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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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sich ändern sollte. Aber spielte das überhaupt eine Rolle? Vielleicht war es ja einfach nur die Veränderung an sich, die wichtig war.
    Nach seiner Unterhaltung mit Jace waren die Tage wieder einfacher geworden. Travis’ Hütte außerhalb der Stadt war an jemand anderen vermietet worden, also hatte er die leeren Räume oberhalb des Mine Shaft in Beschlag genommen. Das alte Apartment war schmal und zugig, und die Küche bestand aus einer Kochplatte und einem Spülbecken, aber das würde erst einmal reichen. Travis brauchte nun weniger als früher; er hatte sich daran gewöhnt, nur mit leichtem Gepäck zu reisen.
    Max hatte Travis’ verbeulten grünen Pickup hinter dem Saloon geparkt, und eines Tages hatte Travis den Mut gefunden und versucht, den Wagen zu starten. Er hatte den Schlüssel im Zündschloß gedreht und gelacht, als der Motor mit einem Dröhnen ansprang.
    Danach hatte er sich im Alltag des Mine Shaft verloren. Moira Larsons Buchklub traf sich jede Woche im Saloon – steife Romane über Klassenunterdrückung waren dem scharfen und lebendigen Humor Evelyn Waughs gewichen. Die Cowboys der Dude Ranch hatten sich von Single Malt Scotch zu Martinis weiterentwickelt. Und Molly Nakamura brachte Gästen noch immer geduldig bei, wie man Papier zu Origami-Tieren wie Chamäleons und Affen faltete, und sie streichelte noch immer zärtlich über die Mutanten, die sie zustande brachten.
    Alles in allem war es gut, und es fiel leicht, wieder seine alten Gewohnheiten anzunehmen. Und dennoch …
    Gelegentlich – beim Putzen der Bar oder dem Fegen des Bodens oder dem Einsammeln leerer Biergläser – ertappte sich Travis dabei, wie er aus dem Fenster zu den felsigen Abhängen des Castle Peak hinaufsah und an den Wind dachte, der vom Berg herunterblies. Wie er ans Reisen dachte.
    Diese Reise ist vorbei, Travis. Du bist jetzt hier, wo du hingehörst.
    Er öffnete die Augen und atmete tief ein. Über ihm zischten elektrische Leitungsdrähte. Abfall tanzte die aufgesprungene Oberfläche der Elk Street entlang, zu funkelnden Auguren choreographiert. Ja, er kam.
    Er drehte das Gesicht in den herannahenden Wind, bereit, seine frische Umarmung zu fühlen, die Möglichkeiten zu erahnen, die auf seinen Schwingen reisten. Die Hirse, die zwischen den Planken des hölzernen Gehsteiges wuchs, erzitterte. Rochen aus Zeitungsseiten schwebten schwerelos über dem Boden. Touristen griffen nach ihren Hüten mit den grellen Produktnamen …
     … dann senkten sie die Hände und gingen weiter.
    Eine einzelne, heiße Windbö rollte die Elk Street entlang und erstarb dann in einem schlaffen Luftschwall. Die Drähte hörten auf, ihre Musik zu machen. Die Hirse verstummte. Die Zeitungsrochen landeten auf dem Boden.
    Schweißtropfen rannen Travis’ Stirn hinunter, und die staubtrockene Luft trank sie und ließ nur eine Salzkruste auf der Haut zurück. Da war kein neues Erwachen, keine Ahnung unendlicher Möglichkeiten. Nur die Sonne, die Zement und Holz und Staub backte, bis alles nach alten, trockenen Knochen roch. Er konnte sich nicht daran erinnern, daß es jemals so heiß gewesen war. Der Himmel war zu hart, das Tal zu leblos.
    Travis hob die Hand und berührte den polierten Knochen, der an dem Lederband um seinen Hals hing. In die Oberfläche waren drei parallele Linien eingeritzt. Er strich mit dem Daumen darüber. Ja, es war fast so, als wäre er nie weg gewesen. Aber er war weg gewesen. Und nichts würde jemals wieder wie früher sein.
    Travis seufzte, ließ den Talisman los und ging zurück in den Saloon.

3
    Die kühle Luft im Mine Shaft war Balsam für Travis’ Haut. Er begab sich hinter die Bar, griff in den Kühler und nahm sich eine Flasche Root Beer. Er drückte sie gegen die Wange, zuckte bei der kalten Berührung zusammen, seufzte und schloß die Augen.
    »Weißt du, Travis, die meisten Leute machen die Flasche zuerst auf. Macht das Trinken leichter.«
    »Die Leute können manchmal so langweilig sein.«
    Schnaubendes Gelächter ertönte. Travis öffnete die Augen und sah Max, der einen Karton mit Gläsern auf die Bar stellte.
    »Du bist seltsam, Travis.«
    »Das ist eine Erleichterung. Eine Minute lang fürchtete ich schon, ich hätte es nicht mehr drauf.«
    Max rollte mit den Augen und fing an, Gläser auszupacken.
    Travis verschränkte die Arme, lehnte sich zurück und sah seinem Angestellten bei der Arbeit zu. Max hatte den Saloon in den langen Monaten von Travis’ Abwesenheit gut geführt. Sogar besser als gut. Und

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