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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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überzeugt, das Wort gesprochen zu haben. Aber der Mann schüttelte nur den Kopf, lächelte wieder und legte einen Finger an die Lippen. Er stellte den Becher ab, dann tätschelte er Travis’ Hand. Travis versuchte erneut zu sprechen, aber die Erschöpfung bemächtigte sich seiner. Er bemerkte noch, wie man ihm etwas Feuchtes auf die Stirn legte. Das Licht zog sich zu einem Stecknadelkopf zusammen und verschwand.
    Danach wurde die Welt gelegentlich hell, um wieder in der Dunkelheit zu verschwinden, wie eine Leinwand, auf der die einzelnen Bilder eines Schwarzweißfilms flackerten. Gelegentlich nahmen in den Perioden der Helligkeit mühsam Bilder Gestalt an: der Mann in der braunen Kutte, dann ein leerer Stuhl, nackter Stein, Männer in helleren Kutten, die eng beieinanderstanden und murmelten. Einmal schwebten zwei Gestalten über ihm, die wie Elfen leuchteten, die eine in Onyx und Silber, die andere in Himmelblau und Gold. Es kam ihm so vor, als würde eine kühle Hand über seine heiße Stirn streichen und Linderung bringen.
    Laß nicht vom Leben ab, sagte die Goldelfe. Wir müssen gehen, aber wir kehren bald zurück.
    Dann beschlug die Linse seiner Sicht, und das Bild war verschwunden. Für lange Zeit blieb das Licht dann weg, und er fürchtete, daß das Ende gekommen und dies alles war, was es jemals geben würde. Dann schossen wieder die Flammen in die Höhe, und er wußte, es war noch nicht vorbei.
    Diesmal war das Feuer hartnäckig, als wollte es ihn voller Verzweiflung verbrennen, sein Wesen zu Asche reduzieren. Als die Flammen ihre höchste Stellung erreicht hatten, kehrten die Halluzinationen zurück. Zuerst waren da die Schatten, dann griffen Hände nach ihm, das hämisch grinsende Oval eines Männergesichts schwebte über ihm, ein Wort wurde geflüstert. Krond.
    Eine Stimme rief: »Verschwinde!«
    Er wußte, daß es seine Stimme war, aber er hatte keine Kontrolle über sie.
    Olrig hilf, er verbrennt. Könnt Ihr nichts tun, Bruder Eriaun?
    Das liegt jenseits meiner Macht, Großmeister.
    Nein, es liegt jenseits unser aller Macht. Wie so viele Dinge in diesem Zeitalter. Selbst Olrig kann uns nicht mehr helfen.
    Das Ende war nun nahe. Ein letztes Mal legte sich die heiße Dunkelheit über Travis, hüllte ihn ein wie die Falten einer schwarzen, glimmenden Kutte. Endlich verstand er. Er war jetzt das Brandopfer. Das würde seine Transformation sein.
    Feuer schmiedete seinen Körper zu einer Gerte. Sein Rückgrat krümmte sich durch, und er legte den Kopf in den Nacken, während er Luft aus seinen entflammten Lungen ausstieß und damit wieder einmal Worte formte, die nicht von ihm stammten.
    »Es wird dich verzehren!«
    Dann schlug das Feuer über ihm zusammen und verbrannte alles.
    Finsternis.
    Stille.
    Nach einiger Zeit … Licht.
    Eine schmale, graue Linie zeichnete sich gegen die Finsternis ab. Die Linie breitete sich aus, als Travis die Augen aufschlug.
    Er blinzelte, und das Licht dröhnte im gleichen Rhythmus wie das dumpfe Dröhnen in seinem Schädel. Aber es war erträglich. Sein Körper schmerzte, als wäre er mit Schlägen traktiert worden, aber wenigstens war er sich der kratzigen Decke bewußt, und er konnte Finger und Zehen bewegen. Sie waren also doch nicht verbrannt.
    Bevor ihm klar wurde, was er da tat, setzte er sich auf. Die Bewegung ließ ihn schwindelig werden, aber er biß die Zähne zusammen, und schließlich gelang es ihm, den Schwindel zu verdrängen. Als er sich kräftig genug fühlte, um die Augen zu öffnen, tat er es und blickte sich an dem kleinen, von Dämmerlicht erhellten Ort um.
    Es war keine Gruft, soviel war klar. Es war aber auch kein richtiges Schlafgemach. Es ähnelte eher einer Mönchszelle. Der Raum war kaum groß genug für die schmale Bettstatt, auf der er lag, und die steinernen Wände waren nackt. In Deckennähe war ein Fensterschlitz in die Wand hineingeschlagen worden, durch den das Licht einfiel. Die einzigen anderen Gegenstände in dem Raum waren ein Stuhl und ein Tisch, beides schmucklos und aus Holz gefertigt.
    Ein schleifendes Geräusch ertönte, und er sah rechtzeitig hin, um zu verfolgen, wie sich die niedrige Holztür öffnete. Ein kleiner, stämmiger Mann in einer braunen Kutte, der einen Becher und einen Krug trug, trat ein. Er blieb wie angewurzelt stehen, als er Travis sah. Dann grinste er schief und drehte sich um, um wieder zu gehen.
    Warte, wollte Travis sagen, aber heraus kam nur ein Krächzen. Die Tür schloß sich, und der Mann war

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