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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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an diesen Rattenbraten, träumte sie von dem Moment am Abend, wenn sie ihr Stückchen Fleisch in den Mund schieben würde und alle sagen würden, wie gut sie und Robi waren, zwei echte Jägerinnen, und alle wären zufrieden und das gebratene Rattenfleisch würde krrrrk machen zwischen den Zähnen...
    »Robi hat sie erlegt«, beharrte Cala. »Wir hätten sie gegessen«, setzte sie untröstlich hinzu. Die Trauer über den zerplatzten Traum von ihrem kümmerlichen, schäbigen Bankett erstickte ihr die Stimme. Robi war noch immer sprachlos.
    »Man isst nichts, was gedacht hat«, sagte der Unbekannte mit sanftem Vorwurf.
    Die Aussage war dermaßen verrückt, dass Cala immerhin zu weinen aufhörte.
    Der Unbekannte stand auf, immer noch lächelnd. Er war der hübscheste Junge, den Robi je gesehen hatte. Wenn er nur nicht so vollkommen dumm gewesen wäre und etwas weniger ordinär gestunken hätte! Und etwas zu essen gehabt hätte! Mit einem so sagenhaft idiotischen Lächeln auf dem Gesicht wirkte er wie einer von denen, die sich das, was sie zu essen haben, wegnehmen lassen.
    »Können Ratten denn denken?«, fragte Creschio verwundert.
    Mit einer unbestimmten Bewegung zuckte Robi die Achseln, wenn Stramazzo denken konnte...
    »Aber was soll denn das heißen?«, fragte Creschio wieder.
    Robi zuckte wieder die Achseln, mit einer noch unbestimmteren Bewegung.
    »Ist das ein Elf, deiner Meinung nach?«, fragte Creschio wieder und senkte dabei die Stimme. Die Kapuze war dem Fremden vom Kopf gerutscht und sehr helle Haare und Spitzohren waren zum Vorschein gekommen.
    »Nein«, antwortete Robi bestimmt.
    »Wie willst du dir da sicher sein?«
    »Die Elfen mögen ja vielleicht Schurken sein, aber sie sind wenigstens schlau«, flüsterte Robi.
    Der Unbekannte sah sie an und lächelte noch intensiver, dann verbeugte er sich und sagte: »Yorschkrunsquarkljolnerstrink.«
    »Gesundheit«, erwiderte Robi höflich, wie Mama es ihr beigebracht hatte, wenn jemand nieste.
    »Ebenfalls Gesundheit«, sagte der Fremde. »Ihr könnt mich auch Yorsch nennen, wenn ihr wollt. Ich suche jemanden, der aus dem Dorf Arstrid kommt.«
    Cala und Creschio zeigten beide mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger auf Robi, die eine mit dem linken, der andere mit dem rechten Arm, denn sie standen zu beiden Seiten des Mädchens.
    Der Fremde starrte unverwandt auf Calas Händchen, an dem der Daumen fehlte. Er sah sie lange an, dann sagte er den idiotischen Satz: »Dir fehlt der Daumen!«
    Cala senkte den Arm und die Augen, beschämt und gedemütigt. Dieses Zittern kam wieder in ihre Unterlippe und ein paar stumme Seufzer erschütterten sie. Hasserfüllt sah Robi den Fremden an, sie träumte davon, groß und stark genug zu sein, um ihn mit Ohrfeigen zu bestrafen.
    Der Fremde ging auf Cala zu, nahm ihre linke Hand zwischen seine beiden Hände und hielt sie lange so, den Blick ins Leere gerichtet. Cala war erschrocken, aber merkwürdigerweise wich sie nicht zurück und versuchte auch nicht, ihre Hand zurückzuziehen. Auch sie stand da, die Augen ins Grünblau der Augen des Fremden versenkt, die ihrerseits im Leeren versanken. Der Fremde wurde blass, wurde aschfahl, ein Zittern erfasste ihn am ganzen Leib. Robi fragte sich, ob das vielleicht eine ansteckende Krankheit war, und ging hin, um Cala wegzuholen. Das war nicht nötig. Die großen, langen und schmalen Hände des Fremden öffneten sich und Calas schmutzige und verstümmelte Hand war wieder frei. Yorsch ließ sich auf die Knie fallen, da er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, und dann sagte er den zweiten idiotischen Satz: »Deine Hand kommt wieder in Ordnung, weißt du? Die Erwachsenen nicht, aber Kinder können wieder heil werden.«
    Gebannt starrte Cala ihn an. Robi wurde immer wütender. Noch einmal wünschte sie sich, groß genug zu sein, um ihn mit Ohrfeigen zu verhauen, mit Tritten und Ohrfeigen.
    Keuchend und immer noch auf den Knien, wandte sich der Fremde wieder an Robi.
    »Ich wusste, dass hier ein Kind ist, das aus Arstrid gekommen ist«, sagte er. »Jemand hat mit Steinchen eine Spur ausgelegt und so etwas macht nur ein Kind!«
    Kind? Creschio warf Robi einen Blick zu, unverkennbar der Blick, mit dem man Idioten ansieht, und Robi spürte, wie sie den Fremden aus ganzer Seele hasste.
    »Meine Verehrung, gnädige Frau, ich bitte dich, sag mir, was eurem netten Dörfchen zugestoßen ist und aus welchem Grund du dich jetzt hier befindest und zu welchem Zweck.«
    Bei den Worten »gnädige Frau«

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