mit einem leicht spöttischen Lächeln zu.
    »Tja, Schwester Joanna«, sagte er, »was würdet Ihr nur ohne mich anfangen?«

Kapitel 34
    »Aber was tut Ihr hier?«, fragte ich immer noch verblüfft.
    Er lachte. »Was ich hier tue? Was tut
Ihr
außerhalb der Klostermauern mitten im Dorf und noch dazu nicht im besten Viertel?«
    Schwester Agatha erklärte herablassend: »Wir sind Euch keine Rechenschaft schuldig, junger Mann.«
    Er verbeugte sich. »Gut, dann gehe ich jetzt meiner Wege.«
    »Wartet«, hielt Schwester Agatha ihn erschrocken auf. »Ihr könnt uns doch jetzt nicht allein zurücklassen. Diese Männer können jederzeit wiederkommen.«
    Geoffrey verschränkte die Arme auf der Brust und wartete, Spott in den blauen Augen.
    Ich seufzte. »Schwester Agatha, wir müssen ihn ins Vertrauen ziehen.« Trotz ihrer Proteste berichtete ich Geoffrey in aller Eile von der Puppe und was der Fund möglicherweise bedeutete. Er hörte mir aufmerksam zu.
    »Und nun wollt Ihr höchstpersönlich diese möglichen Zeugen eines Verbrechens befragen?«, erkundigte er sich. »Warum habt Ihr nicht Richter Campion oder den Coroner unterrichtet? Oder meinetwegen auch mich?«
    »Wir wissen doch alle, dass Euer Urteil schon feststeht«, entgegnete Schwester Agatha.
    Ich beobachtete Geoffreys Gesicht.
    »Ihr seid auch nicht sicher, dass der Richtige festgenommen worden ist«,

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