Sternenfaust - 146 - Die kosmische Barriere (2 of 2)
BEHRING, an der kosmischen Barriere, 13. August 2271
Das weiß schimmernde Shuttle fing die Strahlen einer weit entfernten Sonne auf und warf sie zurück. Es sah aus, als würde der Flugkörper in Flammen stehen.
Dana Frost wartete gemeinsam mit Meister William Beaufort und Colonel Telford im Inneren der BEHRING auf das Andocken des Transportschiffes, das sie zu einer der Stationen bringen sollte. Sie standen auf einer Plattform hinter der Wand aus transparentem Stahl und sahen zu, wie mechanische Klammern ausfuhren, um das fremde Shuttle zu stabilisieren. Der Prozess konnte noch einige Minuten dauern, da das Schiff auf die rechteckigen Shuttles der Genetiker-Welten eingestellt war, und nicht auf das keilförmige Gebilde, das sich nun annäherte.
»Warum lassen die uns nicht unser Shuttle benutzen?«, fragte Dana misstrauisch. Die ganze Sache gefiel ihr nicht.
»Ein taktischer Schachzug«, stellte Telford nüchtern fest. »Wir begeben uns damit in ihre Hände und signalisieren ihnen unseren Respekt.«
Dana zog unbehaglich die Schultern nach oben. »Sie meinen, wir werden zu Gefangenen.«
Meister William runzelte die Stirn. »Ich bin mir sicher, dass unser Ansprechpartner auf der Station die Entität war. Warum dieses Theaterspiel?«
Dana dachte an das sandbraune, reptilienartige Alien zurück, das mit ihnen Kontakt aufgenommen hatte. Fast gleichzeitig waren die Torpedos im Raum explodiert, die die BEHRING hatten vernichten sollen. Auch sie war sicher, die Entität hatte den Außerirdischen übernommen und somit die Zerstörung der BEHRING verhindert. Aber konnte die Entität tatsächlich zwischen ihnen und den reptilienartigen Fremden schlichten? Die Tian-Ka, wie sie sich nannten, wollten ihren Tod. War dies das Ende ihrer Reise?
Seit Monaten war Dana nun schon auf dem Weg, die Tiefen des Universums zu ergründen. Ihr Ziel war das sagenumwobene Auge des Universums, angeblich ein Ort, an dem ein jedes Geschöpf Vollkommenheit erlangte. Es sollte irgendwo in der Nähe des Zentrums der Galaxis liegen. Ohne HD-Antrieb dauerte der Flug ins Zentrum gute zwei Jahre. Trotzdem hatten es einige wagemutige Forscher versucht – sie waren nie zurückgekommen. So wie die Sonden, die man bislang über den Bergstromraum dorthin entsandt hatte.
Zuvor hatte Dana Besuch von der noch immer geheimnisvollen Entität erhalten, in der einst ihr Freund Yngvar MacShane aufgegangen war. Die Entität hatte sie zu dieser Reise überredet. Wie eine Reihe anderer Genetics litt auch Dana Frost an einer tödlichen Krankheit. Ihr Gehirn war von Glioblastomen befallen. Normalerweise war das kein Problem, eine einfache Behandlung mit den Mittel Zyto-Nan-Rep konnte diese Krankheit besiegen. Doch nicht hier.
Es war eine Krankheit, die nur hoch aufgerüstete Genetics befiel. Für Dana war es ein doppelter Schock gewesen. Zum einen das Wissen um eine unheilbare Krankheit, und dann die Erkenntnis, dass ihre Eltern sie auf den Genetiker-Welten hatten aufwerten lassen.
Noch immer war ihr vieles davon rätselhaft. Dana wusste nicht, was man an ihr überhaupt verbessert hatte. Außerdem befiel die Krankheit nur die aktuelle Genetic-Generation. Dana Frost war eigentlich zu alt, um der Generation der besonders weit entwickelten Genetics anzugehören.
Dana hatte schließlich die Hilfe der Entität angenommen und ihre letzte Chance, Heilung zu finden, wahrgenommen – auch wenn sie noch immer skeptisch war.
Sie beschlich das Gefühl, jetzt genau an der Stelle zu stehen, an der vor ihr schon einige Reisende zum Zentrum gestanden hatten und wo deren Reise durch die Zerstörung der Wesen an der kosmischen Barriere ein Ende gehabt hatte. War dies der Ort, an dem alle anderen Sonden und Schiffe vernichtet worden waren? An der kosmischen Barriere der Tian-Ka?
»Dana?«, fragte William und holte sie aus ihren Gedanken.
Dana erinnerte sich an seine letzte Frage. »Ich denke, die Entität tut das, um uns zu schützen. Vermutlich wissen die anderen Angehörigen der Fremden nicht, dass einer aus ihrer Gemeinschaft von der Entität übernommen wurde.« Ihre Stimme klang bitter. »Obwohl uns die Übernahme Zeit verschafft und wir auf diese Weise die Vernichtung unseres Schiffes vielleicht abwenden können …« Sie hielt inne und sah ihre beiden Begleiter nacheinander an.
Meister William konnte mit Sicherheit verstehen, dass sie der Entität gegenüber Bedenken hatte und das zerstörerische Verhalten des Wesens nicht für gut befand. William war ein
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