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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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sich verkehrt herum aufs Pferd, den Rücken nach vorn und das Gesicht nach hinten gewandt, sodass er die Menge zerlumpter Gestalten vor sich hatte, die sich in Bewegung setzten. Der Drache schloss den Zug ab. Unentwegt jammerte er über das Kopfweh und die Schmerzen in den Hinterbeinen, die bei jedem Schritt schlimmer wurden, ganz zu schweigen vom Rückenweh, aber er sprach immerhin so leise, dass man Yorschs Geschichte noch hören konnte. Die Geschichte nahm überhaupt kein Ende mehr, jedes Mal wenn man den Eindruck haben konnte, sie wäre zu Ende, ging es noch einmal los mit noch einer Begegnung, mit noch einer Entführung, noch einem Wiedererkennen, noch einer Bosheit, noch einem Duell... Die Sonne ging auf, der Boden wurde etwas trockener und fester. Die Beine wurden langsam müde. Die Lust, sich ein wenig am Wegrand niederzusetzen, nahm mit jedem Schritt zu. Die kleinsten Kinder durften abwechselnd auf dem Rücken von Fleck sitzen, aber die anderen mussten laufen. Yorsch war heiser geworden, aber er hörte nicht auf zu erzählen. Die Landstreicher hatten ihre Flöten hervorgeholt und begonnen, die dramatischsten Stellen mit Musik zu untermalen. Als die Bohnenprinzessin mit ihren Leuten vor den Riesen floh, war die Musik lauter und mitreißender geworden, und Yorsch hatte einen Moment Pause machen können, um etwas Wasser zu trinken. Als er weitererzählte, war die Geschichte ihrer eigenen merkwürdig ähnlich geworden. Da war eine Menge von Flüchtlingen, und sie konnten sich nur retten, indem sie immer weiter gingen. Robi hörte von ihrer Verzweiflung erzählen, ihren Hoffnungen, ihren Ängsten, ihrem Mut, und sie war wild entschlossen, nicht stehen zu bleiben, Schritt vor Schritt zu setzen und weiterzugehen, bis der Weg sie an das erträumte Ziel führte, ans Meer. Sie sah sich um: Auch auf den Gesichtern der anderen war die Müdigkeit verschwunden, untergegangen in der Geschichte, der sie lauschten und die sie von innen wärmte wie ein Feuer. Erschöpft war nur Yorsch, nicht nur weil er immer heiserer wurde, sondern auch wegen des leichten Zitterns in den Händen, das wieder aufgetreten war. Die Sonne neigte sich langsam nach Westen, nicht lang, und sie würde hinter den Schattenbergen verschwinden.
    Gleich nach der letzten Kurve, als die Überreste des Dorfes Arstrid sichtbar wurden, begriffen endlich alle, warum die Kavallerie von Daligar sie nicht verfolgte: Sie stand vor ihnen, sie hatte vor Arstrid Aufstellung genommen und versperrte ihnen den Zugang zur Gebirgsschlucht.

KAPITEL 21
    G rauen überkam Yorsch. Schritt für Schritt, Erzählung um Erzählung hatte er sie alle miteinander in die Katastrophe geführt.
    Niedergeschmettert blieb er stehen und stierte in die letzten Sonnenstrahlen, die auf den Rüstungen schimmerten.
    Er hatte sie in ein Massaker geführt. Stärker als alles war der Wunsch, nicht wählen, nicht entscheiden zu müssen. Stärker als alles war das Verlangen, jemand möchte sagen: »Mach dir keine Sorgen, mein Junge, ich bin da, ich kümmere mich darum.«
    Yorsch schwieg. Alle waren stehen geblieben. Der Drache trabte an der Marschkolonne entlang nach vorn und brachte sein Kopfweh und seine Schmerzen in den Hinterbeinen auf die Höhe von Blitz und Fleck. Die Sonne ging hinter den Gipfeln der Berge unter und warf lange Schatten. Dann verschwand alles hinter Wolken.
    »Was ist jetzt der Plan?«, fragte Erbrow trocken.
    »Hast du eine Idee?«, fragte Yorsch hoffnungsvoll.
    »Ich gehe nach rechts und du nach links und wir kesseln sie ein?«, schlug der Drache ironisch vor.
    »Im Krieg gegen die Trolle hat ein Drache das Grasland in Brand gesetzt und so ist es nicht zur Schlacht gekommen. Das war im vierten Jahrhundert der zweiten Runendynastie.«
    »Im fünften Jahrhundert der dritten Runendynastie«, berichtigte ihn der Drache. »Und es war Sommer. Ein glühend heißer, trockener Sommer, da genügte ein Niesen. Jetzt ist Ende Herbst. Siehst du dieses braune Zeug da am Boden, das sich zwischen den Grashalmen breitmacht? Das nennt man Schlamm. S-C-H-L-A-M-M. Schlamm hat vielfältige Eigenschaften, darunter die, pyroresistent zu sein, was das Gegenteil von ›entflammbar‹ ist, er entzündet sich nicht und brennt nicht. Wenn du willst, kann ich ein paar runde Brandflecken ins Gras brennen, vorausgesetzt, es regnet nicht, aber ich bezweifle, dass das sonderlichen Eindruck machen würde.«
    Yorsch und Erbrow sahen sich an. Die Nacht brach herein, und es begann, sacht zu nieseln.
    Robi

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