Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
geschaffen. Aber seine blauen Augen blickten gütig. Ich mochte diesen Polterer. Ich wußte mit dem Instinkt der Eva, daß unter seinem Kraftgehabe ein weiches Herz und ein sonniges Gemüt schlummerten. Wie ging's nun weiter, Wilhelm?«
    Wilhelm Pluttkorten schmunzelte. »Na, als ich Waak gerade brüllend zu verstehen geben wollte, daß wir vielleicht besser den Tierarzt holten und er sich taub stellte, weil er wegen einer werfenden Sau partout keinen Tierarzt haben wollte, das ging ihm gegen die Ehre, da kam auf seinem blanken Fuchs mein Freund Hermann angeprescht, parierte sein flockendes Pferd und lachte von einem Ohr zum anderen. Ich sagte: ›Na, altes Haus, du kommst wie ein Hiobsbote angeritten, hoffentlich bist du keiner?‹
    ›Wie man's nimmt‹, grinste er. Ein Knecht nahm seinen Fuchs in Obhut. Waak ging wieder zur Box zurück. Wir gingen ins Haus. ›Wir sind auf Möllndorf eingeladen, hier ist der Wisch. Sind ja so was wie Tante und Onkel von uns. Tante Alwine findet, daß Amélie unter die Leute kommen muß. ›Unsere gute Wendevogel‹ kümmert sich ja nett um sie, aber sie kann eben eine Mutter nicht ersetzen. Für Gesellschaften hat sie schon gar keine Ader.‹
    Ich sah mir den Wisch an. Tatsächlich, mein Name stand drauf. ›Wieso hast du meine Einladung?‹ fragte ich argwöhnisch. Hermann war nämlich ein Spaßvogel und hatte stets einen Hasenfuß in der Tasche, wie er das nannte.
    ›Der Briefträger hat ihn bei mir abgegeben, du willst doch wohl nicht verlangen, daß der arme, alte Schmidt den ganzen Weg zu dir macht, um diesen winzigen Brief abzugeben?‹
    ›Sonnabend, zwanzig Uhr, Smoking. U.A.w.g.‹ Schöne Bescherung. ›Gehst du hin?‹ fragte ich. Hermann grinste: ›Muß ja wohl. Schon wegen Amélie. Sie legt Wert darauf.‹
    ›Und kannst du mir mal sagen, was ich bei diesem Kaffeekränzchen soll?! Ich weiß schon, da gibt's labbriges Hühnerfrikassee und süßen Wein und Sherry, brrr, und kein Schlückchen Steinhäger. Ich mag Schinken, der vom Brot runterhängt. Rauchen darf man auch nicht. Vielleicht wird da auch noch ein Lämmerhüpfen veranstaltet. Und im Smoking! Wann habe ich zum letztenmal einen Smoking angehabt?‹
    ›Das letztemal, als du von der Uni in Freiburg verwiesen wurdest. Wegen Volltrunkenheit‹, feixte mein angeblich bester Freund.
    ›Mensch, Hermann, nimm deine Schwester unter den Arm und geh hin. Aber verschone mich, klar?‹
    Hermann erhob sich und schnippte mit der Reitgerte durch die Luft. ›Wie du willst. Wenn du dich unbedingt blamieren möchtest. Ich werde sagen, mein Freund Pluttkorten hat Angst vor den Frauen.‹
    Er ließ die Reitgerte noch einmal pfeifen und klirrte nach draußen, während ich hinter ihm herbrüllte – das Brüllen hat mir Amélie später so ziemlich abgewöhnt: ›Da lachen ja die Hühner. Ich lasse mich doch nicht erpressen!‹
    Dann habe ich mich in meinen Lieblingssessel zurückgelehnt. Mein Vater hatte immer behauptet, er sei ein Geschenk des Sultans von Madagaskar gewesen. Ich habe auf die Wand mit den Jagdtrophäen gestarrt – lauter Zwölf- und Sechzehnender, die noch im Jagdzimmer hängen, auch den Sultansessel hab ich noch. Jupp, der Dorfcasanova aus dem Rheinland, kam und meldete grinsend: ›Dat Iphijenie hat jeworfen. Sieben rosige Ferkelchen.‹ Alles war im Lot. Mein Entschluß war gefaßt.« Amélie von Pluttkorten fuhr fort:
    »Ich hatte bei Tante Alwine ein bißchen nachgeholfen mit der Einladung. Wir wurden zwar streng erzogen, aber dumm waren wir trotzdem nicht. Dieser Wilhelm gefiel mir so sehr, und er übersah mich, als ob ich Luft wäre. Sogar unseren Dobermann Frido überschüttete er geradezu mit Aufmerksamkeiten, gemessen an dem kargen Gruß und dem zerstreuten Blick, die er mir zukommen ließ, wenn er Hermann besuchte und überhaupt von mir Notiz nahm.
    Ich war tief enttäuscht, als Hermann zurückkam und meinte, Wilhelm bastele schon an einer feinen Ausrede für den Sonnabend. Mein Sportgeist erwachte. Schön, ich durfte nicht Fußball spielen und nicht auf die Jagd gehen, mußte immer nur Klavier spielen, Deckchen sticken oder mit der Wendevogel Französisch parlieren. Doch ich entdeckte dieses sportliche Gefühl in mir. Wollen doch mal sehen, ob sich da nichts machen läßt, dachte ich. Und ich heckte einen kühnen Plan aus.«
    Laura, Renate und auch Mike Kringel waren nun ganz im Bann der Erzählung. Sie konnten sich lebhaft vorstellen, wie abends der Jagdwagen mit Hermann Ritter und seiner

Weitere Kostenlose Bücher