Die letzte Schoepfung
wegkommt. Dann seid ihr wieder auf euch allein gestellt.«
Anna nickte und führte das Mädchen zu einem alten Gartenstuhl unter dem Vordach. »Komm, Callie, du musst aus der Sonne.«
Ethan, aus der Verantwortung entlassen, ging in den Wohnwagen.
Er musste lange in den Wandschränken wühlen, um saubere Gläser aufzutreiben. Zu essen hatte er auch nicht viel. Er fand eine Schachtel Kräcker und ein halb leeres Glas Erdnussbutter. Das musste reichen.
Er hatte gerade angefangen, Wasser in die Gläser zu füllen, als draußen ein Motor ansprang. Ein paar Sekunden blieb Ethan stocksteif stehen, von seiner eigenen Leichtgläubigkeit gelähmt. Als er dann zur Tür kam, war Anna verschwunden. Der weiße Ford entfernte sich in einer Staubwolke, die die Kinder einhüllte.
»Verdammt!« Ethan knirschte mit den Zähnen und kam sich wie ein Trottel vor. Er hätte es besser wissen sollen und niemals dieser verlogenen…
Der Junge streckte die Hand nach dem Glas Wasser aus. »Wir sollen Ihnen von Miss Kelsey ausrichten, dass sie zurückkommt«, sagte er.
»Ja, klar.«
»Ich glaub's auch nicht.« Der Junge zuckte die Achseln und wirkte ebenso verwundert wie Ethan. Dann stellte er sich wieder neben seine Schwester. »Sieht so aus, als hätten Sie uns jetzt am Hals.«
»Den Teufel habe ich!« Ethan eilte wieder in den Wohnwagen.
Er kramte seine Autoschlüssel zwischen den zerwühlten Laken hervor, wo er sie in der Nacht hatte fallen lassen. Auf dem Weg durch seine winzige Küche schnappte er sich die Schachtel mit den Kräckern und warf sie dem Jungen zu. »Kommt, wir fahren ihr nach!«
»Aber Callie ist übel.«
»Ist mir egal. Ihr kommt mit.«
»Wollen Sie, dass Sie Ihnen den Truck voll kotzt?« Der Junge schnaubte verächtlich und nickte zu Ethans Pick-up hin. »Na, das würde in dem ganzen Dreck auch nichts mehr ausmachen, hab ich Recht?«
Dem Jungen gehörten dringend bessere Manieren beigebracht, doch Ethan hatte keine Zeit, mit ihm zu streiten. Außerdem sah das Mädchen wirklich bemitleidenswert aus. »Was hat sie denn?«
Der Junge reichte seiner Schwester ein paar Kräcker und presste die Lippen zusammen. Schließlich sagte er: »Ihr wird im Auto immer schlecht.«
»Ach ja?« Fantastisch – jetzt hatte er zwei Kinder am Hals, und einem wurde beim Autofahren schlecht. Ethan konnte es kaum erwarten, Anna in die Finger zu bekommen. »Okay, dann wartet hier. Bin bald zurück.« Während er in den Wagen stieg, ermahnte er die Kinder noch: »Rührt ja nichts an!«
»Keine Sorge.« Der Junge sah sich auf dem schäbigen Platz um. »Will mir doch keine Bazillen einfangen.«
»Klugscheißer.« Ethan legte den Gang ein und machte sich an die Verfolgung des Fords.
Gleichzeitig war ihm bewusst, dass er Anna wahrscheinlich nicht einholen konnte. Ihr Wagen hatte noch ziemlich neu ausgesehen, sein Pick-up jedoch pfiff schon seit geraumer Zeit aus dem letzten Loch. Für die normalen Fahrten reichte es noch, doch wenn er nun mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Nachmittagshitze der Wüste raste, konnte es der Schrottmühle den Todesstoß versetzen.
Aber das war Ethan jetzt egal.
Anna hatte diese beiden Kids bei ihm abgeladen, und das wollte er ihr nicht durchgehen lassen. Zum Teufel, er konnte kaum für sich selbst sorgen, wie sollte er da die Verantwortung für andere übernehmen? Nein, das war vorbei. Als er zum letzten Mal die Verantwortung für das Leben eines Kindes trug, hatte er auf schreckliche Weise versagt.
Er fuhr mit Vollgas und in Schlangenlinien, um den Schlaglöchern auszuweichen. Doch viel zu oft geriet er in eines hinein, und bei jedem Schlag dröhnte es schmerzhaft in seinem Schädel. Dennoch behielt er das Tempo bei und schaffte es in Rekordzeit bis zu der zweispurigen Asphaltstraße, die sich großkotzig Highway nannte.
Mit kreischenden Bremsen kam er auf dem Seitenstreifen zum Halten und hielt Ausschau nach dem weißen Ford.
»Mist!« Er hieb mit der Faust aufs Lenkrad.
Was hatte er denn erwartet? Dass Anna auf ihn warten würde? Dass sie ihm die Chance ließ, sie einzuholen? Anna doch nicht! Diese Frau war ein Profi und wusste genau, was sie tat.
Ethan bog auf den Highway und wandte sich nach Osten, in die entgegengesetzte Richtung zur Stadt. Anna würde nicht in ein Wüstennest wie Draco fahren, sondern in die nächste Großstadt, wo sie in der Menge untertauchen konnte. Wieder trat Ethan das Gaspedal bis zum Anschlag durch und ignorierte das verdächtige Klappern des bereits
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