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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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jedes Mädchen anstellen, um die sechs Kastanien und den halben Apfel in Empfang zu nehmen, die ihm durch die Freigebigkeit der Grafschaft Daligar zugeteilt wurden.
    Eine Ratte war Gemeinschaftsessen. Trauben, Brombeeren, Nüsse, Eier und Äpfel konnte sich jeder selbst besorgen, ohne irgendwem dafür Danke oder Guten Tag sagen zu müssen. Aber einer Ratte musste man, um sie bekömmlich zu machen, das Fell abziehen und sie braten, beides Dinge, die nur geschlossen von der gesamten Gemeinschaft der »lieben Gäste« des Waisenhauses vorgenommen werden konnten. Wie zufällig am Graben entlangschlendernd, gelang es Robi, sich Creschio und Moron zu nähern und ihnen von der Jagd zu berichten. Es tat ihr im Herzen weh. Das würde bedeuten, dass die beiden die Hälfte der Ratte für sich behalten würden. Die andere Hälfte würde unter allen anderen aufgeteilt werden, denn Häuten und Braten würden im Schlafsaal unter Verwendung des kleinen Kohlebeckens, mit dem er beheizt wurde, vor sich gehen, und das würde heißen, ein kleines Stückchen für jeden, aber ein kleines Stückchen ist auf jeden Fall besser als nichts, ganz abgesehen davon, dass es für alle ein Fest sein würde. Als der Moment der Essensverteilung gekommen war, übernahm Moron das allein, während Creschio mit Robi und Cala zu dem Brombeergebüsch eilte, um die Beute zu holen. Sie hatten den mittlerweile leeren Kastaniensack mitgenommen, um die Ratte darin verschwinden zu lassen und am Abend in den Schlafsaal schmuggeln zu können. Eine Ratte galt nicht als »Diebstahl« und es waren keine Strafen dafür vorgesehen, aber sie wäre trotzdem beschlagnahmt worden, weil das »Ablenkung von der Arbeit« war, ganz abgesehen von den Rügen wegen Undankbarkeit und Barbarei.
    »Wie konntet ihr nur«, würde Tracarna krächzen. »Bei all den guten Dingen, die es im Waisenhaus zu essen gibt, alles reichlich und gut zubereitet!«
    »Sie sind Wilde!«, würde Stramazzo schimpfen, aus seinem gewöhnlichen Zustand des Stumpfsinns heraustretend. »Kinder von Wilden, mit den Sitten von Wilden... zum Glück sind sie jetzt hier, und wir, die wir klug und weise sind, können sie erziehen...«
    Die tote Ratte war nicht mehr in dem Gebüsch. Oder genauer gesagt, sie war wohl noch da, aber nicht an der Stelle und in der Position, worin sie sie zurückgelassen hatten, nämlich steif und tot am Boden, sondern sie lag jetzt im Arm eines Kerls, der aussah wie eine Wolke auf behaarten Beinen, denn er trug ein unglaublich verdrecktes Hochzeitskleid, das er hochgeschlagen und in der Taille zusammengebunden hatte. Robi fragte sich, ob der Gesamteindruck etwas weniger lächerlich hätte sein können, wenn das Kleid etwas weniger dreckig gewesen wäre. Das Problem war aber nicht eigentlich der Schmutz, sondern vielmehr der unerträgliche und unverwechselbare Gestank nach Vogeldreck, der von ihm ausging. Sogar sie, die in einem heruntergekommenen Schafstall hausten und für die Waschen nicht vorgesehen war, außer wenn sie im Regen arbeiten mussten, fanden ihn unerträglich. Der Unbekannte hielt die Ratte auf dem Schoß, streichelte sie und redete mit ihr, als ob sie ein Verwandter oder ein enger Freund wäre. Selig sah die Ratte ihn an, während ihr Schwanz herunterhing und sanft hin und her wedelte. Offenbar hatte Robi sie nur verletzt, ebenso offenbar aber tat der Gestank nach Vogeldreck der Ratte gut. Die beiden sahen sich noch einen langen Augenblick voller Zärtlichkeit an, dann ließ sich die Ratte auf den Boden gleiten, entfernte sich träge und schlüpfte unter das Weißdorngebüsch. Nicht einmal in den zwei Jahren ihres Zusammenlebens mit Stramazzo hatte Robi eine auch nur annähernd so idiotische Szene erlebt, mit einem als Braut verkleideten und nach Vogeldreck stinkenden Typen, der eine Ratte streichelte, als wäre sie sein eigenes Kind.
    Entsetzt von der Absurdität der Szene, wich Cala einen Schritt zurück; Robi beruhigte sie, indem sie ihr rasch den Arm drückte. Sie hatte nichts zu befürchten, sie war ja da.
    Der Fremde bemerkte die Geste und lächelte.
    Der Erste, der sich wieder fasste, war Creschio: »Blöde Rotznase von einer bescheuerten Göre, du weißt nicht einmal, ob du eine Ratte getötet hast oder nicht«, zischte er voller Verachtung.
    »Aber sie war tot«, protestierte Robi fassungslos, nur das Staunen war ähnlich groß wie die Demütigung.
    »Jetzt ist sie es nicht mehr«, sagte der Unbekannte sanft.
    Cala fing an zu weinen. Seit Stunden schon dachte sie

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