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Die Libelle

Die Libelle

Titel: Die Libelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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Anforderungen des Mittagessens. Er zog gerade den Stopfen aus seiner Karaffe, als ihn eine Flut saftiger, schottisch-breit hervorgestoßener Flüche aus Mrs. Longmores Kabäuschen unten aufschreckte - ein Redeschwall, der mit der Forderung endete, sie solle ›den alten Bock aus seinem Schuppen rausrufen, sonst steige ich selbst hinauf und schnapp’ ihn mir‹. Quilley überlegte noch, wer von seinen herumzigeunernden Klienten sich dafür entschieden haben könnte, seinen Nervenzusammenbruch auf schottisch zu inszenieren, und das auch noch vor dem Lunch, trat dann zierlich auf Zehenspitzen an die Tür und legte das Ohr an das Paneel. Aber er erkannte die Stimme nicht. Gleich darauf polterten Schritte die Treppe herauf, wurde die Tür aufgerissen, und vor ihm stand die schwankende Gestalt von Long Al, die ihm von seinen gelegentlichen Vorstößen in Charlies Garderobe bekannt war, in denen Alastair während seiner eigenen sich lang hinziehenden Zeiten des Müßiggangs bei einer Flasche auf seine Freundin zu warten pflegte, wenn diese auf der Bühne stand. Alastair war verdreckt, hatte einen Drei-Tage-Bart und war stockbetrunken. Quilley versuchte in untadeligem Englisch zu erfahren, was dieses ungeheuerliche Benehmen zu bedeuten habe, doch das hätte er sich sparen können. Außerdem hatte er im Laufe seines Berufslebens eine ganze Reihe solcher Szenen erlebt und wusste daher aus Erfahrung, dass man nichts Besseres tun konnte, als so wenig wie möglich zu sagen.
    »Sie widerliche alte Tunte«, begann Alastair immer noch recht zivil und hielt Quilley einen zitternden Zeigefinger direkt unter die Nase. »Sie hundsgemeine, intrigante alte Schwuchtel. Ich werde Ihnen Ihren blöden Hals umdrehen.«
    »Aber weshalb denn, mein Bester?« sagte Quilley. »Warum?«
    »Ich ruf’ die Polizei, Mr. Ned!« ließ Mrs. Longmore sich entrüstet von unten vernehmen. »Ich wähle neun-neun-neun -sofort!«
    »Entweder, Sie setzen sich jetzt und erklären, was das Ganze zu bedeuten hat«, erklärte Quilley streng, »oder Mrs. Longmore ruft die Polizei.«
    »Ich wähle!« rief Mrs. Longmore, die dies bei Gelegenheit früher schon getan hatte. Alastair setzte sich.
    »Na, also«, sagte Quilley mit allem ihm zu Gebote stehenden Nachdruck. »Wie war’s mit einem kleinen schwarzen Kaffee, während Sie mir erzählen, was ich getan habe, um Sie so in Rage zu bringen.«
    Die Liste war lang; einen hundsgemeinen Streich habe er – Quilley - ihm gespielt. Und zwar um Charlies willen. Zu behaupten, eine Filmgesellschaft zu sein, die es gar nicht gab. Seinen - Alastairs - Agenten zu überreden, Telegramme nach Mykonos zu schicken. Sich dazu herzugeben, mit ausgebufften Freunden in Hollywood unter einer Decke zu stecken. Bezahlte Flugtickets, bloß, um ihn vor seiner Clique lächerlich, ja, zur Schnecke zu machen! Bloß, damit er die Finger von Charlie ließ. Nach und nach dröselte Quilley die Geschichte auf. Eine Filmgesellschaft aus Hollywood, die sich Pan Talent Celestial nannte, habe von Kalifornien aus seinen Agenten angerufen, erklärt, ihr Hauptdarsteller sei erkrankt, daher wollten sie sofort Probeaufnahmen von Alastair machen. Sie seien bereit, alles zu bezahlen, was nötig sei, um ihn herzuholen, und als sie hörten, er sei in Griechenland, hätten sie dafür gesorgt, dass ein von der Bank als gedeckt erklärter Scheck über tausend Dollar im Büro seines Agenten abgegeben wurde. Alastair sei mit qualmenden Socken aus dem Urlaub zurückgekommen und habe danach eine geschlagene Woche lang wie auf Kohlen gesessen, doch sei es nicht zu Probeaufnahmen gekommen. Halten Sie sich weiterhin bereit , habe es in den Telegrammen geheißen. Alles per Telegramm, wohlgemerkt. Verhandlungen schweben . Am neunten Tag sei Alastair, inzwischen halb wahnsinnig, aufgefordert worden, sich in den Shepperton Studios einzufinden. Fragen Sie nach einem gewissen Pete Vyschinsky, Studio D. Kein Vyschinsky weit und breit. Kein Pete.
    Alastairs Agent hatte die Nummer in Hollywood angerufen, wo ihm von der Telefonistin mitgeteilt worden war, Pan Talent Celestial habe dichtgemacht. Alastairs Agent rief andere Agenten an; keiner hatte je von Pan Talent Celestial gehört. Schicksal! Alastair konnte zwei und zwei genauso gut zusammenzählen wie jeder andere auch, und im Laufe einer zwei Tage währenden Sauftour zu Lasten seiner tausend Dollar Spesen war Alastair zu dem Schluss gekommen, der einzige Mensch, der ein Motiv habe und zu einem so miesen Trick imstande sei, sei

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