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Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

Titel: Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Garber
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krankgemeldet, war nie zu spät gekommen und hatte während der gesamten Zeit, in der sie für uns gearbeitet hatte, nur zweimal Urlaub gemacht; einmal, um mit ihrem Mann Len nach Ägypten zu fliegen, und einmal, als ihre jüngste Tochter, Ivette, geheiratet hat. Marys andere Tochter, Laura, ist lesbisch und lehnt jede Form von partnerschaftlichem Getue ab. Genau genommen lehnt sie ziemlich viele Dinge ab, unter anderem High Heels, Marmite-Brotaufstrich und Penisse; all diese Abneigungen manifestierten sich bei ihr im Alter von ungefähr dreizehn Jahren.
    „Offenbar“, hatte Grandma erzählt, als ich sie, zurück in der Großen Roten, von meinem Festnetz aus angerufen hatte, „ist Mary, unsere gute alte Putzfrau, mit ihren achtundsechzig Jahren besessen von … Benzinmotoren!“
    „Sie ist was ?“
    „Für Mary ist ein Automotor das, was ein französischer Skilehrer für dich ist, meine liebe Kate. Sie ist hoffnungslos unwiderruflich besessen.“
    „Grandma, ich war mit einem Skilehrer zusammen, na gut, technisch gesehen waren es wohl fünf französische Skilehrer, und der letzte hat mir das Herz in eine Million winziger Stücke zerbrochen, womit sich die Besessenheit erledigt hat. Und ich dachte, Marys Mann Len ist so eine Art Mechaniker oder Autohändler? Jedes Mal wenn Len sie bei uns abgeholt hat, kam er in einem anderen Auto vorgefahren. Einmal hat er mich und Peter Parker in einem gelben Ford Cortina zum Schwimmbad gefahren. Die anderen Kinder haben sich unglaublich lustig über uns gemacht.“
    „Len arbeitet als Postbote, Kate, doch er kauft alte Autos undmacht sie wieder flott.“
    „Okay, also haben Len und Mary die gleichen Interessen. Das ist doch toll für sie. Aber das ist nicht die Art von Geschichte, die ich suche. Ich will unterdrückte Träume, die negative Auswirkungen auf eine Beziehung haben, ich will wissen, warum Träume nicht in die Tat umgesetzt wurden. Und ich will den Frauen helfen, diese Dinge hier und jetzt zu verwirklichen.“ Damit begann ich, den ersten Stapel von Briefen durchzusehen.
    „Mary hat unerfüllte Träume. Sie möchte sich zur Automechanikerin ausbilden lassen. Sie möchte lernen, wie ein Verbrennungsmotor funktioniert. Sie möchte einen blauen Overall und eine Werkzeugkiste haben.“
    „Mary, die Putzfrau, will Mechanikerin werden? Bist du dir sicher, Grandma? Mary kam mir eher immer so, na ja, mütterlich vor. Ich hab sie nie in was anderem als ihrem Flanellkleid und einer Strickjacke gesehen. Und warum bringt Len es ihr nicht bei? Es hört sich doch so an, als wären sie und Len wie füreinander geschaffen, als hätte der Topf seinen Deckel oder der Ölmessstab seinen Öltank gefunden.“ Ich lachte über meinen eigenen Witz.
    „Mary findet, es sei lächerlich, wenn eine Frau die Ambition hat, Automechanikerin zu werden. Sie kann das äußere Bild, das sie von sich hat, nicht mit dem Bild eines Mechanikers in Einklang bringen. Und sie hat Angst, dass Len sich dadurch in seiner Ehre gekränkt fühlen könnte oder dass die Grenzen in einer im Wesentlichen ziemlich traditionellen Ehe mit spezifisch männlichen und weiblichen Rollen verwischen könnten.“
    „Hat Mary auch nur irgendetwas in der Art gesagt, Grandma? Das hört sich nämlich überhaupt nicht nach ihr an.“
    „Außerdem, wenn du deinem Ehemann nach jahrzehntelanger Ehe auf einmal mitteilst, dass du eine verborgene Leidenschaft hegst, fragt er sich vielleicht, was du ihm sonst noch alles verheimlichst. Für Len wäre das vermutlich eine Art Vertrauensbruch. Vielleicht würde diese Enthüllung an den Fundamenten ihrer Ehe rütteln; es würde eine Seite von Marys Persönlichkeit enthüllen, die sie bisher verborgen hat. Die Auswirkungen könnten sehrweitreichend sein, so wie bei einem großen Dominospiel, wo ein Stein nach dem anderen umkippt. Und wo wird das enden?“
    Und schon ging es los. Grandma redete geschlagene zweiundzwanzig Minuten und siebenunddreißig Sekunden lang über metaphorische Dominosteine und hörte erst auf, als jemand im Hintergrund zu flüstern begann. Dieser Jemand klang verdächtig nach dem Vietnamesen. Kurz darauf gab mir Grandma hastig die Telefonnummer und die Adresse von Mary, bevor sie auflegte. Also entschied ich mich, Mary anzurufen, um einen Termin mit ihr zu vereinbaren. Ich musste dringend einmal mit ihr über ihre geheimen Wünsche und verborgenen Träume reden.

Marys Haus | Außenbezirk von London
    „Die kleine Kate Winters! Sieh an“, sagte Mary, als sie mir

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