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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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komplett aus Schokolade.
    Die Skulptur der ersten Chocofee Brügges, die Skulptur von Beatrice Reekmans, der Frau, die auf genau dieser Arbeitsplatte tot gefunden worden war.
    Mit über der Brust verschränkten Armen stand der Jaguarkrieger daneben. Reglos.
    Bietigheim bemerkte, wie die verhüllte Jana Elisa da Costa, die mittlerweile hinter ihm stand, dem Jaguarkrieger Didier Kalou ein Zeichen gab. Erst dann sprach er.
    »Euch ist Schokolade wichtiger als Menschenleben! Noch immer haben nicht alle Chocolatiers meine Forderungen erfüllt, ja die Medien wissen nicht einmal davon. Deshalb bin ich wieder hier, damit alle es hören: Ich, der ich Jana Elisa da Costa hingerichtet habe, fordere, dass alle Teilnehmer der Weltmeisterschaft von nun an ausschließlich mit fair produzierten und gehandelten Schokoladen arbeiten. Ich schmelze diese Skulptur jetzt ein, und wenn sich bis zur vollständigen Verflüssigung nicht alle öffentlich zu meinen Vorgaben bekannt haben, wird heute noch ein weiterer Teilnehmer sterben.«
    Er entzündete einen großen Bunsenbrenner. Das Publikum wurde unruhig.
    »Hören Sie auf, Sie Wahnsinniger! Das ist Kunst! Unwiederbringliche Kunst. Ein Meisterwerk. Sehen Sie sich doch nur den Ausdruck ihres Gesichts an!«
    Es war Fred de Vaele, der sein Werk schützen wollte.
    »Nur Schokolade«, sagte der Jaguarkrieger ruhig. »Hoffen Sie, dass diese Skulptur zu mehr Gerechtigkeit führt.«
    Beatrice Reekmans Gesicht zerfloss in braunen Tränen. Wie Tropfkerzen in einer italienischen Korbflasche, einer Fiasco, wie sie in unzähligen deutschen Partykellern verstaubten.
    »Ich bekenne mich«, rief Edward Macallan von der anderen Seite des Saals.
    »Ich auch«, sekundierte Vanessa Hohenhausen.
    »Einverstanden«, sagte Jón Gnarr.
    Alle Augen suchten Pierre Cloizel, der nahe der Glastür stand. »Hat jemand die Polizei gerufen? Diesem Spuk muss ein Ende gesetzt werden!«
    »Bekennen Sie sich!«, rief die Menge. »Los, Mann! Jetzt sofort!«
    »Ich lasse mich nicht erpressen«, erwiderte Cloizel mit entschlossenem Blick. »Meine Familie lässt sich seit jeher von niemandem unter Druck setzen!«
    Beatrice’ Hals zerfloss, dann ihre Schulterblätter.
    Und nun geschah es. Das, worauf der Professor so gehofft hatte. Er beobachtete die Ereignisse wie eine chemische Reaktion, bei der eine Verbindung endlich die richtige Temperatur erreichte, um sich in einen anderen Aggregatzustand zu versetzen.
    »Hören Sie auf!«, brüllte Pierre Cloizel. »Sofort aufhören!« Er drehte sich um. »Wir können ihn überwältigen, er hat ja nicht einmal eine Waffe. Wir brauchen nur eine Axt oder einen Stein, um die Scheibe zu zerstören. Das ist kein Panzerglas, sondern ganz normales. Kommt, lasst uns dem Spuk ein Ende bereiten.« Aufrührerisch reckte er die Faust in die Höhe.
    »So viel Einsatz für Kunst?«, setzte der Professor ihm entgegen.
    »Er ist ein Mörder, er hat Beatrice Reekmans getötet, Jana Elisa und Franky!«
    »So viel Einsatz für die Gerechtigkeit?«, fragte Adalbert.
    »Ja, beides. Helfen Sie mir!«
    »Oder haben Sie Angst, dass wir den Kakaobohnenaufbrecher finden?«
    Cloizels Lippen formten Worte, doch keine drangen heraus.
    »Ich will Ihrem Gedächtnis sehr gern auf die Sprünge helfen. Der Kakaobohnenaufbrecher ist das mittelalterliche Werkzeug, mit dem Sie Beatrice Reekmans ermordet haben.« Wie von selbst bildete sich eine Gasse zwischen dem Professor und dem französischen Chocolatier. »Erinnern Sie sich noch an die Spuren in Beatrice Reekmans’ Hals, die tiefen Einbuchtungen durch die stumpf gewordenen Zacken? Erinnern Sie sich noch, wie oft Sie zudrücken mussten, bis ihr Genick schließlich brach?«
    Die Menschen wichen von Cloizel fort. Schockierte Laute waren zu hören.
    »Wovon …? Was soll das?«, stammelte der Franzose.
    »Die Tatwaffe musste weg. Schnell. Sie war zu groß, um sie einfach herauszuschmuggeln. Also wohin? Sie dachten wie ein Chocolatier. Und deshalb schmolzen Sie die Skulptur der Chocofee am Rücken auf, entfernten die Schokolade so weit, dass der Aufbrecher hineinpasste, und strichen alles wieder zu, natürlich so perfekt, dass es niemandem auffiel.« Bietigheim legte eine kurze Pause ein, um seinen Enthüllungen Nachdruck zu verleihen. »Als Nächstes standen Sie vor der Frage: Was tun mit der Schokolade, die der Mordwaffe weichen musste? Und noch wichtiger: Wohin mit der Leiche? Dann kam Ihnen eine zweite Idee: Sie würden den Leichnam selbst in eine Skulptur verwandeln

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