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Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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und die Schläuche blähten sich auf, bis sie beinahe platzten; dann wurden sie wieder dünn. Noch ein Hustenstoß. Wieder blähten sie sich auf.
    Danny versuchte zurückzukriechen, doch die Wände versperrten ihm den Weg. Er wollte nicht hier sein, wollte nicht sehen, was mit Sean geschah. Es gab nichts, was er tun, nichts, womit er seinem Freund helfen konnte.
    Doch Seans gesprungene Lippen bewegten sich, bildeten Worte. Danny konnte sie nicht hören, beugte sich vor, lauschte. Es waren flehende Worte. Plötzlich schlug Sean die Augen auf und blickte nach oben. Danny saß ein verzweifelter Schrei in der Kehle fest, als Seans pechschwarze Augen ihn suchten und fanden, versteckt hinter dem Metallgitter.
    Nicht Sean…
    Nein!
    Danny fuhr aus dem Schlaf hoch. Sein Herz hämmerte. Er lag in seinen zerwühlten Laken, und ein stummer Schrei hallte in seinem Kopf nach.
    Der Traum. Wieder einmal.
    Er wagte nicht, sich zu rühren, aus Angst, der Traum könnte ihn wieder umfangen und in den Abgrund ziehen. So war es jedes Mal. Der Traum zerrte immer noch an ihm, wenn er längst erwacht war. Erst wenn sein rasendes Herz sich allmählich beruhigte, verblassten auch die schrecklichen Bilder. Doch dieses Mal wurde er sie nicht los. Er erinnerte sich an jede Einzelheit, besonders an jene nachtschwarzen Augen und das Gesicht. Ein Gesicht, das er in diesem Traum noch nicht gesehen hatte.
    Adams Gesicht.
    Die Angst um seinen Freund schlug Danny auf den Magen. Adam war der älteste der Jungen, fast dreizehn, und der Einzige, der von Dannys Plan wusste. Sie hatten einen Pakt geschlossen. Adam sollte bleiben und auf die Kleinen aufpassen, während Danny zuerst seinen Vater finden und dann Hilfe herbeiholen wollte. Nun fürchtete er, dass es zu spät sein würde, wenn er zurückkam.
    Dann wäre Adam schon fort.
    Falls er, Danny, überhaupt zurückkam.
    Viel zu verängstigt, um wieder einzuschlafen, setzte er sich auf und schaute sich in dem stillen Blockhaus um. Callie schlief in dem unteren Bett, doch Ethan war nirgends zu sehen.
    Nachdem Sydney losgefahren war, hatten alle sich noch einmal hingelegt. Callie war es nicht gut gegangen, auch wenn sie es zu verbergen suchte. Danny machte sich Sorgen um seine kleine Schwester und hoffte, dass es kein Fehler gewesen war, sie auf die Flucht mitzunehmen. Dann dachte er wieder an seinen Traum, schauderte, und die Zweifel fielen von ihm ab. Er würde nicht zulassen, dass Callie so enden musste. Um keinen Preis.
    Ethan saß auf der Veranda und hatte eine Karte des Parks vor sich ausgebreitet. Am Stand der Sonne konnte Danny ablesen, dass Sydney schon seit Stunden fort sein musste. Er setzte sich auf die Stufen. »Müsste sie nicht schon zurück sein?«
    Ethan antwortete lediglich mit einem finsteren Blick.
    Danny fand, dass Ethan schlimmer war als die Wärter. Die taten wenigstens noch nett, wenn sie ihre Lügen erzählten. Ethan machte sich diese Mühe gar nicht erst. Er täuschte nichts vor; er machte keinen Hehl daraus, dass ihm die Anwesenheit Dannys und Callies nicht passte.
    Wäre Callie nicht gewesen, wäre Danny längst über alle Berge.
    »Was suchen Sie denn?«, fragte er, hauptsächlich, um Ethan zu ärgern.
    »Nichts.«
    »Und warum gaffen Sie dann so auf die Karte?«
    »Tu ich ja gar nicht…« Ethan seufzte und sah endlich auf. »Ich will mir nur ein Bild von der Gegend machen.«
    Anna hatte das auch so gemacht. »Unsere Position und die nächsten Städte und Dörfer. Die Straßen und wohin sie führen. So was in der Art?«
    »Ja.« Ethan lachte auf und wandte sich wieder der Karte zu. »So was in der Art.«
    Ermutigt machte Danny weiter. »Es ist immer gut, wenn man genau weiß, wo man ist. Wenn man weiß, was in der Nähe ist, und wie man am besten wieder rauskommt.«
    Er wartete auf eine Antwort. Als keine kam, fuhr er fort: »Jedenfalls hat Anna das immer gesagt.«
    »Sie sollte es ja auch wissen.«
    Danny schwieg einen Augenblick. »Wie spät ist es?«, fragte er dann.
    »Jetzt mach mal 'nen Punkt, Danny!«
    »Ich will doch nur wissen, wie spät es ist.«
    Ethan sah auf. »Sydney ist bald zurück.«
    Ach ja? Danny war da nicht so sicher. »Ich hätte mitfahren sollen.«
    Ethan gab keine Antwort.
    Danny nahm ein Stöckchen und bohrte in der Erde zu seinen Füßen herum. Ethan blickte immer so finster! Er befürchtete wohl, sein Gesicht könne zerbrechen, wenn er mal lächelte. Das einzige Mal, dass Danny ihn beinahe hatte lächeln sehen, war kurz vor Sydneys Abfahrt gewesen.

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