Die letzte Schoepfung
ausgeglichene Persönlichkeit haben, verheiratet sein und dazu noch einen IQ über 140 vorweisen.«
»Das schränkt die Auswahl aber gewaltig ein, findest du nicht?«
»Man wollte einen intelligenteren Genpool aufbauen«, sagte Sydney. »Das war die Idee, die dahinter stand.«
»Und du glaubst, dass Timothy Mulligan einer der Spender war?«
»Cooleys Leute haben nach passenden Spendern gesucht, und Mulligan wäre ein geeigneter Kandidat gewesen. Hoher IQ.«
Dem war eine gewisse Logik nicht abzusprechen. »Nette Theorie, mehr aber auch nicht.«
»Ich weiß, aber sie ergibt einen Sinn und erklärt auch, wie Mulligans Name in die Datei des Haven-Computers gelangen konnte. Außerdem stimmen Zeit und Ort. Mulligan hat seine Doktorarbeit Mitte der Achtziger an der Technischen Hochschule von Kalifornien geschrieben. Außerdem ist er so eingebildet, dass ihm der Gedanke, Gehirne wie das seine zu schaffen, bestimmt schmeicheln würde. Besonders, wenn er die Kinder, denen ein solches Superhirn gehört, nicht selber großziehen muss.«
Ethan dachte über ihre Worte nach und ging zum Fenster, um nach Callie und Danny zu sehen. Sie waren nicht mehr an der Schaukel, aber Dannys Rucksack lehnte an einem Stützbalken der Veranda. Weit konnten sie nicht fort sein. Ethan ließ den Blick rasch in die Runde schweifen und atmete ruhiger, als er die Kinder auf einem Findling nahe dem Waldrand sitzen sah.
Natürlich war ihnen von Texas aus niemand gefolgt. Es gab nicht viele Leute, die Ethans Spur verfolgen konnten, wenn er es nicht wollte, und auf dieser Fahrt nach Norden war er besonders wachsam gewesen. Er hatte immer nur mit Bargeld bezahlt, dreimal die Nummernschilder gewechselt und wenig befahrene Straßen gewählt, wo ein Verfolger leichter zu entdecken war. Einmal war er sogar auf der eigenen Spur zurückgefahren, um ganz sicher zu sein. Deshalb rechnete er nicht damit, dass Ramirez – oder wer immer die Kinder jagte – so rasch hier auftauchen würde. Doch er wollte kein Risiko eingehen.
Callie sah ihn und winkte.
Zerstreut hob er die Hand. Wenn Sydney mit ihrer Vermutung Recht hatte, wie hätte dann das fernere Schicksal der Kinder aussehen sollen?
»Okay, lass uns mal annehmen, du bist da einer Sache auf die Spur gekommen«, sagte er und beobachtete Callie, die ihren Bruder zu der Reifenschaukel führte und ihn dazu brachte, sie zu schaukeln. »Nehmen wir an, Timothy Mulligan war ein Samenspender. Das erklärt immer noch nicht, warum Danny und Callie an diesem seltsamen Ort vor der Küste von Washington State gelandet sind. Und auch nicht, warum dort immer wieder Kinder verschwunden sind, wie Danny behauptet.«
»Das weiß ich selbst!« Sydney hörte sich frustriert an. »Aber damit haben wir wenigstens einen Ansatzpunkt.«
Ethan wandte sich vom Fenster ab. »Wir können natürlich die Aufzeichnungen der Anlage überprüfen und…« Er hielt plötzlich inne, denn es machte ihn nervös, dass Sydney seinem Blick auswich. »Was ist?«
»Wir schaffen das nicht allein, Ethan. Wir brauchen Hilfe.«
»Willst du die Kinder etwa den Behörden ausliefern und sie wieder auf diese Insel verfrachten lassen?«
»Natürlich nicht. Ich weiß, dass da was faul ist. Ich habe zwar keinen Beweis, bin aber überzeugt, dass die Kinder das Ergebnis einer künstlichen Befruchtung sind und Timothy Mulligan ihr biologischer Vater sein könnte.« Sie schnaubte verächtlich. »Obwohl ich ebenso überzeugt bin, dass er keine Ahnung davon hat.« Sie tat die Bemerkung mit einer Handbewegung ab, als wäre sie belanglos. »Aber wer immer ihre Mutter ist – sie ist entweder tot oder hat die Kinder im Stich gelassen. Ich möchte wissen, welche von den beiden Möglichkeiten zutrifft und warum.«
»Was schlägst du vor?«
Sydney verschränkte die Arme. »Ich möchte meinen Freund Charles in Dallas anrufen.«
»Das hatten wir doch schon…«
»Hör mir erst zu, Ethan.« Abwehrend hielt sie ihm eine Hand entgegen. »Charles hat Beziehungen. Er hat Zugang zu Informationen über James Cooley und Haven, von denen wir nur träumen können.«
»Sei dir da nicht so sicher.«
Sydney ließ die Hand fallen. »Verletzt das irgendwie dein männliches Ego?«
»Hat nichts mit meinem Ego zu tun«, sagte er, obwohl er diesem Charles am liebsten an die Kehle gefahren wäre.
»Gut, denn Charles kann uns Informationen beschaffen und außerdem meine Eltern benachrichtigen, dass es mir gut geht. Sie sind wahrscheinlich krank vor Sorge.«
»Das ist zu
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