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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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Wahrscheinlich hatte man dadurch Schlimmeres zwischen Carmen und von Reichenbach verhindert können. Martin ersparte uns aber weitere Details.
    Â» Um zehn Uhr ist eine außerordentliche Dienstbesprechung « , sagte er schließlich. » Konrad bleibt besser bei dir, aber du solltest unbedingt kommen. «
    Â» Ich? Warum das denn? «
    Â» Carmen und ich wissen offiziell nicht, wo Konrad sich aufhält. Was du hingegen in deiner Freizeit tust, ist deine Sache. Kapiert? «
    Â» Martin, hör mal, ich bin da etwas mehr betroffen als … «
    Â» Ich weiß von nichts « , unterbrach er mich, » und ich will von nichts wissen. Komm zur Besprechung und gebrauch deinen Verstand. «
    Dann legte er auf.
    Konrad schlief fest, als ich kurz nach neun die Wohnung verließ. Bei meiner Ankunft in der Goldbachmühle hörte ich den alten von Reichenbach schon beim Betreten des Flurs durch die Tür zum Erzieherbüro wettern: » Er ist eine tickende Zeitbombe, das habe ich immer gesagt, dafür habe ich jetzt die Bestätigung. «
    Keiner schien sich aufzuregen, jedenfalls konnte ich keinen vehementen Widerspruch vernehmen.
    Laut klopfte ich an die Tür zum Erzieherbüro, drückte die Klinke herunter und betrat den Raum. Der Graf stand mit dem Rücken zu mir, groß und schlank wie sein Sohn, das Haar dicht und silbergrau. Ich setzte mich neben Lena, die mich fragend ansah, dann nach meiner Hand griff. Ich dachte gerade, wie gut es sei, dass Konrads Vater offenkundig noch auf seinen beiden Beinen stand und mit den Armen herumfuchteln konnte, da drehte er sich zur Seite. Jetzt konnte ich sein Gesicht sehen. Das rechte Auge war blutunterlaufen, über der Nase klebte ein breites Pflaster mit verkrustetem Blut daran, auf seiner linken Wange war eine Kompresse fixiert. Mir wurde schwindelig, und am liebsten wäre ich aus dem Zimmer gelaufen.
    Von Reichenbach hob die Faust. » Hans-Joachim, du wirst mir das bescheinigen, hörst du? Ich bestehe auf einem ärztlichen Gutachten deinerseits. Und wenn mein Sohn nicht bald hier aufkreuzt, werde ich ihn polizeilich suchen lassen. Ich schaffe es schon, dass man ihn wegsperrt, diesmal für immer! «
    Â» Herr von Reichenbach, bitte … « Carmens Stimme war schneidend und kalt.
    Der Angesprochene nahm sie gar nicht zur Kenntnis, tobte weiter, forderte sein Recht, was auch immer das sein sollte. Schließlich schrie er, dass man an den Händen seines Sohnes die gleichen Schmauchspuren finden werde wie an seinen eigenen, er aber habe sich nur verteidigt, Konrad hingegen …
    Währenddessen bemerkte ich, dass Professor Albrecht sich wie in Zeitlupe von seinem Platz hinter dem Schreibtisch erhob. Er begann seinen Arztkittel, den ich noch nie zuvor an ihm gesehen hatte, aufzuknöpfen, ganz bedächtig, Knopf für Knopf, als wäre dies eine spezielle Form der Meditation. Als alle Knöpfe offen waren, streifte er sich den Kittel ab und hängte ihn mit geradezu provozierender Langsamkeit über die Garderobe. Der Graf dagegen wurde immer hektischer, immer anklagender. Gerade holte er Atem für eine neue Drohung, als Hajo Albrecht ihm ins Gesicht sagte: » Erik, du kannst mich mal am Arsch lecken! «
    Von Reichenbach blieb der Mund offen stehen. Schließlich riss er die Tür auf, brüllte, man werde noch von ihm hören, und stürmte durch den Flur dem Ausgang zu. Sämtliche Anwesenden befanden sich in einer Art Schockstarre. Außer Professor Albrecht. Er blickte noch einige Sekunden auf die offene Tür, dann seufzte er zufrieden: » Das wollte ich schon lange einmal gesagt haben. «
    Carmen rührte sich als Erste. Sie ging zu ihrem Schwager und küsste ihn auf beide Wangen.
    Martin kam danach zu mir und beugte sich herunter, bis sein Mund dicht an meinem Ohr war.
    Â» Konrad hat maximal achtundvierzig Stunden, dann hat Reichenbach senior einen neuen Arzt aufgetrieben, der ihm das Gutachten für den Richter unterschreibt. Einer Einweisung Konrads steht dann nichts mehr im Weg. «
    Ich nickte, wusste aber immer noch nicht, was zu tun war. Zu Carmen sagte ich: » Es ist alles meine Schuld! «
    Â» Blödsinn! Schuld trifft höchstens diesen gemeingefährlichen Irren. Welcher normale Mensch lässt denn eine geladene Waffe bei sich zu Hause herumstehen und zögert keine Sekunde, sie auf ein über den Rasen laufendes Tier abzufeuern? Mit welcher Berechtigung wird man

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