Die Liebenden von Sotschi
Der Chirurgie ist alles möglich. Oder ist es der mit den buschigen Augenbrauen und den dunklen Locken …?«
Ussatjuk ließ den Film weiterlaufen.
»Wir werden jeden dieser Männer herausvergrößern, ihre Gesichter zerlegen, Millimeter um Millimeter. Irgendwo im Umkreis von Irene Walther ist auch Bubrow! Er läßt sie nicht allein.« Ussatjuk blickte Butajew an. »Habe ich zuviel versprochen?«
»Er hat sein Gesicht geopfert?!« Butajew wischte sich über die Augen. »Darüber komm' ich nicht hinweg.«
»Verglichen mit dem, was ihn sonst erwarten würde, ist es eine Bagatelle«, sagte Ussatjuk kalt. »Aber auch das war umsonst! Wir werden ihn finden.« Er schaltete den Film ab und das Licht an. »Strelenko wird sich in allen New Yorker Spezialkliniken umsehen. Jeder Patient hat seine Karteikarte mit dem Operationsbericht. Wenn wir die haben, können Sie die Kiste Sekt liefern, Genosse General. Die Schlußphase ist dann nur noch ein technischer Akt.« Butajew konnte nicht umhin, Ussatjuk zu bewundern.
Man sollte meinen, ein so hübsches, fröhliches, herzerquickendes Mädchen wie Vanessa Wildie leide keinen Mangel an Männern und lasse seine Verehrer tanzen wie Marionetten. So verhielt es sich auch: Wer Schwester Vanessa gefiel, brauchte nicht lange wie ein Auerhahn zu balzen, er kam sehr schnell unter Wildies Steppdecke, aber ebenso schnell wurde er auch wieder entfernt. Von festen Bindungen hielt die süße Platinblonde nichts. Vierzehn Tage waren für sie schon eine Ewigkeit, und wenn einer ihrer Boys sich nicht damit abfand, alarmierte sie Ben. Ben war Krankenpfleger, ehemals Champion von New Jersey im Mittelgewicht und ausgebildeter Karatekämpfer. Mit ihm hatte Wildie noch nicht im Bett gelegen; es war eine Art Vater-Tochter-Verhältnis, das sie miteinander verband. Wenn Ben in Erscheinung trat, gab es keine ungelösten Probleme: Vanessas Bett wurde geräumt.
»Sie ist eine perfekte Krankenschwester, aber nymphoman«, sagte Prof. Tucker einmal zu Irene. »Immerhin: an Patienten geht sie nicht. Das ist erstaunlich, denn die meisten Männer laufen ihr nach. Patienten sind für sie tabu, und solange das so bleibt, wird Vanessa bei mir arbeiten. Ich kann mir keine bessere Schwester denken.«
Strelenko und seine Mannschaft waren nun unterwegs und hörten sich in den Spezialkliniken um. Vom Gesundheitsdepartment hatten sie bereitwillig eine Liste aller in Frage kommenden Häuser erhalten. Strelenko war zunächst über die Menge der Kliniken erschrocken, in denen man Gesicht und Figur überholen lassen konnte.
Die Nachforschungen nach Bubrow waren jedoch in der Regel einfach: Irgend jemand vom Personal, ob Putzfrau oder Lernschwester, blieb an einem der charmanten Burschen aus Strelenkos Truppe kleben, freute sich über eine Einladung zum Essen, über einen Kinobesuch, über ein ausgiebiges Petting oder einen Discoabend. Spätestens nach drei Tagen zeigten Strelenkos Leute ›Erinnerungsfotos‹ und ließen dabei auch ein Bild von Bubrow hineinrutschen.
Es war wie bei einer Lotterie: Wann würde der Glückstreffer fallen? Wann würde ein Mädchen sagen: ›Den kenne ich ja! Der war doch bei uns!‹?
Sechs Wochen lang aber geschah nichts, und nach wie vor hakte Strelenko mißmutig auf seiner Liste Klinik um Klinik ab. So geriet man bei dieser systematischen Arbeit eines Tages auch zu der Klinik von Prof. Jeff Tucker.
»Das ist ein stinkfeiner Laden!« sagte Stepan Mikolajewitsch, der unter dem Namen Spencer Holmes auftrat. »Nur Geldsäcke! Da hat sich Bubrow bestimmt nicht hingelegt. Bei denen kostet ja eine Warze schon 100 Dollar!«
»Fragen kostet nichts.« Strelenko hakte die Klinik schon im voraus ab. »Steck die Ohren hinein.«
So geriet Spencer Holmes an Vanessa Wildie. Er sah sie aus der Klinik kommen, pfiff durch die Zähne, und diesen Ton kannte Vanessa. Sie drehte sich um, musterte Spencer kritisch, fand ihn annehmbar und fragte frech: »Haben Sie eine Zahnlücke? Sie pfeifen so komisch beim Atmen.«
»Deinetwegen würde ich mir noch ein paar Zähne ziehen lassen!« sagte Spencer Holmes.
Vanessa fand das schlagfertig; sie lächelte Spencer süß und unschuldig an, zupfte an ihrem Kleid, wobei der Ausschnitt noch tiefer rutschte, und hatte nichts dagegen, daß der junge Mann sie ein Stück begleitete.
Am Abend rief Spencer bei Strelenko an. Seine Stimme klang etwas verstört.
»Was ist los, Stepan Mikolajewitsch?« fragte Strelenko. »Bist du erkältet?«
»Ich bin an ein Mädchen geraten,
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