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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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jede Silbe seinem Hirn eingeprägt hatten wie ein glühendes Eisen der Haut.
    Erbrow hatte die Bohnen aufgegessen, satt und zufrieden war er herübergekommen, um sich streicheln zu lassen.
    Wesen, die aus der Verbindung von Elfen und Menschen hervorgehen. Also waren Ehen zwischen Elfen und Menschen nicht immer unter Strafe gestellt gewesen, war man dafür nicht immer zum Scheiterhaufen verurteilt worden. Und tatsächlich, wenn er es genau bedachte: Dass sie verboten waren, bedeutete ja, dass sie möglich waren.
    Er hatte immer geglaubt, allein zu sein. Ein Junge allein. Ein Jüngling allein, ein Mann allein, ein Greis allein, der allein inmitten seiner Bücher stirbt. Allein oder in Gesellschaft eines Drachen.
    Aber nein! Er würde sich mit einem Menschenmädchen verbinden können. Allein bei der Vorstellung krampfte sich ihm das Herz zusammen. Ein Menschenmädchen würde menschlich sein, das heißt, nun ja, kurzum, das bedeutete, mit den menschlichen Wesensmerkmalen ausgestattet. Das Weinen, das wie Wasser aus Augen und Nase tröpfelt. Ein Nicht-Elf kann sogar Haare haben, die nicht blond sind, und Augen, die nicht blau sind. Löcher in den Zähnen. Es würde jemand sein, der totes Fleisch aß und Mücken mit den Händen zerdrückte. Mehr als das Herz war es sein Magen, was sich zusammenkrampfte.
    Und als ob das nicht schon genug wäre, die Kinder, die aus dieser Verbindung hervorgingen, würden etwas daherschwafeln von Prinzessinnen, die auf Bohnenfeldern verloren gegangen waren und in Maisfeldern wiedergefunden wurden.
    Dafür aber würde auch der kleine Drache, wenn er die Bibliothek jetzt nicht durch Brand und Einstürze zerstörte, seine Brutstätte haben. Einen geschützten Ort, Obst und jede Menge schwachsinniger Romane.
    Plötzlich fiel ihm die Prophezeiung von Daligar wieder ein.
    Da war die Rede von einem Elfen, der der mächtigste und der letzte sein würde. Er wusste nun, dass er das war. Der mächtigste und letzte Elf würde dem letzten Drachen begegnen. Yorsch schauderte bei dem Gedanken. Der letzte? Der letzte in dem Sinn, dass es jeweils nur noch einen Drachen geben würde, oder in dem Sinn, dass Erbrow sein Ei nicht mehr würde ausbrüten können und dass seine Art damit ausgelöscht wäre?
    Er meinte, sich zu erinnern, da habe gestanden, es sei sein Schicksal, ein Mädchen zu heiraten, deren Namen dem der Morgenröte glich, Tochter der beiden, die… Da waren noch zwei weitere Worte gewesen, aber er hatte sie nicht lesen können. Die Schriftzeichen der zweiten Runendynastie waren nicht so leicht zu entziffern, vor allem wenn einen jemand auf dem Arm trägt, der in vollem Lauf daran vorüberrennt. Wenn er nur die letzten Worte nach dem »die« hätte lesen können! Wenn nur der Jäger, der ihn auf dem Arm getragen hatte, ein bisschen langsamer geworden wäre! Dann hätte er Zeit gehabt zum Lesen und brauchte jetzt nicht über sein Schicksal nachzugrübeln. Freilich wären sie auch erwischt und gehängt worden, wenn sie langsamer gewesen wären. Das Hängen hätte also auch das Schicksal behindert; da waren ein paar Zweifel schon besser. Wenn er nur verstanden hätte, warum man sich in Daligar gar so sehr über sie geärgert hatte! Sicher, er war ein Elf, doch alles, was er mit seinen Zauberkräften in der Stadt Daligar angestellt hatte, war, ein Huhn wiederzuerwecken. Ein wunderschönes Huhn mit goldbraunen Federn.
    Es konnte nur er sein, der jemanden heiraten musste. Ein Mädchen, das das Morgenlicht im Namen trug.
    Er musste dem Drachen das Fliegen beibringen. Unbedingt musste er den Drachen das Fliegen lehren!
    Er hatte da eine Idee, die in der Praxis noch nicht erprobt war, aber durchaus funktionieren könnte.
    Yorsch machte sich auf den Weg zu den verschneiten Höhen.
    Erbrow trottete hinter ihm her, er hatte es schön warm in seinem Pelz und den grünen Schuppen.
    Der Elf zitterte vor Kälte. Indem er sich mit aller Macht auf die Empfindung von Wärme auf der Haut konzentrierte, konnte er Erfrierungen vermeiden, aber die Kälte war trotzdem furchtbar. Es gab immer weniger Pflanzen. Der Schnee wurde immer tiefer. Die leichten Schneefälle der vergangenen Tage hatten sich unten im Tal auf die Wiesen, hier oben aber auf den alten Schnee vom Vorjahr gelegt.
    Es gab da eine Stelle, die war perfekt. Er hatte sie von unten aus gesehen. Es war eine kleine Fläche über einer hohen, senkrechten Bergwand, zwanzig Fuß darunter lag ein großer Felsvorsprung. Noch weiter unten eine tiefe Schlucht,

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