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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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die Tür ab und verbarrikadiere die Fenster. Komm erst im Dunkeln raus. Und dann verschwinde so schnell als möglich aus der Stadt.«
    Die Frau nickte bleich. »Habt Dank.«
    Doch der junge Patrizier hörte schon nicht mehr zu. Er eilte zum Pferd und schwang sich in einer geschmeidigen Bewegung in den Sattel. Dann gab der Patrizier seinem Pferd die Sporen. Er preschte durch die Gassen, einmal quer durch die Reihen der Leute, die versuchten, die brennenden Häuser im
Judenviertel zu löschen, und über die Fleischbrücke auf die andere Seite der Pegnitz. Er flog beinahe die Steigung zu Sankt Laurentius hoch, auf das Stadttor zu und befahl dem Büttel, das Tor zu öffnen. Mit ein bisschen Glück käme er noch rechtzeitig zum Klarissenkonvent. Er musste das Kind wegschaffen, bevor Luzinde dort war.

KAPITEL 30
    Die winterliche Sonne über Nürnberg hatte ihren Zenit überschritten. Noch immer zeigte sich keine Spur von Wolken am Himmel. Es war, als wolle der Herrgott ungehindert auf all die Dinge herabschauen, die in seinem Namen geschahen. Umgekehrt hing eine dichte und düstere Rauchwolke über dem Herzen der Stadt, denn ein leichter Wind war aufgekommen und blies die Asche durch die Gassen. Der Schnee färbte sich unter der Holzkohle grau.
    »Du hast ausgesehen wie die heilige Luzia«, sagte Wenzel unvermittelt.
    »Wie bitte?«
    »An dem Tag, als ich mit König Karl zur Kaiserburg eingeritten bin. Du hast ausgesehen wie die heilige Luzia. Mit einem Lichterkranz im Haar, gebadet in einem Strahl des Mittagslichtes. Der König hat gedacht, du wärst eine mahnende Ludmilla. Aber ich musste gleich an die heilige Luzia denken. Merkwürdig, nicht?« Als er auf sie herabsah, strahlten seine Augen.
    »Ja, merkwürdig«, murmelte sie. Sie standen vor der Mauer des Klarissenkonventes, doch Luzinde sah immer wieder zurück zur Stadt. Sie hoffte, dass Rebekka und Jakob es unversehrt aus dem Chaos hinausgeschafft hatten. Dann holte sie tief Luft und wollte die Tür zum Kloster öffnen. Die war verriegelt.
    »Lass mich mal«, sagte der Ritter und warf sich zwei, dreimal gegen die Holztür. Der morsche Riegel zerbarst, und die Tür war geöffnet.
    »Die Nonne, die wir suchen, heißt Elisabeth Stromer. Wenn wir die Magd Margaret Welser finden, hilft das auch.« Sie
schluckte. »Oder einen fünfjährigen Jungen. Er ist nach dem heiligen Johannes benannt.«
    Die beiden begannen, das kleine Kloster zu durchsuchen. Wo der Ritter auftauchte, flohen Frauen und Gesinde. Schließlich blieb nur noch die Klosterkirche übrig. In dem runden Chor der kleinen breiten Hallenkirche sammelten sich die Menschen wie eine Herde Schafe vor dem prachtvollen Altar um die Oberin Frau Agnes. Die stach aus der knienden und betenden Menge hervor wie ein mahnender Zeigefinger.
    »Ihr seid im Haus des Herrn!«, warnte sie, als Wenzel sich in voller Rüstung vor der Menge aufbaute. »Wagt es nicht!«
    Luzinde ließ ihre Blicke über die Menschen schweifen. Die Nonnen sahen in ihrem Habit alle ähnlich aus – sie erkannte Elisabeth Stromer nicht. Auch die Buben sah sie sich genauer an und spürte bereits die Enttäuschung. Zwei Buben waren da, der eine sah wie knapp zehn Jahre aus, der andere wirkte eher wie zwei oder drei.
    »Wo ist mein Sohn?«, fragte Luzinde mit bebender Stimme.
    »Du!«, stieß die Mutter Oberin aus. »Du hast mich doch wegen einer Stellung belogen. Was willst du noch?«
    »Wo ist mein Sohn?«, wiederholte Luzinde.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst!«
    »Ich spreche von dem Kind, das mir Schwester Elisabeth vor fünf Jahren geraubt hat. Das Kind, von dem sie mir sagte, es würde in Armut und Sünde aufwachsen, wenn ich es behielte. Mein Kind!«
    »Du bist ja toll«, sprach Mutter Agnes.
    Endlich erblickte Luzinde Schwester Elisabeth mit gesenktem Haupt hinter den anderen Nonnen. »Du hast mir das Kind damals weggenommen! Du hast mir eingeredet, es würde in der Hölle schmoren!« Sie erinnerte sich kaum an das Gesicht der Frau von damals, doch die Augen, die so kühl und berechnend
wie damals glänzten, würde sie nie vergessen. Luzinde ließ ihren Tränen freien Lauf.
    »Und es war besser so! Mit einem Bastard vor der Nase hätten dieWelsers noch mehr unter deiner Sünde gelitten«, meinte die Schwester kalt. »Wo hätte es auch sonst bleiben sollen? Bei dir, einer Sünderin? Dein Kind wäre mit dir auf der Straße gelandet. Es ist mit einer Glückshaube geboren worden! Weißt du eigentlich, wie begabt diese Kinder sind?«
    »Du hast

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