Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
fuhr theatralisch herum, was die anderen veranlasste, nach Luft zu schnappen. „Das heißt, eigentlich kann ich dir nur einen nennen, aber der besteht aus zwei Worten.“
„Wir wollen hier nicht Scharade spielen, zur Pussy noch mal, Kate.“
„Wie wäre es mit einem Interview mit der medienscheuen DelawareO’Hunt?“ Erneut schnappten alle nach Luft.
„Das waren eigentlich weit mehr als zwei Worte …“, murmelte Federico. „Allein Delaware O’Hunt sind genau genommen ja schon drei Worte, und dann war da ja auch noch der Rest des Satzes, was uns näher an zehn heranbringt, obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob das O mit dem Apostroph mit dem Hunt zusammengerechnet wird. Weiß das einer von euch?“ Fragend schaute er sich im Zimmer um.
„Irgendjemand?“
„Zur Pussy noch mal, ich liebe Delaware O’Hunt, und das weißt du verdammt noch mal auch“, stieß Chad wütend hervor und ließ sich wieder in seinen Stuhl fallen, während er darüber nachdachte. „Kate Winters, ich schwöre, wenn du dieses Interview nicht zustande bringst oder es versaust, dann hast du es dir mit mir versaut und wirst rausgeschmissen.“ Dabei deutete er auf das Fenster. „Du kriegst jetzt noch mal offiziell Bewährung. Aber wenn du noch einmal irgendetwas Unerlaubtes veröffentlichst, fliegst du. Wenn du zu spät in die Redaktion kommst, fliegst du. Wenn du ein Paar Schuhe anhast, das mir missfällt, fliegst du.“ Ich blickte auf meine Schuhe und stellte fest, dass sie mir auch nicht sonderlich gut gefielen. „Du weißt, dass du nur noch hier bist, weil du mir Delaware versprochen hast und weil ein gewisser Jemand glaubt, dass du Talent hast.“ Federico deutete auf sich. „Ich bin mir da nicht so sicher, also werden wir jetzt erst einmal abwarten, wie sich deine Traumräuber- Idee entwickelt. Aber du wirst nichts mehr unter deinem eigenen Namen schreiben“ – tat ich sowieso nicht –, „du wirst dich von der nächsten Ausgabe fernhalten, und als besonderen Dank darfst du jeden einzelnen der Briefe lesen, die hier eingetrudelt sind und die wir nur dir zu verdanken haben. Ich werde dich so hart rannehmen, dass du überhaupt nicht mehr weißt, was, zur Pussy, dir geschehen ist. Jede einzelne Minute jedes einzelnen Tages wird dieser Job dich jetzt fordern. Also, tauch in die Briefe ein, such dir die besten aus und überarbeite sie für die Zeitschrift, in der ersten Person geschrieben, natürlich. Und wenn das Delaware-Interview fertig ist, schick es per Mail an Jenny. Es ist ja wohlklar, dass es unter ihrem Namen erscheinen wird, wir können ja unseren Leitartikel nicht von einem Niemand schreiben lassen, wofür bräuchte ich dann schließlich noch Jenny?“
Jenny wurde blass und blickte Chad in die Augen, nur eine Sekunde lang, ehe beide sich kriecherisch anlächelten. „Also!“, posaunte Chad und klatschte in die Hände. „Ich werde die kommende Ausgabe genau überprüfen, und ich lese langsam , das heißt, die Deadline für euch alle ist zwei Tage früher als sonst.“ Kollektiv stöhnte die gesamte Redaktion auf. „Sammelt euch, Leute, und lasst uns einen Moment innehalten. Schließt die Augen, holt tief Luft und lasst uns gemeinsam sprechen: ‚Wir danken der Pussy für die pussymäßig Dicken.‘“ Er warf seinen angebissenen Apfel über die Schulter, bevor er aus dem Konferenzzimmer marschierte. Alle warfen mir böse Blicke zu, alle mit Ausnahme von Federico. Der saß in der Ecke und spendete mir still Beifall, ehe er von etwas Unsichtbarem auf seinem Ärmel abgelenkt wurde.
„Na, schau mal einer an“, sagte er, nachdem alle anderen das Konferenzzimmer verlassen hatten. „‚True Love Magazine‘ jagt den von der Liebe gestohlenen Träumen nach; eine neue Richtung, eine neue Ära, was für den Rest der Belegschaft zusätzliche Arbeit bedeutet. Gut gemacht, Mädchen!“ Triumphierend rief er „Ja!“ und hob die Faust in die Luft.
Federico hatte recht. Die Sache war es wert, die Faust gen Himmel zu strecken und zu jubeln. Ich hatte endlich einen Weg gefunden, wie ich herausbekommen konnte, was Frauen alles verloren hatten, als sie sich verliebt hatten. Ich hatte ein virtuelles Förderband voller Möglichkeiten, mit denen ich mich beschäftigen konnte, um das zurückzuholen, was die Liebe gestohlen hatte; ich konnte Frauen helfen, wieder zu sich selbst zu finden, sich selbst zu verwirklichen; ich konnte – hoffentlich – ein wenig Glück und Freude verbreiten und darauf hoffen, dass es genauso
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