Die letzte Zeugin
Sie werden trotz aller Hindernisse zu mir gelangen.«
»Elizabeth, Liz«, sagte Garrison und beugte sich vor. »Sie haben mir Schlüsselinformationen anvertraut, die zu Verhaftungen und Verurteilungen geführt haben. Vertrauen Sie mir jetzt auch. Ich persönlich werde für Ihren Schutz sorgen.«
»Ich will weder für Ihren Tod noch für den Kummer Ihrer Eltern die Verantwortung übernehmen. Ich verspreche Ihnen, wenn ich lange genug lebe, werde ich eher wieder davonlaufen als aussagen. Ich bin gut im Verstecken, und dann bekommen Sie meine Zeugenaussage nie.«
»Sie müssen uns glauben, dass wir nicht zulassen werden, dass Ihnen etwas geschieht.«
»Nein, das glaube ich nicht. Wem wollen Sie sonst noch mein Leben anvertrauen? Was ist zum Beispiel mit Agent Pickto?«
Garrison lehnte sich zurück. »Was ist mit Pickto?«
»Special Agent Anthony Pickto, achtunddreißig, arbeitet im Chicagoer Büro. Geschieden, keine Kinder. Seine Schwäche sind Frauen. Er mag sie am liebsten widerstrebend. Er hat Informationen weitergegeben, damit er im Gegenzug Zugang zu den Frauen hat, die die Volkovs aus Russland in die Staaten bringen und dann zur Prostitution zwingen. Ihn bezahlen sie ebenfalls, aber das ist sekundär. Er versucht herauszubekommen, wer der FBI -Kontakt ist – Sie, Agent Garrison. Er ist Ihnen dicht auf den Fersen. Wenn er erfährt, wer die Daten erhält, die zu diesen Verhaftungen und Razzien führen, wird man sie abfangen. Sie werden verhört, gefoltert, vergewaltigt. Sie werden Ihnen drohen, alle zu foltern und zu töten, die Sie lieben, und werden sich vielleicht auch eine Person als abschreckendes Beispiel aussuchen. Wenn Sie ihnen nicht mehr von Nutzen sind, bringen sie Sie um. Agent Pickto berichtet Ihnen, Assistant Director.«
»Ja«, bestätigte Cabot, »das stimmt. Das sind schwere Anschuldigungen gegen einen unbescholtenen Agent.«
»Es sind keine Anschuldigungen, es sind Fakten. Und es ist nur einer der Gründe, warum ich mein Leben nie in Ihre Hände geben würde. Ich werde Ihnen helfen, diese Leute vor Gericht zu stellen, ich werde Ihnen helfen, die Volkov-Organisation zu zerschlagen, aber ich werde Ihnen nicht sagen, wo ich bin. Wenn Sie es nicht wissen, können Sie diese Information auch unter der Folter nicht weitergeben.« Sie griff in ihre Tasche und zog einen USB -Stick heraus. »Überprüfen Sie die Informationen, die ich Ihnen zu Pickto gegeben habe, und dann fragen Sie sich, ob Sie diesem Mann mein Leben, das Leben von Agent Garrison und anderen unter Ihrem Kommando, anderen im Marshals Service anvertraut hätten.
Sie hätten mich nie gefunden. Ich bin freiwillig zu Ihnen gekommen. Ich gebe Ihnen alles, was Sie brauchen, und bitte Sie dafür nur, mich leben zu lassen. Lassen Sie Elizabeth Fitch leben, damit Julie, Terry und John Gerechtigkeit widerfährt. Und wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hat, lassen Sie sie sterben.«
»Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass es nach Ihren Wünschen passiert. Ich habe Vorgesetzte.«
Abigail wurde ungeduldig. »Glauben Sie, ich wäre zu Ihnen gekommen, wenn ich nicht wüsste , dass Sie genau das, worum ich bitte, genehmigen können? Sie haben die Macht dazu, Sie verfügen über die Beweise, und Sie können die richtigen Hebel in Bewegung setzen. Wenn es auf meine Art passiert, werden die Volkovs erledigt sein, in Chicago, in New York, in New Jersey und in Miami. Und Sie befreien das FBI und die Polizei von Mitarbeitern, die aus freien Stücken oder aus Angst für die Volkovs gearbeitet haben.«
Abigail konnte nicht mehr sitzen bleiben und eine Ruhe vortäuschen, die sie nicht empfand. Sie sprang auf. »Ich war sechzehn, und es stimmt, ich habe mich falsch verhalten. In einer einzigen Nacht meines Lebens habe ich die Regeln gebrochen. Aber ich habe es nicht verdient, dafür zu sterben, genauso wenig wie Julie. Wenn Sie mich gegen meinen Willen in Schutzhaft nehmen, dann wird dies an die Presse durchsickern. Und das ganze Land wird von dem jungen Mädchen reden, das zwölf Jahre untergetaucht war und jetzt das große Risiko auf sich genommen hat, um auszusagen.«
»Ist das eine Drohung?«
»Ja, das ist eine Drohung. Ihre Vorgesetzten wären nicht glücklich über die schlechte Presse, vor allem zu einem Zeitpunkt, wo sie versuchen, die Volkov- Bratva zu zerschlagen, vor allem, wenn angeblich unbescholtene FBI -Agenten wie Anthony Pickto beteiligt sind. Wenn Sie das Ihren Vorgesetzten erklären, dann haben Sie sicher noch zusätzliche
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