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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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einem lang nachhallenden Klingeln, das man unentwegt durch die Straßen tönen hört.
In China fährt jeder Rad. Da private Autos so gut wie unbekannt sind, besteht der Verkehr in Shanghai aus Straßenbahnen, Taxis, Lieferwagen, Lastern und Flutwellen von Fahrradfahrern.
Wenn man zum erstenmal als Beobachter an einer größeren Kreuzung steht, ist man überzeugt, gleich ein größeres Blutbad mitzuerleben. Aus allen Richtungen strömen Fahrradmassen auf die Kreuzung. Laster und Straßenbahnen kacheln bereits darauf herum. Fahrradglocken bimmeln, es wird gehupt wie verrückt, und niemand macht irgendwelche Anstalten anzuhalten. Kurz vor dem unvermeidlichen Zusammenprall schließt man die Augen und wartet auf das grauenhafte Kreischen von zerreißendem Metall, das aber seltsamerweise ausbleibt. Man glaubt es kaum. Ein paar Dutzend Fahrräder und Laster sind geradeaus durcheinandergefahren, als seien sie nichts weiter als Lichtstrahlen.
Beim nächstenmal läßt man die Augen geöffnet und versucht zu begreifen, wie der Trick funktioniert; aber auch bei genauestem Hinsehen kann man die tanzenden, wiegenden Figuren nicht entwirren, mit denen sich die Fahrräder scheinbar körperlos und unter ständigem Klingeln aneinander vorbeibewegen.
In der westlichen Welt ist das Klingeln oder Hupen gewöhnlich ein Ausdruck von Aggressivität. Es beinhaltet eine Warnung oder eine Anweisung: »Mach Platz«, »Komm in die Socken« oder »Wie blöd bist du eigentlich, Schwachkopf?«. Wenn man auf einer New Yorker Straße ein Hupkonzert hört, weiß man, daß die Leute in einer gefährlichen Stimmung sind.
In China bedeutet das Geräusch, wie man mit der Zeit feststellt, etwas vollkommen anderes. Es bedeutet nicht: »Mach Platz, Arschloch«, sondern bloß ein fröhliches »Jetzt komm ich«. Oder vielmehr: »Jetzt komm ich jetzt komm ich jetzt komm ich jetzt komm ich jetzt komm ich .. .«, weil es niemals endet.
Während wir uns auf der Suche nach Kondomen durch die überlaufenen, lauten Straßen von Shanghai schlängelten, kam mir der Gedanke, daß vielleicht auch die chinesischen Radfahrer mit Hilfe einer Art Echopeilung navigieren. »Was denkst du?« fragte ich Mark. »Ich denke, daß du ein paar ganz schön seltsame Ideen hast, seit wir in China angekommen sind.«
»Ja, aber wenn man sich in einem Rudel Radfahrer durch die Gegend schlängelt und alles wie wild klingelt, führt das doch wahrscheinlich zu einer deutlichen räumlichen Vorstellung davon, wo sich alle anderen Radler befinden. Ist dir aufgefallen, daß keiner Licht an seinem Fahrrad hat?« »Ja...«
»Ich habe irgendwo gelesen, daß der Schriftsteller James Fenton mal versucht hat, in China nachts mit einem Fahrrad mit Lampe zu fahren, und von der Polizei angehalten und aufgefordert wurde, sie abzubauen. Sie sagten: ›Wo kämen wir denn hin, wenn alle mit Lampen an ihren Fahrrädern herumfahren würden?‹ Also müssen sie sich wohl auf ihr Gehör verlassen. Außerdem finde ich die innere Ruhe der Radfahrer bemerkenswert.« »Was?«
»Na, ich weiß nicht, wie man das sonst nennen soll. Diese bemerkenswerte, unbeschwerte Gleichgültigkeit, mit der ein Radfahrer schnurstracks in den Weg eines sich nähernden Busses fährt. Sie kommen gerade so um eine Kollision herum, die, wenn wir mal ehrlich sind, den Bus nicht besonders kratzen würde. Aber obwohl sie sich nur um knapp neun Millimeter verfehlen, scheint der Radfahrer das nicht mal mitzukriegen.«
»Was soll er denn da mitkriegen? Der Bus hat ihn doch verfehlt.«
»Aber nur haarscharf.«
»Aber er hat ihn verfehlt. Das ist der entscheidende Punkt.
Wenn du mich fragst, beunruhigen uns solche Beinahezusammenstöße nur, weil sie eine Verletzung unserer Freiräume darstellen. Die Chinesen machen sich nicht viel aus privaten oder persönlichen Freiräumen. Wahrscheinlich halten sie uns in dieser Hinsicht für völlig neurotisch.«

Der »Friendship Store« erschien uns, was den Kondomkauf anging, recht vielversprechend, nur hatten wir mit gewissen Schwierigkeiten zu kämpfen, unsere Kaufabsicht zu verdeutlichen. Von Ladentisch zu Ladentisch zogen wir durch das weitläufige Mammut-Kaufhaus, das aus vielen einzelnen Kabinen, Verkaufsständen und Ladentischen besteht, aber niemand konnte uns weiterhelfen.
Wir begannen an den Ständen, die aussahen, als ob sie medizinische Artikel verkauften, hatten aber kein Glück. Als wir die Stände erreicht hatten, deren Angebot sich aus Buchstützen und Eßstäbchen zusammensetzte, wußten

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