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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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kannst.«
    »Ach so, das. Doch, ich können vieles. Atmen, gehen, schauen, ich können auch laufen, sprechen... essen, wenn es geben was zum Essen...« Der Tonfall des kleinen Elfen wurde sehnsüchtig, mit einer Spur von Hoffnung.
    Die Frau setzte sich auf die Schwelle der Hütte. Sie senkte den Kopf und blieb dort. Dann stand sie auf.
    »Ich bring es ja doch nicht fertig, dich hier draußen zu lassen. Komm herein. Du kannst dich am Feuer wärmen.«
    Grauen malte sich in den Augen des kleinen Elfen ab und er wich zurück.
    »Ich bitte dich, Herr Mensch, nicht...«
    »Was hast du denn jetzt?«
    »Nicht das Feuer, nein: Ich sein immer brav gewesen. Bitte, Herr Mensch, nicht aufessen.«
    »Was...?«
    »Nicht aufessen.«
    »Ich dich essen? Und wie?«
    »Ich glauben, mit Rosmarin. Meine Großmutter haben das immer gesagt, als sie noch leben: Wenn du nicht brav sein, kommen ein Mensch und essen dich mit Rosmarin.«
    »Soso, das hat deine Großmutter über uns erzählt? Wie freundlich!«
    Das Wort »freundlich« entzückte den kleinen Elfen. Das kannte er. Er hatte das Gefühl, sich auf sicherem Gebiet zu bewegen. Er strahlte und lächelte.
    »Ja, das sein wahr, das stimmen. Großmutter sagen: ›Die Menschen sein Kannibalen, und das sein noch das Netteste, was man über sie können sagen.‹«
    Diesmal hatte es geklappt. Er hatte das Richtige getroffen. Der Mensch ärgerte sich nicht. Er sah ihn lange an, dann begann er zu lachen.
    »Für heute Abend habe ich schon etwas anderes zu essen«, versicherte ihm die Frau, »du kannst also hereinkommen.«
    Zögernd schlich der kleine Elf hinein. Draußen würde ihn die Kälte umbringen. Ob er so oder so ums Leben kam...
     
     
    Drinnen brannte ein Feuer aus Pinienzapfen und verbreitete einen herben, harzigen Duft.
    Zum ersten Mal seit Tagen war er im Trockenen.
    Über dem Feuer röstete ein Maiskolben.
    Wie in Trance starrte der Kleine ihn an.
    Dann geschah ein Wunder.
    Der Mensch zog ein Messer hervor, und anstatt ihn damit abzustechen und Hackfleisch aus ihm zu machen, schnitt er den Maiskolben durch und gab ihm ein Stück davon.
    Gewisse Zweifel an dem Menschen blieben dem Kleinen allerdings doch. Vielleicht war er nicht richtig böse, aber vielleicht wollte er ihn mästen, bis er Rosmarin fand. Den Maiskolben aß er aber trotzdem. Er verzehrte jedes Maiskorn einzeln, damit es so lang wie möglich vorhielt. Es war schon tiefe Nacht, als er damit fertig war. Er nagte auch den Strunk ab, dann wickelte er sich in seinen rauen, feuchten Mantel und schlief wie ein kleines Murmeltier neben den tanzenden Flammen ein.

KAPITEL 2
    D er Morgen war grau wie jeder Morgen. Das Licht drang durch die Ritzen in den Holzwänden der Hütte, und die schmalen Strahlen trafen auf die Rauchspiralen, die immer noch von der Asche des Feuers aufstiegen.
    Der kleine Elf erwachte mit einer merkwürdigen Empfindung. Er brauchte etwas, bevor er begriff: Ihm war nicht kalt, er hatte keinen allzu großen Hunger und keine eiskalten Füße.
    Das Leben konnte doch wunderbar sein.
    Und der Mensch hatte ihn auch nicht gefressen.
    Sehr vergnügt stand der Kleine auf.
    Ein Wollschal bedeckte ihn. Es war grobe, graue Wolle, mehr Löcher als Wolle, aber es war Wolle. Der Mensch hatte ihn zugedeckt.
    Deswegen hatte er keine eiskalten Füße. Er fragte sich, warum der Mensch ihn zugedeckt hatte. Vielleicht schmeckte er weniger gut, wenn er Husten bekam.
    Der Mensch war schon wach. Er machte sich an der Glut zu schaffen. Mit einer Art winzigen Schaufel schob er etwas davon in eine Eisenkugel voller Löcher, in der Stroh und ein schönes, trockenes Holzscheit waren.
    Der ganze Vorgang kam dem Kleinen maßlos albern vor, eben typisch Mensch.
    Er sagte nichts dazu, beschränkte sich darauf, den Schal zurückzugeben.
    »Den kannst du behalten«, brummte der Mensch. »Heute Nacht hast du gezittert vor Kälte.«
    Er hängte die rauchende Kugel unter einer Art winzigem Schirm aus zusammengenähten Häuten an einen Stab und legte ihn sich auf die Schulter.
    »Ich bin auf dem Weg in die Grafschaft Daligar«, sagte er unwirsch zu dem Kleinen. »Das ist oben auf der Hochebene. Es heißt, das Wasser fließt von dort abwärts und es gibt da noch Äcker und bestellte Felder.«
    Schweigen. Der kleine Elf fragte sich nach dem Sinn dieser Mitteilung.
    Vielleicht war das eine Höflichkeitsform, und er hätte als Antwort sagen müssen, wohin er unterwegs war.
    Bedauerlich, dass er nirgendwohin unterwegs war. Er beschränkte sich darauf,

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