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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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nach Feuchtigkeit in dem von Wüsten und Trockenheit heimgesuchten Land. So war Elijah jetzt bester Laune, er genoss die Regengüsse. Faruk hingegen schaute missmutig aus dem Seitenfenster. Jahrzehntelanger gegenseitiger Hass ließ sich nicht in Monaten auflösen. Er fühlte sich auf Feindesland, ließ das aber seinen neuen Kollegen nicht spüren. Stattdessen hörte er Elijahs Ausführungen interessiert zu.
    »… und zudem haben biologische Waffen das Dual-use-Problem: Fast alles, was man über sie weiß, kann für einen Krieg ebenso wie für zivile Forschungszwecke in Biologie und Medizin genutzt werden. Die Grenze zwischen offensiver und defensiver B-Waffen-Forschung ist völlig vage. Immer wieder wurde über eine genetische Veränderung der Viren gemutmaßt. Man glaubte, dass mittels neuer Erkenntnisse in der Mikrobiologie und der Gentechnik bestehende B-Waffen manipuliert werden können. Das ist nicht unrealistisch. So wäre beispielsweise denkbar, dass die Umweltstabilität, Virulenz oder auch Resistenz gegenüber Antibiotika künstlich erhöht wird, um die Wirkung eines Erregers zu potenzieren. Die Russen haben in den 80er Jahren definitiv daran geforscht.«
    Faruk lächelte mokant. »Und nach dem Zusammenbruch der UdSSR habt ihr euch mit großen Geldkoffern nach Russland aufgemacht.«
    Elijah wiegte den Kopf. »Vielleicht nicht gerade mit Koffern, und suchen mussten wir auch nicht. Die Forscher kamen auf uns zu. So würde ich es ausdrücken.«
    Sie lächelten beide. Elijah stellte den Wischer auf volle Kraft, und dennoch konnte man nicht mehr als zehn Meter weit sehen. »Viren mit Seuchenpotential wurden schon früh für militärische Zwecke entdeckt. Aber die Biester wollten nie so wie ihre Erfinder. Bei Metallbomben wird bei der Explosion die meiste Biomasse zerstört. Aber dann ließen die Russen erstmals Aerosolbomben mit Pockenviren abwerfen, und der Erfolg war überwältigend. Das Gebiet liegt genau an der Grenze zwischen Usbekistan und Kasachstan.«
    Sie sprachen Arabisch miteinander, aber Faruk beherrschte die Sprache der Juden ebenso gut. Elijah wollte sich eine Zigarette anzünden, legte die Packung aber angesichts Faruks bösen Blickes wieder in die Mittelkonsole.
    Faruk hakte ein: »In den Besitz wirksamer B-Waffen zu kommen gestaltet sich, so dachte ich bislang, um einiges schwieriger, als ein Flugzeug zu entführen. Einen erfolgreichen und breit angelegten Bioanschlag zu verüben, würde enormes Fachwissen, Geld, Zeit und äußerst diskret arbeitendes Personal erfordern. Das könnte doch nur ein Staat aufbringen. Einfach eine Petrischale voll Bakterien in der Küche zu züchten reicht da nicht. Selbst diese Aum-Sekte, die in den 90ern in der Tokyoter U-Bahn einen Anschlag mit chemischen Waffen verübte, war gut präpariert, besaß außergewöhnliche finanzielle und wissenschaftliche Mittel und hat es dennoch in neun Anläufen nicht geschafft, eine B-Waffe zu entwickeln. Also, was glaubst du?«
    Elijah zuckte mit den Schultern. »Zum einen weiß keiner, außer den Russen selbst, wo die Bestände aus ihrer Pockenforschung geblieben sind. Alle Forscher, die an den Projekten beteiligt waren, sind tot. Wir haben das in den letzten Jahren sehr genau recherchiert. Den letzten fanden wir auf einer Mülldeponie außerhalb Moskaus.«
    Langsam fuhren sie auf das Tor zum Forschungszentrum Ness Ziona zu. Es lag in einem Gewerbegebiet zwischen Computerherstellern und Designfirmen. Europäer vergaßen häufig, dass sich Israel in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts vom Agrarstaat, der seine Apfelsinen und Datteln mühsam verkaufenmusste, zu einem Hightech- und Finanzstandort entwickelt hatte. Manche Experten verglichen es schon mit Singapur oder Hongkong. Aber dieses Gebäude diente nicht dem Profit. In diesem Gebäude wurde der Tod erforscht. Nur die umfangreiche Bewachung und Sicherung ließ auf einen wichtigen Ort schließen. Ein verlorener Trupp junger Demonstranten harrte im strömenden Regen auf einer Verkehrsinsel vor dem Tor aus. Sie hielten jedem entgegenkommenden Auto Schilder mit Aufforderungen zum Stopp von Biowaffenforschung vor die Windschutzscheibe. Müde wurden Parolen skandiert. Ein Jeep der Armee parkte neben den jungen Menschen. Darin saßen junge Soldaten mit heraushängenden Beinen und rauchten.
    Elijah ließ den Motor laufen und suchte seinen Ausweis, während ein Soldat sich, genervt von der Unterbrechung, aus dem Auto schälte und mit einem Spiegel den Unterboden des Wagens

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