Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
wurden nebeneinandergesetzt und haben zusammen auf einem Zauberzeichner gemalt. Der Zauberzeichner führte zu einer tiefen und bedeutungsvollen, wenn auch einsilbigen Freundschaft.
Im Alter von dreieinhalb entdeckten Peter und ich den örtlichen Ententeich. Dort brachte ich ihn dazu, vierundzwanzig Kaulquappen zu essen, indem ich ihm weismachte, es wäre eine neue Art von Colaflasche. Während der nächsten elf Jahre aß er fast alles, was ich ihm aufgetischt habe, während ich ihm fast überallhin folgte. Das waren die Grundsätze unseres Universums, obwohl keiner von uns beiden wusste, wieso.
Ich war vier, als Grandma Josephine versucht hat, uns auf meiner Geburtstagspoolparty dazu zu bringen, uns zu küssen. Peter Parker brach in Tränen aus. Ich auch. Grandma hat das Beweisfoto noch immer in einem Silberrahmen in ihrer Villa in Pepperpots hängen.
Ich war fünf, als Peter ein anderes Mädchen auf einer anderen Poolparty geküsst hat, ganz freiwillig. Sie hieß Annabel, hatte ein Glücksbärchi dabei, und sie roch immer nach Erdbeeren. Diesmal war ich die Einzige, die in Tränen ausbrach.
Ich war etwas über sieben Jahre alt, als Peter Parkers Mutterganz plötzlich verstarb. Man hat mir nie gesagt, woran sie gestorben ist.
Als ich schließlich feststellte, dass Peter nicht mehr lächelte, war ich acht. Ich sah seine Vorderzähne nur noch, wenn er mit seinem Hund Jake spielte. Dann lachte und kicherte er, und manchmal, wenn er dachte, niemand würde ihn beobachten, stieß er einen spitzen Schrei aus. Wir wohnten nebeneinander, also habe ich ihn immer beobachtet.
Kurz bevor ich neun wurde, machte ich es zu meiner Lebensaufgabe, Peter Parker wieder zum Lächeln zu bringen, denn wenn er es tat, selbst wenn es nur eine Sekunde lang war, konnte er einen ganzen Raum zum Leuchten bringen. Ich habe mein Versprechen in die Rinde eines Baumes geritzt und mir mit einer Nadel in den Finger gestochen, bis es geblutet hat. Für Achtjährige war das das offizielle Bekenntnis für ein lebenswichtiges Versprechen. Der Baum steht noch immer, und eine kleine Narbe ziert noch immer meinen Finger.
Bis zum Alter von ungefähr vierzehn Jahren war ich mehr oder weniger ständig mit Peter Parker beschäftigt. Er war der Mann in meinem Leben – oder zumindest der Junge darin. Dann, direkt vor meinem fünfzehnten Geburtstag, wurde er plötzlich von seinem Vater weggeschickt. Anscheinend war er auf irgendeiner internationalen Schule in der Schweiz gelandet, so einer Art von Schule, in der es keinen formellen Stundenplan gibt, sondern nur Wert darauf gelegt wird, die Individualität der Schüler zu fördern. Peter hat sich nicht von mir verabschiedet, hat mir keine Nachricht hinterlassen, und ich habe nie wieder etwas von ihm gehört. Ungefähr zur gleichen Zeit schickten mich meine stets abwesenden Eltern auf die örtliche Gesamtschule, wo ich mich schließlich in einen Jungen namens Jim verliebte, der als Mittelstürmer im Fußballteam der Schule spielte und in der großen Pause Silk Cut Lights rauchte. Dort entwickelte ich – typisch Teenager – eine Nikotinsucht, mit der ich bis zum heutigen Tag zu kämpfen habe.
Der erwachsene Peter Parker ist ein gut aussehender, ausdrucksloser Mann. Er hat dichtes dunkles Haar, tiefe blaue Augen undden Teint einer erstklassigen Hollywoodschauspielerin. Seine Kleidung ist immer gebügelt, er riecht so, wie du möchtest, dass dein Freund riecht, und er besitzt die Fähigkeit, ungeheuer viel Wissen zu speichern. Grandma hat mir erzählt, dass er in der Schweiz seinen Bachelor in Physik gemacht, in Paris seinen Master und in Amerika einen MBA-Titel erworben hat. Inzwischen hat er sich auf erneuerbare Energien spezialisiert und darauf, trotz ständig gerunzelter Stirn gut auszusehen.
Was hat Peter Parker am liebsten? Hunde und jegliche Art von körperlicher Herausforderung, einschließlich Sit-ups.
Was tut Peter Parker am liebsten? Mit einem Hund laufen gehen sowie jegliche Art von körperlicher Herausforderung, einschließlich Sit-ups.
Mary, die Putzfrau – 68 Jahre alt
Mary, die Putzfrau, war pummelig, aber nicht dick, rosig, aber nicht rot, fröhlich, aber nicht witzig. Wenn sie Tee trank, hielt sie den Becher immer mit beiden Händen fest und presste ihn sich zwischen den einzelnen Schlucken immer gegen den Oberkörper, so als müsste sie ihr Brustbein wärmen. Mary hatte mehr als dreißig Jahre lang zweimal die Woche das Haus meiner Familie geputzt. Sie hatte sich in der Zeit nie
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