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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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sich ihm.
    »Nun, wen haben wir denn da?«
    Die Worte waren wie ein Lockruf, die Stimme weiblich, aber ihr Klang war hart und leblos.
    Eine andere Gestalt näherte sich. »Das ist nur ein Vogel, Shemal. Diese Böe muss ihn erwischt und zu Boden geschleudert haben. Wenn ich zu lange bleibe, wird man meine Abwesenheit im Schloss bemerken. Werft ihn den Hügel runter und lasst ihn sterben.«
    »Wirklich, Liendra?«, gurrte die eiskalte Stimme. »Dabei habe ich die ganze Zeit geglaubt, Euch und Euren Schwestern sei jedes Leben kostbar. Ich bin so erfreut, dass Ihr mir das Gegenteil bewiesen habt. Jedoch ist das hier nicht ›bloß‹ ein Vogel.«
    Die Frau, die man Shemal nannte, kniete neben Gauris nieder, umfing seinen Körper mit schlanken Fingern und hob ihn auf. Er kämpfte schwach dagegen an, dann gab er auf; er hasste es, festgehalten zu werden, aber er konnte ihrem Griff nicht entkommen. Er legte den Kopf schief, um die Frau anzusehen, die ihn hielt. Aber da war nur die Andeutung eines schmalen, weißen Lächelns in der schweren Kapuze eines Umhangs zu erkennen.
    Die andere Frau, die den Namen Liendra trug, trat näher heran; sie war hoch gewachsen, von majestätischer Haltung, mit rotgoldenem Haar. Über ihren Schultern lag ein hellgrüner Umhang, der sie vor der abendlichen Kühle schützen sollte.
    »Warum könnt Ihr nie ohne Rätsel sprechen, Shemal? Wenn der Vogel wichtig ist, dann sagt es mir.«
    »Jetzt hört aber auf, Liendra. Ich weiß, dass verglichen mit Euren Schwestern Eure magischen Kräfte nur schwach ausgeprägt sind. Ich habe Euch ja auch nicht deswegen ausgesucht. Aber Eure Zauberkräfte werden doch wohl dazu ausreichen, um zu spüren, dass das hier kein gewöhnlicher Vogel ist.«
    Liendra runzelte die Stirn; entweder sie nahm es tatsächlich wahr oder wollte das Gegenteil nicht zugeben.
    »Dieser Rabe ist einer seiner Boten«, sagte Shemal und strich über Gauris’ Federkleid. Er erbebte unter ihrer Berührung.
    »Wessen Bote?«
    »Und jetzt stellt Ihr Euch absichtlich dumm. Ein Bote desjenigen, der dafür sorgen wird, dass Ihr in dem Augenblick, in dem Ihr das erste Anzeichen von Schwäche zeigt, Euer Herz gegen eines aus Eisen eintauschen werdet.«
    Obwohl Liendra einen Umhang trug, fröstelte sie und verschränkte die Arme fester vor der Brust. »Euer Herr …«
    »Mein Herr?« Shemal lachte; es klang wie zersplitterndes Glas. »Ja, er glaubt wohl noch immer, er sei mein Herr. Aber am Ende dienen wir beide dem gleichen Herrn, das ist alles. Manchmal habe ich den Eindruck, er hat das nach all den Jahrhunderten vergessen – dass er sich daran gewöhnt hat, in Abwesenheit des Meisters zu herrschen.« Ein farbloses Auge schaute aus dem Inneren der Kapuze. »Und vergesst nie, Liendra, mein Herr ist auch Euer Herr.«
    Liendra schluckte. »Wenn das ein Bote ist, wie lautet dann seine Nachricht?«
    Shemal streichelte Gauris’ Federn, diesmal nur härter. »Sprich, Rabe. Was hat dein Meister dir aufgetragen, mir auszurichten?«
    Die Botschaft. Er musste die Botschaft ausrichten. Gauris öffnete den Schnabel, aber es kam nur ein leises Krächzen heraus.
    »Pst«, sagte Shemal. Der Laut erinnerte an eine verlöschende Kerze. Sie klemmte seinen Schnabel mit zwei Fingern zu. »Du brauchst die Worte nicht zu sagen. Ich kenne die Botschaft, die er mir schicken wird. Es ist viele Jahre her, dass ich zu seiner Domäne gereist bin. Er befiehlt mir, dorthin zu gehen und mich vor ihm auf die Knie zu werfen, damit er sicher sein kann, dass er mich noch immer beherrscht. Er, der einst als Sterblicher geboren wurde, während ich eine Göttin war!«
    »Shemal? Ich …«
    Die von dem Umhang verhüllte Frau erbebte und ließ Gauris’ Schnabel los.
    »Ja, Liendra. Ich habe es nicht vergessen. Es wäre nicht gut, würde Euch dieses Miststück Ivalaine hier entdecken. Schon bald wird sie ein Nichts sein, eine Puppe, mit der wir spielen können, aber noch ist es nicht so weit. Also lauft zum Schloss.«
    »Aber Ihr habt mir noch nicht gesagt, warum Ihr mich herbefohlen habt.«
    Wieder lachte Shemal. »Ich fürchte, unser gefiederter Störenfried hat mich abgelenkt. Ich wollte Euch nur Folgendes sagen, Liendra: Ich habe den gefunden, den wir suchen.«
    In Liendras Augen blitzte es auf. Sie trat einen Schritt vor, ihre Stimme bebte. »Ihr meint doch nicht etwa … den Runenbrecher?«
    »Nein, nicht ganz. Aber fast. Ihr müsst wissen, ich habe einen Runenbrecher gefunden.«
    Liendra runzelte wieder die Stirn. »Ich

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