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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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»Edelweiß«, »Greensleeves« und »Auld Lang Syne«, in die sie gelegentliche Versuche einstreuten, »New York, New York«, »Chicago«, und »I Left My Heart in San Francisco« zu spielen.
Daran waren zwei Dinge eigenartig. Erstens taten sie das nicht nur wegen der Touristen. Dies war die Musik, die wir überall in China hörten, vor allem die ersten drei Titel: im Rundfunk, in Läden, in Taxis, in Zügen, auf den großen Fähren, die ununterbrochen den Yangtse rauf- und runterdampfen. Der Interpret war gewöhnlich Richard Clayderman. Falls sich irgend jemand mal gefragt hat, wer in aller Welt Richard-Clayderman-Platten kauft: Es sind die Chinesen, und von denen gibt es eine Milliarde.
Zweitens war eigenartig, daß die Musik ihnen sichtlich vollkommen fremd war. Na schön, es war ja auch unbestreitbar fremde Musik, aber es wirkte, als spielten sie sie aus einem Sprachführer ab. Jeder vom Trompeter aus dem Stegreif improvisierte Schnörkel, jeder zusätzliche Trommelschlag war durch die Bank ebenso hörbar wie schmerzhaft falsch. Genauso müssen sich die Inder gefühlt haben, als George Harrison in den Sechzigern mit dem Sitarspielen anfing, bevor es dann, nach kurzem Schwelgen, auch allen Nicht-Indern so ging; unbeholfene Wiedergaben indischer Musik haben die im Westen beliebte Musik nie ausstechen können. Wenn die Chinesen den entstellten Versionen von »Auld Lang Syne« und »Little Brown Jug« hingebungsvoll lauschten, hörten sie unbestreitbar etwas ganz anderes als ich, aber ich bekam nicht heraus, was es war.
Während des Reisens in China entdeckte ich mit der Zeit, daß es die Geräusche waren, die mich am meisten irritierten und durcheinanderbrachten.
Als wir in einer der gedämpfteren Ecken der Bar nach einem Tisch suchten, kam mir der Gedanke, daß die Delphine, nach denen wir suchen wollten, mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben mußten. Ihre Sinne müssen restlos überfordert und durcheinander sein.
Es fängt schon damit an, daß der Baiji-Delphin halb blind ist.
Und zwar deswegen, weil es im Yangtse nichts zu sehen gibt.
Das Wasser ist mittlerweile so trüb, daß die Sichtweite lediglich ein paar Zentimeter beträgt, und infolgedessen sind die Augen des Baiji durch Nichtgebrauch verkümmert.
Merkwürdigerweise lassen sich häufig Schlüsse auf gewisse, während der Evolution eines Tieres aufgetretene Veränderungen aus der Entwicklung seines Fötus ziehen. Es ist wie eine Zeitlupenwiederholung.
Die Augen des Baiji liegen, schwach, wie sie sind, ziemlich weit oben auf seinem Kopf, um das Beste aus dem bißchen Licht zu machen, das sie überhaupt erreicht, das heißt aus dem von oben.
Die Augen der meisten anderen Delphine liegen tiefer, an den Seiten des Kopfes, von wo aus sie alles wahrnehmen können, was um sie herum und unter ihnen vorgeht; und an genau diesen Stellen befinden sich auch die Augen des Baiji-Fötus.
In der Wachstumsphase des Fötus wandern die Augen dann jedoch allmählich an den Seiten des Kopfes nach oben, und die Muskeln, die normalerweise für die Abwärtsbewegung des Augapfels zuständig sind, geben sich nicht die Mühe, sich zu entwickeln. Unten gibt es nichts zu sehen.
Es könnte daher durchaus möglich sein, die vollständige Geschichte der Erderosion in den Yangtse durch die Augenwanderung eines Baiji-Fötus graphisch wiederzugeben. (Es könnte ebensogut möglich sein, daß der Baiji einen bereits schlammigen Yangtse vorgefunden und sich lediglich seiner neuen Umgebung angepaßt hat; wir wissen es nicht. In jedem Fall ist der Yangtse aber während der Geschichte der Baiji-Art wesentlich trüber geworden, und zwar vor allem durch menschliches Zutun.)
Um sich zurechtzufinden, muß der Baiji folglich einen anderen Sinn benutzen. Er verläßt sich auf Töne. Er hat ein ungeheuer feines Gehör und »sieht« durch Echopeilung, was bedeutet, daß er Folgen kurzer Schnalzer aussendet und auf das Echo achtet. Außerdem kommuniziert er mit anderen Baijis, indem er Pfeifgeräusche ausstößt.
Seit der Mensch den Motor erfunden hat, muß sich die Flußwelt des Baiji zu einem absoluten Alptraum entwickelt haben.
Die chinesische Infrastruktur ist eher bescheiden. Es gibt Bahnlinien, aber da diese nirgendwo hinführen, ist der Yangtse (der in China »Chang Jiang« – »Langer Fluß« – heißt) die Hauptverkehrsader des Landes. Er ist und war schon immer vollgestopft mit Schiffen – nur daß es früher Segelboote waren. Heute wird der Fluß ununterbrochen von den Motoren

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