Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Verstärkungen heran, vier Militärhubschrauber schwebten ein. Sie mußten zu spät kommen. Ehe sie eingreifen konnten, war das Drama abgelaufen.
    »Es müssen Verrückte sein!« keuchte Cohagen und legte den Arm um Irene. Sie zitterte und war unfähig, zu denken. »Total Verrückte. Liefern uns hier eine Schlacht! Hast du das erwartet, Boris?«
    »Nein! So etwas hat es noch nicht gegeben …« Bubrow nahm mit beiden Händen Irenes Kopf und küßte sie. »Ich lebe«, sagte er tröstend. »Irininka, ich lebe doch! Sei ganz ruhig, hier sind wir sicher.«
    Neben ihnen ertönte eine gewaltige Explosion. Der Boden unter ihnen schwankte, der gepanzerte Wagen schien sich zu heben und zu schweben. Irene schrie auf und klammerte sich an Bubrow.
    »Das war das Haus!« sagte Cohagen heiser. »Sie haben mit irgend etwas das Haus in die Luft gesprengt.«
    »Raketen.« Bubrow legte beide Arme um die weinende Irene. »Darauf habe ich gewartet. Es war die einzige Chance, mich zu erwischen.«
    Das Holzhaus brannte, ein bizarrer Trümmerhaufen. Auf dem Golfplatz landeten die Army-Hubschrauber. Vierzig Soldaten rannten auf das flammende Chaos zu. Sie gerieten in das Feuer von Strelenkos Kommando und feuerten zurück.
    Dort traf es Wassili. Es erwischte ihn, als er zu den Bäumen zurücklaufen wollte. McDunne kniete neben dem leichten MG, blutete aus dem Mund und wußte, daß es vorbei war. Er hatte zwei Lungenschüsse, blickte in den warmen Nachthimmel und begann zu weinen. Mit seinem letzten Gedanken verfluchte er Strelenko.
    Auf der linken Seite arbeiteten sich Polizei, FBI und Militär gegen eine Buschgruppe vor. Hier lagen vier Russen und schossen auf alles, was sich vor ihnen bewegte. Es waren ausgebildete Scharfschützen – die Soldaten verloren zwei Mann. Als die Russen sahen, daß man sie einkesselte, sahen sie sich an, nickten sich zu, erhoben sich und gingen mit hochgereckten Armen aus ihrer Deckung heraus. Strelenko auf seinem Hügel schloß die Augen. Er bebte vor Wut. Die Abschußvorrichtung seines Raketenwerfers hatte geklemmt. Als die Rakete endlich herauszischte und das weiße Holzhaus auseinandersprengte, war es genau eine Minute zu spät. Bubrow und Irene saßen in dem gepanzerten Wagen.
    In dieser Minute wußte Strelenko, daß sich sein Leben erfüllt hatte. Es gab kein Zurück mehr. Das hier war eine Schlacht gewesen, er hatte sie verloren, und er war Offizier.
    Er griff in die Tasche, holte die verzögernde Sprengladung aus der Hülle, warf seine Lederjacke ab und riß aus der anderen Hosentasche seine Militärmütze, das schmale Schiffchen. Er setzte es auf, kontrollierte den Sitz und verließ den Hügel. Unter der Lederjacke war die Militärbluse der Roten Armee zum Vorschein gekommen, und bis auf die Hose sah er nun aus wie ein Offizier, der über das feuerleuchtende Manövergelände geht, nachdem die Übung beendet ist.
    Captain Swanton, unkenntlich unter dem Blut, das sein Gesicht übergoß, rannte mit sechs Soldaten in Richtung Golfplatz, woher die Rakete gekommen sein mußte. Er stutzte, als er den Offizier der Roten Armee auf sich zukommen sah, blieb stehen und starrte Strelenko an wie einen Geist.
    »Das gibt's doch nicht«, sagte er keuchend. »Das kann doch nicht wahr sein …«
    Strelenko ging ruhig weiter. Rechts, zur Straße hin, wurden die letzten zwei seines Kommandos erschossen, das zerstörte Haus war zu einer einzigen, riesigen Flamme geworden, die ihm mit ihrem flackernden Licht wie ein Fanal erschien. Er lächelte, hob die Hand an die Mütze, grüßte den sprachlosen Captain Swanton und ging ungehindert bis zu dem Panzerwagen, in dem Bubrow und Irene saßen. Dort hob er den rechten Arm, während aus seiner linken Hand, von keinem bemerkt, die Sprengladung neben den Wagen fiel.
    Moskau grüßt dich, Boris Alexandrowitsch, dachte Strelenko voll Triumph. Du hast noch sieben Minuten Zeit zu glauben, daß du der Sieger bist. Sieben Minuten, Genosse, schenke ich dir noch.
    Er drehte sich um, ging von dem Wagen weg, marschierte auf Captain Swanton zu und riß plötzlich aus dem Gürtel seiner Hose die Militärpistole.
    Hoch aufgerichtet, legte er sie auf Swanton an, und so, die Waffe von sich gestreckt wie auf einem Schießplatz, mit stolz erhobenem Kopf und einem traurigen Lächeln in den Mundwinkeln, trafen ihn die Garben aus neun Maschinenpistolen und durchsiebten ihn.
    Als erster stieg Cohagen aus dem Panzerwagen und sah sich um.
    Das Haus war eine einzige Flammensäule. Oberst Boone, der neben

Weitere Kostenlose Bücher