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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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zogen ab. Es wurde kälter. Das Mondlicht fiel voll auf die gespenstischen Reste von Arstrid und auf die Biegung des Flusses, der in der Dunkelheit silbern schimmerte. Darüber erhob sich auf der einen Seite eine nahezu senkrechte Felswand, auf der anderen Seite ein kaum weniger steiler Abhang, der jedoch aus Erdreich und einem Wald von riesigen Eichen bestand, zwischen ihren dicken, schwarzen Wurzeln hielten sie enorme weiße Granitblöcke fest, die hell im Mondlicht schimmerten.
    Beschützt von Yorsch und seiner kleinen Schar von selbsternannten Kriegern, vor allem aber vom bedrohlichen und steinharten Rücken des Drachen, traten sie einer nach dem anderen in die Schlucht ein. Robi kam an der Asche ihres ehemaligen Hauses vorbei, Tränen stiegen ihr in die Augen, mit den Händen strich sie an den verkohlten Mauern entlang, das war alles, was davon übrig war. Sie erinnerte sich, wie man sie vor zwei Jahren von hier fortgeschleppt hatte und wie sie eine Reihe von runden, gleichförmigen Flusskieseln ausgestreut hatte, um den Weg zurück zu finden. Seitdem hatte sie nicht mehr geweint. Ihr Hund Treu hatte versucht, sie zu beschützen, und war angeschossen worden. Immer wenn sie träumte, sie käme nach Arstrid zurück, kam ihr humpelnd Treu entgegengelaufen. Jetzt schaute sie sich um auf der Suche nach ihm, in der Hoffnung, er wäre dageblieben, um das Haus zu bewachen und auf sie zu warten, aber das war natürlich eine unsinnige Hoffnung. Kein Hund ist so treu, dass er Jahre und Jahre wartet. Die humpelnde Gestalt des Hundes tauchte nirgends auf. Tränen stiegen ihr in die Augen, liefen aber nicht die Wangen hinab, wie immer verschluckte sie sie.
    Sie mussten weiterziehen.
    Robi sah sich um. All die zerlumpten Menschen waren in der Schlucht und in Sicherheit. Yorsch und die anderen beschlossen den Zug der unfreiwilligen Helden, der sich jetzt vor dem silbern schimmernden Fluss abzeichnete; der Drache verschloss den Zugang zur Schlucht. Wie lange noch? Sobald er sich von dort wegbewegte, würden die Reiter angreifen, sie würden über sie herfallen. Die Reiter waren gut ausgeruht. Die Flüchtenden waren seit dem Morgen unterwegs. Einige ließen sich vor Müdigkeit auf den Boden fallen. Keine Geschichte der Welt hätte ihnen mehr Kraft zum Weitergehen geben können. Die kleineren Kinder wimmerten vor Kälte und Hunger. Auch Fleck konnte anscheinend nicht mehr. Und Blitz war ebenfalls stehen geblieben.
    Der Drache erhob sich zum Flug.
    Er breitete seine Flügel aus. Die großartigen grünen Bögen zeichneten sich im Mondlicht ab.
    Er war großartig.
    GROSSARTIG.
    GROSSARTIG.
    GROSSARTIG.
    GROSSARTIG.
    GROSSARTIG.
    GROSSARTIG.
    GROSSARTIG.
    GROSSARTIG.
    Er erhob sich in die Lüfte, verfolgt von einem Pfeilhagel, und sogar im schwachen Licht der Nacht konnte Robi sehen, wie das Blut rot aus den Wunden lief, die sich eine nach der anderen unter den dünnen Bauchschuppen auftaten. Wie im Traum hörte Robi Yorschs langes »Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeiiiiin« - eine vergebliche Anrufung, die im Dunkel verhallte. Eine letzte, riesige Stichflamme fuhr durch die finstere Nacht und erhellte sie vollständig. Die Eichen wurden von einer mörderischen Feuerlohe erfasst und gingen in Flammen auf, auch wenn sie triefnass waren. Die verkohlten Wurzeln gaben nach und ließen die Granitblöcke frei, die herunterzurollen begannen, mitgerissen vom Morast und dem, was von den noch lodernden Baumstämmen übrig war. Der Drache stieß mit aller Wucht gegen die letzten Felsbrocken, die den Hügelrücken stützten, dazu musste er aber in der Luft bleiben, Bauch und Brust seinen Angreifern preisgegeben und Pfeile und immer noch mehr Pfeile bohrten sich hinein.
    Es bildete sich eine enorme Lawine aus Erdreich, Steinen und Feuer, die mit einem fürchterlichen Donnern hinabstürzte und den Eingang zur Schlucht versperrte.
    Felsbrocken und Schlamm, Felsbrocken und Schlamm und nochmals Felsbrocken und Schlamm.
    Die ganze eine Seite des Gebirges war abgerutscht und hatte das Tal von Arstrid für immer verschlossen.
    Die Flügel des Drachen schlugen ein letztes Mal, dann stürzte Erbrow und verschwand für immer hinter dem unüberwindlichen Wall aus Erdreich, Felsblöcken, Morast und entwurzelten und zertrümmerten Bäumen, der sie jetzt schützte.
     
     
    Robi schloss die Augen. Alles wurde blau mit den Gestalten von ihnen allen, die sich vor dem funkelnden Meer abzeichneten.
    Wie hatte sie das zuvor nicht bemerken können? Da war nirgendwo

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