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Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor

Titel: Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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manchmal bedeutet, alles aufzugeben, was man ist  …
    »Nein, Beltan«, flüsterte sie. »Gib dich nicht auf. Für nichts. Für niemanden.«
    Aber ihre Worte waren zu leise, um gehört zu werden.
    Das Schiff segelte weiter nach Osten, bis sie eines Tages einen silbrigen Ozean erreichten. Es wendete nach Süden und passierte eine felsige Küste, an der riesige Bäume ihre Äste einem grauen Himmel entgegenstreckten. Sie kamen zu einer großen Flussmündung, und am nördlichen Ufer sahen sie eine Stadt.
    Die Stadt war aus weißem Stein geschlagen, und in ihrer Mitte erhob sich ein schlanker Turm, der so silbern wie der Ozean war. Zuerst starrten sie die Stadt staunend an. Dann nahm der Wind zu, und auf dem Turm entfaltete sich ein Banner. Das Banner war so rot wie Blut.
    »Ewigsee«, murmelte Falken mit vor Trauer erstickter Stimme.
    Grace legte dem Barden die Hand auf die Schulter. An diesen Ort waren die Flüchtlinge nach dem Untergang von Malachor gekommen, zu dem Turm, den König Merandon Jahrhunderte zuvor mit Hilfe der Elfen erbaut hatte. Sie hatten eine strahlende Stadt gebaut, die den Geist und die Erinnerung an das Königreich ehrte, aus dem sie gezwungenermaßen flüchten mussten.
    Dann war der Runenmeister Kelephon gekommen, wie eine Schlange in den Garten, und das Paradies war von innen heraus verfault.
    Eine Zeit lang hielten sie den Atem an, da sie befürchteten, die Schwarzen Schiffe würden den Hafen verlassen und sie verfolgen. Aber das Weiße Schiff tauchte in eine Nebelbank ein, und als sich der Nebel geklärt hatte, waren sie den großen Fluss schon weit hinaufgesegelt, und die Stadt hinter ihnen war aus der Sicht verschwunden.
    Falken war davon überzeugt, dass es sich bei dem Fluss um den Farwander handelte, dessen Quellen Hunderte von Meilen im Osten lagen, in der Nähe von Kelcior in den Fal Erenn. Zuerst war der Fluss so breit, dass Grace kaum die Ufer sehen konnte. Aber als die Tage und Meilen verrannen, kamen die Ufer immer näher.
    Schließlich gelangten sie eines schneeverhangenen Tages an eine Stelle, an der ein Fluss aus dem Süden seine stürmischen Fluten mit dem Farwander vereinigte. Das Schiff segelte diesen Fluss hinauf.
    »Das ist der Silberflut«, sagte Falken, als das Schiff flussaufwärts navigierte, angetrieben von seiner unbekannten Kraft. »Im Osten liegt Eredane.«
    Der Silberflut war schmal und rauer als der Farwander, aber für das kleine, flinke Schiff befahrbar. Hinter dem rechten Ufer begann eine große Ebene, und in der Ferne war der dunkle Rand eines Waldes zu sehen, der jeden Tag ein Stück näher ans Wasser rückte. Im Osten sahen sie Städte und Schlösser. Sie alle waren trostlos, von Ruß geschwärzt und von Wolken aus beißendem Rauch eingehüllt.
    »Bei Vathris, Eredane war nie so«, sagte Beltan, als sie eine dieser schrecklichen Städte passierten. »Was ist mit dieser Domäne geschehen?«
    Aber seine Frage wurde beantwortet, als sie die lange Prozession aus Menschen in schwarzen Kutten erblickten, die auf die Stadt zuschlängelte. Grace konnte den Gesang hören, aber sie waren zu weit weg, um die Worte verstehen zu können. Aber sie kannte sie trotzdem; in Omberfell hatte sie eine ähnliche Prozession erlebt, die das Gebet an den Raben intonierte.
    Von Zeit zu Zeit sahen sie weitere dieser Prozessionen. Wo sie hinmarschierten und welchem Zweck sie dienten, vermochte Grace nicht zu sagen, aber es hatte den Anschein, als würden die meisten Einwohner der Domäne an der Pilgerschaft teilnehmen, denn das Schiff kam ständig an verlassenen Höfen und Dörfern vorbei, in denen man die Felder und die sich darauf befindliche Ernte sich selbst überlassen hatte. Sie entdeckten mehrere Gruppen von Männern in schwarzen Rüstungen, die eine Straße entlangritten, die dem Ostufer des Flusses folgte. Anscheinend übten Kelephons Ritter in Eredane noch immer die Macht aus.
    Manchmal hatte Grace die Befürchtung, dass die Ritter Alarm schlagen würden, wenn das Weiße Schiff vorbeifuhr. Aber wenn die Ritter das Schiff sahen, ließen sie es sich nicht anmerken.
    Endlich ließen sie Eredane glücklicherweise hinter sich. Der Wald im Westen kam nahe an den Fluss heran, der noch schmaler wurde und sich mit spitzen Felsen und schäumenden Stromschnellen füllte, um die das Weiße Schiff vorsichtig herummanövrierte. Doch dann kam es nicht weiter, so klein es auch war.
    Es hielt an einer Stelle an, an der drei kleine Flüsse aufeinander trafen und zum Silberflut wurden. Keiner

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