Die letzte Zeugin
Alle Vorsichtsmaßnahmen waren ergriffen. »Lass uns anrufen.«
Warten musste sie zwar alleine, aber sie fand es tröstlich, dass er sie sehen konnte. Während sie wartete, arbeitete sie, und als der Durchsuchungsbefehl für die Computer und Telefone von Cosgrove und Keegan bestätigt wurde, programmierte sie die Erpressermail so, dass sie in zwei Stunden losgeschickt wurde – das würde reichen, um die Überwachung zu installieren.
Ein Kiesel im Fluss, dachte sie, blickte direkt in die Kamera und lächelte.
Da sie sämtliche Aktivitäten beobachtete, wusste sie genau, wann das Flugzeug mit Assistant Director Gregory Cabot und Special Agent Elyse Garrison in Richtung Dulles International abhob.
»Sie sind jetzt auf dem Weg«, sagte sie laut, »und müssten in etwa einer Stunde und vierzig Minuten in Dulles landen.«
Sie blickte auf ihre Uhr und rechnete nach. »Gegen zehn werden sie im Hotel sein. Möglicherweise beobachten sie mich lieber noch bis morgen früh, aber ich glaube, sie kommen heute Abend schon zu mir, da sie glauben, so die Kontrolle übernehmen zu können.«
Sie stand auf. Am liebsten hätte sie die Vorhänge aufgezogen. Aber mit der richtigen Ausrüstung konnte man vom Nachbargebäude aus in einem bestimmten Winkel ihr Zimmer beobachten.
»Ich glaube, ich bestelle mir etwas zu essen. Dann können sie einen als Zimmerkellner getarnten Agenten schicken, um mich und das Zimmer in Augenschein zu nehmen. Vielleicht ist es ja hilfreich, wenn er ihnen bestätigen kann, dass ich hier allein bin.«
Sie bestellte einen Salat, eine große Flasche Wasser und eine Kanne Tee. Sie fand ihren einseitigen Dialog mit Brooks seltsam intim, schaltete aber gleichzeitig den Fernseher ein und ließ ihn leise laufen, wie es jemand alleine in einem Hotelzimmer wahrscheinlich machte.
Sie überprüfte ihr Make-up, ihre Perücke – am liebsten hätte sie beides entfernt – und brachte die Bettwäsche ein wenig durcheinander, als hätte sie auf dem Bett gelegen und ferngesehen. Als das Essen kam, öffnete sie die Tür und wies auf den Tisch im Sitzbereich.
Der Zimmerkellner hatte dunkle Haare, war kräftig gebaut und blickte sich mit flinken Augen um.
»Sind Sie geschäftlich in der Stadt, Miss?«
»Ja.«
»Ich hoffe, Sie haben auch ein wenig Zeit fürs Vergnügen. Guten Appetit«, fügte er hinzu, als sie die Rechnung abzeichnete. »Wenn Sie etwas brauchen, rufen Sie an.«
»Ja, danke. In der Tat … vielleicht könnten Sie noch Wasser oder vielleicht Kaffee bringen, wenn der Assistant Director und Special Agent Garrison eintreffen.«
»Wie bitte?«
»Ihre Schuhe, Ihre Augen und die Waffe unter dem Kellner-Jackett. Ich hoffe, Sie teilen dem Direktor und Agent Garrison mit, dass ich bereit bin, heute Abend mit ihnen zu sprechen.«
Und das, dachte sie, vermittelte eindeutig, dass die Kontrolle in ihrer Hand blieb.
»Es hat natürlich auch Zeit bis morgen, wenn sie es vorziehen, mich länger zu überwachen, aber ich habe nicht vor, irgendwohin zu gehen. Wenn wir uns heute Abend unterhalten, spart das Zeit. Und danke, dass Sie mir das Essen gebracht haben. Der Salat sieht gut aus.«
Er bedachte sie mit einem langen Blick. »Ma’am«, sagte er und ging.
»Das war nicht nur ein Impuls, und es war auch keine Angabe. Ich hatte einfach das Gefühl, dass wir besser vorankommen würden, wenn sie begreifen, dass ich Bescheid weiß. Der Kiesel ist in den Fluss gefallen, während ich mit dem FBI -Kellner gesprochen habe«, fügte sie hinzu. »Ich glaube, ich esse jetzt etwas. Der Salat sieht lecker aus.«
Brooks, der in seinem Zimmer ein paar Nüsse aus der Minibar kaute, schüttelte nur den Kopf.
Was für eine Frau er hatte.
Als sie fertig war, stellte sie das Tablett nach draußen vor die Tür. Viele Fingerabdrücke, dachte sie, und auch genügend DNA. Sie konnten ihre Fingerabdrücke überprüfen und noch mehr Zeit sparen.
Sie setzte sich hin, trank Tee, beobachtete ihren Monitor und dachte, dass sie jetzt am liebsten mit Brooks und ihrem Hund zu Hause in ihrem Garten wäre. Inzwischen wusste sie, wie schön es war, sich nach zu Hause zu sehnen.
Als es klopfte, schaltete sie den Computer aus und trat an die Tür, um durch das Guckloch den schlaksigen Mann und die athletisch gebaute Frau zu betrachten.
»Ja?«
»Elizabeth Fitch?«
»Würden Sie bitte Ihre Ausweise hochhalten, damit ich sie sehen kann?« Natürlich kannte sie ihre Gesichter, aber es wäre dumm gewesen, sich die Ausweise nicht zeigen zu lassen.
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