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Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor

Titel: Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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indianischer Kriegstrommeln erfüllten. Meistens blieben die Wolken in der Nähe des uralten Berges, aber manchmal erreichten sie im Verlauf des Nachmittags auch das Tal und entluden sich mit dem Donnern einer Dynamitexplosion, so dass ein Regenschauer niederging, dessen Tropfen so groß und so kalt waren, dass jeder von ihnen an einen mit geschmolzenem Schnee gefüllten See denken ließ.
    Der Regen trommelte zehn Minuten mit der Lautstärke einer Herde Maultiere auf die Zinndächer Castle Citys und verwandelte die staubigen Straßen in rote, strömende Bäche. Dann hörte der Regen so plötzlich wieder auf, wie er angefangen hatte. Die Wolken schwebten aus dem Tal, die Sonne drang durch die dünne Bergluft und leckte die Pfützen auf. Und Erde und Himmel wurden so grün und blau wie die Glockenblumen, die im Schatten der Pension wuchsen und die Pate für deren Namen gestanden hatten.
    Manchmal, wenn Travis auf der Veranda saß, verspürte er den Wunsch, dass der Regen doch nur seine sämtlichen Sorgen wegspülen könnte, so wie er den Staub von der Grant Street fortgespült hatte, und ihm einen sauberen Anfang verschaffen könnte.
    Und was würdest du mit einem sauberen Anfang machen, Travis? Hier in Castle City bleiben, in diesem Jahrhundert?
    In gewisser Weise war das verführerisch. Er wohnte gern bei Maudie, und er hatte seinen Job im Mine Shaft. Darüber hinaus würde Jack Graystone bald in der Stadt eintreffen. Er stellte sich vor, wie Jack ihn bei der Arbeit im Saloon besuchte und um Hilfe beim Transport von Messinglampen oder mottenzerfressenen Stühlen bat oder welche unhandliche Ladung Antiquitäten er auch immer gerade erstanden hatte. Es würde wie in alten Zeiten sein.
    Zu alte Zeiten. Du gehörst hier nicht hin. Der Mine Shaft gehört dir nicht. Du kannst nicht bei Maudie bleiben, weil sie bald sterben wird. Und sie werden Sareth hängen.
    Er wartete den ganzen Nachmittag, aber an diesem Tag kam der Regen nicht. Nur die Wolken und der Donner, die die Luft mit einer knisternden Energie füllten wie kurz vor einem Blitzschlag.
    Um fünf Uhr drang der Geruch von gebratenem Fisch aus der Vordertür des Bluebell. Guenivere gähnte und sprang von Travis’ Schoß, zweifellos wollte sie sich auf die Suche nach Maudie und ein paar Stücken Regenbogenforelle machen. Travis griff in die Tasche und holte den Skarabäus hervor.
    Das insektenhafte Schmuckstück krabbelte über seine Handfläche, tastete mit den feinen goldenen Beinen. Der auf seinem Leib eingelassene Rubin glitzerte so rot wie der einzelne Blutstropfen, der sich noch in dem Skarabäus befand. Das Blut konnte sie nach Eldh transportieren, wenn sie das Tor-Artefakt benutzten, das oben zwischen den Deckenbalken ihres Zimmers sicher verborgen war. Aber welche anderen Wunder konnte man wohl mit ihm wirken? Sareth hatte erzählt, dass ein einziger Tropfen Blut des Gottkönigs Orú so mächtig wie das Blut von tausend Zauberern war. Und Travis war Zeuge geworden, welche Verwandlung das Blut des Skarabäus bei dem Mouraisch Xemeth ausgelöst hatte.
    Und was hatte er von dieser Macht gehabt? Der Dämon hatte Xemeth verschlungen. Orú selbst war von seinen eigenen Priestern in Ketten gelegt worden. Trotz seiner Macht – vielleicht auch gerade deswegen – war Orú in einen endlosen Schlaf gefallen, und seine Priester hatten sein Blut getrunken, um selbst magische Kräfte zu gewinnen; sie hatten die rote Flüssigkeit in diesen Skarabäen aufbewahrt. Vielleicht war Macht am Ende bloß so etwas wie ein Kerker. Oder ein Todesurteil.
    Seine rechte Hand kribbelte, als der Skarabäus darüber krabbelte; er konnte das unter seiner Haut eingebettete Symbol spüren. Jetzt war es unsichtbar, aber in dem Augenblick, in dem er eine Rune sprach, würde es silbern erstrahlen.
    Und was ist mit deiner Macht, Travis? Wird sie am Ende deinen eigenen Untergang besiegeln? Oder den deiner Welt?
    Bevor er auf diese Frage eine Antwort fand, erschien eine Gestalt mit hängenden Schultern auf der Grant Street und erklomm die Treppe zur Veranda. Es war Durge, und er blutete.
    Travis sprang auf die Füße und schob den Skarabäus in die Tasche. »Durge, alles in Ordnung?«
    Auf der linken Seite von Durges faltigem Gesicht waren kleine Schnitte zu sehen, auf dem Wangenknochen bildete sich eine Schwellung.
    »Es ist nichts«, sagte der Ritter mit seiner tiefen Stimme. »Eine von einem Unruhestifter geworfene Flasche, das ist alles. Sie traf mich, als ich Sareth das Essen ins

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