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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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München: 2100 Fälle, Aufnahmefrequenz größer als 50 …«
    Die sichtlich angespannte Familienministerin fragte mit hoher Stimme dazwischen: »Was genau heißt Aufnahmefrequenz?«
    Vogel reagierte unwirsch. »Das ist nicht schwer zu verstehen, oder? Wir haben in allen Quarantänekrankenhäusern pro Stunde mehr als 50 neue Fälle registriert, das macht allein in NRW eine Quote von 500 Patienten – stündlich. Bundesweit sind das derzeit mehr als zweitausend Fälle. Schon jetzt ist die Bettenkapazität längst überschritten. Schulen, Pflegeheime, Hotels und Sanatorien werden geräumt und mit Infizierten belegt. Die Zahl sinkt hoffentlich in den nächsten Tagen durch diehohe Impfquote, aber wenn wir das hochrechnen, sind wir bis zum Wochenende bei mehr als 200000 Erkrankten. Die gute Nachricht ist, dass die Infrastruktur um die ›heißen Zonen‹ herum, in Frankfurt, Ost- und Norddeutschland, weiterläuft. Die Menschen gehen, soweit es möglich ist, ihrem normalen Alltagsleben nach. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch dort vereinzelte Herde ausbrechen.«
    Der Vertreter des Außenministers meldete sich zu Wort. Sein Parteikollege lag vor Schmerzen schreiend 1000 Meter entfernt unter einem mit Unterdruck versorgten Zelt. Damit besaß er in seinen letzten Stunden auf dieser Welt einen Luxus, den Tausende Bürger des Landes derzeit nicht hatten. Sie verreckten im wahrsten Sinne des Wortes auf Fluren, in schäbigen Pensionen oder in kahlen Klassenräumen. Aber seine Angst vor dem nahenden Tod war dieselbe, ganz gleich, welche Leistung er vollbracht hatte oder welche Position er innehatte.
    »Wir haben mehrere Angebote aus den EU -Staaten, die uns mit geschultem Personal und mobilen Einheiten unterstützen wollen. Die sollten wir schnell annehmen. Nur beim Impfstoff sind alle sehr zurückhaltend. Es kursiert das Gerücht hier in Berlin, dass der Impfstoff zu sehr verdünnt worden ist und seine Wirkung verloren hat. Ist da was dran?«
    Jetzt setzten auch die anderen Teilnehmer mit Fragen ein. Die Kanzlerin hob die Hand. Vogel verachtete nichts mehr, als selbstbewusste Menschen mit profundem Viertelwissen. Wenn sie ihm ruhig zugehört hätten, dann wären ihre Fragen schon längst beantwortet.
    Laut rief er dazwischen: »Ja, wir sind dank der Koordination der WHO schon mit den ausländischen Instituten und Ministerien in Kontakt. Aber auch dort befürchtet man, durch grenzüberschreitende Infektion, ähnliche Ausmaße. Am Ende sind wir auf uns selbst gestellt. Der Impfstoff wurde sicher verdünnt, auch weil diese Regierung und ihre Vorgänger keine finanziellen Mittel für eine Auffrischung bereitgestellt haben.«
    Jeder im Raum verstand die Kritik. Jeder wusste aber auch, wie schwer der Bevölkerung ein dreistelliger Millionenbetrag zuvermitteln war, für einen Impfstoff gegen eine Krankheit, die als ausgerottet galt. Schon beim Ausbruch der Schweinegrippe, Jahre zuvor, waren Experten der Panikmache bezichtigt worden.
    Der Gesundheitsminister warf sich fast theatralisch nach vorn. »Ich werde heute mit einem Vertreter der Firma Atalante sprechen, die scheinen einen neuen Wirkstoff zu haben. Sie wären ebenfalls bereit, ihn zu testen.«
    Vogel verzog das Gesicht. Bis ein solches Impfmittel gegen eine derart lebensbedrohliche Krankheit als einsatzfähig bezeichnet werden konnte, vergingen Jahre. Die großen Pharmakonzerne hatten schon lange kein Interesse mehr an der Forschung an diesem Serum. Man hatte zu viel Aufwand und damit verbundene Kosten für eine fast ausgerottete Erkrankung. Mehr Geld ließ sich mit der sogenannten Weiterentwicklung bestehender Medikamente machen, die gegen die üblichen Zivilisationserkrankungen wie Bluthochdruck, Krebs und Herzinfarkt eingesetzt wurden. Wurde im vergangenen Jahrhundert der überwiegende Teil der Investitionen im Pharmabereich in Forschung und Entwicklung völlig neuer Wirkstoffe gesteckt, nutzte man die Gewinne jetzt lieber für die scheinbare Verbesserung der Präparate, deren Vermarktung und die Auszahlung der Dividenden. Bei Antiseren wie Mitteln gegen die Pocken hielten viele Konzerne die Entwicklung im »kalten« Bereich. Klinische Tests waren vielleicht schon durchgeführt worden, aber Langzeittests auf Nebenwirkungen noch nicht abgeschlossen. Kritiker wie Vogel wussten, dass die Konzerne sich im Falle eines Ausbruchs unschuldig gaben, die nicht genehmigten Produkte anboten und den Schwarzen Peter so der Politik zuschoben.
    »Vogel, friss oder stirb«, dachte

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