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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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ich mich endlich würdig erwiesen hatte, das schien mir nun alles von einer jungen Belgierin genommen zu werden.«
    »Und Franky …«
    »… da lagen Sie ebenfalls richtig, Professor. Aber das ist jetzt alles egal, ich muss schauen, dass ich nach Frankreich komme. Ich weiß nicht, ob es ein Auslieferungsabkommen mit Belgien gibt, falls ja, reise ich weiter. Meine Familie hat auch eine Produktionsstätte in Montreal.«
    »Sie sind ein Mörder, Pierre. Und ein kaltblütiger noch dazu. Das sind Sie in jedem Land. Diesem Skandal können Sie nirgendwohin entfliehen.« Adalbert seufzte. »Es zeigt sich wieder einmal, dass ein großer Künstler nicht automatisch ein guter Mensch ist.«
    »In diesem Leben«, erwiderte Cloizel, »muss ich mich wohl mit einem davon zufriedengeben. Und jetzt verschwinden wir beide. Bevor das Licht wieder angeht, will ich die Stadtgrenzen hinter mir gelassen haben.«
    Sie kamen nur langsam voran, denn der Franzose löste die Machete keinen Millimeter von Adalberts Hals. Besonders die Treppe erwies sich als kompliziert. Doch danach war die Eingangstür des Museums nicht mehr weit.
    Die Flucht würde gelingen. Durch das Glas der Eingangstür war zu erkennen, dass Brügge noch immer im Dunkeln lag. Vor dem Museum war kein Blaulicht zu sehen. Hatte denn niemand mit einem tragbaren Telefonapparat die Polizei verständigt? Bietigheim fühlte, dass sein Hals aufgeritzt worden war, nicht tief, doch das Blut floss bereits unter den Kragen. Und mit ihm floss Angst seinen Körper hinab.
    Plötzlich veränderte sich die Luft.
    Intensiver Schokoladenduft erfüllte den Raum.
    Nur wenig Mondlicht fand den Weg hinein und spielte mit den Schatten. Es erweckte den Eindruck, als bewege sich eine der Wände langsam und lautlos seitlich auf Cloizel zu, der die Machete vor Aufregung immer tiefer ins Fleisch drückte. Dann ließ das Mondlicht es wirken, als erscheine ein Ziegelstein aus dem Nichts und sause auf den Kopf des französischen Chocolatiers zu – mit einer Wucht, die einem Dampfhammer glich. Das Geräusch des Aufpralls war dumpf und tief, als würde ein Schnitzel mit einem einzigen Schlag in die perfekte Dicke von vier Millimetern geklopft. Cloizel gab ein leises Stöhnen von sich und sackte zusammen.
    Die vermeintliche Wand prüfte kurz den Puls des Franzosen und trat dann grinsend zu Adalbert.
    »Hallo, Professore. Was machen Sie bloß für Sachen? Sie sollten andere Leute echt keine Klingen an Ihren Hals drücken lassen. Sehr ungesund.«
    »Pit!« Noch nie hatte Bietigheim sich so gefreut, ihn zu sehen.
    »Genau der, ich bin selber überrascht.«
    Adalbert konnte sein Glück nicht fassen. Aber irgendetwas stimmte nicht mit Pit. Er nahm den alten Freund in Augenschein. »Sie sind ja ganz naß! Und klebrig.«
    »Der Schokobär hat seinen Spitznamen etwas zu wörtlich genommen«, entgegnete Pit lachend.
    »Ich sehe deshalb davon ab, Sie kameradschaftlich zu umarmen. Obwohl mir sehr danach ist. Aus Dankbarkeit und weil ich mich ernsthaft um Sie gesorgt habe.«
    »Dann waren wir zwei. Ich mich nämlich auch.«
    Der Professor blickte auf den bewusstlosen Cloizel. »Sie haben äußerst fest zugeschlagen.«
    »Ich war ihm noch was schuldig. Kam wohl gerade richtig, oder? Die Bullerei wollte mich ins Hotel zum Umziehen bringen, aber als dieser Aspe fallen ließ, dass Sie irgendwas vorhätten, aber ihm gestern Abend nicht sagen wollten, was genau, da dachte ich mir: Pit, der braucht dich.« Er stupste Cloizel an, um zu testen, ob er immer noch bewusstlos war oder Nachschlag vertragen konnte. Im wahrsten Sinne des Wortes. »Der Aspe ist übrigens draußen.«
    »Und Benno?«
    »Der Held des Tages?«, fragte Pit.
    »Ist er das?« Schon in Adalberts Frage schwang Stolz mit.
    »Ist er. Obwohl Aspe arg irritiert war, dass Sie ihm sagten, er müsse Benno zurufen: ›Du darfst auf keinen Fall Pit finden! Nicht Pit finden!‹ Aber Aspe hat’s genau so gemacht, und ich hörte plötzlich ein Kratzen und Bellen am Tank.«
    »Welcher Tank? Es scheint, wir haben viel zu besprechen.« Trotz der Schokolade klopfte Adalbert dem Freund auf die Schulter.
    »Vor allem haben Sie mir noch einiges zu berichten. Schließlich haben Sie wieder mal den Mörder gestellt.«
    »Das wussten Sie doch von vornherein, oder?«, sagte der Professor. Und dieses eine Mal war es tatsächlich keine Eitelkeit, dieses eine Mal sollte es wirklich ein Scherz sein.
    »Ja«, antwortete Pit. »Das wusste ich wirklich. Ich war mir nicht sicher, ob ich

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