Die Lucifer-Connection (German Edition)
noch nie …“
„Ich weiß.“ Sie tätschelte seine Wange und ging die Treppe hinauf ins Badezimmer.
Flüchtig erneuerte sie vor dem Spiegel ihr Make-up. Sie war eine große Blondine mit atemberaubender Figur. Auf Männer wirkte sie so lange anziehend, bis sie in ihre kalten blauen Augen sahen. Dann verwandelte sich die Geilheit in Angst. Nicht unbedingt ideal für eine Disposition, die sie selbst am Rande zur Nymphomanie ansiedelte, aber tatsächlich längst überschritten hatte. Die nachgezogenen Augenbrauen über den großen, unbeteiligten, fast verächtlich blickenden Augen gaben ihrem Gesicht einen ironischen, desinteressierten Ausdruck. Sie war nicht nur die einzige weibliche Abteilungsleiterin, sondern auch die jüngste Chefin einer ständigen Mordkommission und vor kurzem zur Kriminaldirektorin befördert worden. Die ehrgeizige Tochter eines Richters und einer Rechtsanwältin war der Shooting-Star beim Bundeskriminalamt gewesen. Man hatte sie sogar in die FBI-Akademie in Quantico geschickt, wo sie in der Behavioral Science Unit, der Abteilung für Verhaltenswissenschaft, Profiling und Verhörtechnik studiert hatte. In ihren Adern floss Eiswasser – aber wer ihr blöde kam, verbrannte sich.
***
Kritisch musterte sie die ersten Falten an den Augen. Der Job ließ sie früher altern als erwartet. Und er hatte sie hart gemacht. Sie zog Jeans und T-Shirt an. Als sie die Treppe wieder hinunterging, stellte sie zufrieden fest, dass sich ihre jüngste Eroberung aus dem Staub gemacht hatte. Sie zog ihre Reeboks an und griff sich im Vorübergehen eine Lederjacke, aktivierte die Alarmanlage und schloss hinter sich ab. Gelangweilt sah ihr Domogalla zu. In der Nahrungskette war er hinter Alexa der Zweite in der Mordkommission. Trotz seiner Macho-Philosophie hatte er kein Problem mit seiner weiblichen Vorgesetzten. Alexa war clever und hatte Erfolge. Das konnte er neidlos anerkennen. Außerdem ließ sie nur selten den Boss raushängen und setzte auf Teamarbeit.
Sie rückte sich auf dem Beifahrersitz zurecht. „Könnte noch regnen.“
„Hoffentlich. Diese Schwüle schafft mich.“
„Denken Sie an die Spuren. Worum geht es eigentlich?“
„Sind Sie schon mal aus Igels Gestammel schlau geworden? Besonders, wenn er aufgeregt ist?“
Jetzt tönte auch noch Jürgen Drews aus dem Radio.
„Mein Gott, stellen Sie das ab!“
„Ich bewundere diesen Mann.“
„Soll das in Ihre Personalakte?“
„Er hat bewiesen, dass man aus Scheiße Geld machen kann.“
Domogalla fuhr auf den Ruhrschnellweg, übertrat Geschwindigkeitsbegrenzungen und raste Richtung Soest. Über Handy ließ er sich mit Müh und Not von Igel erklären, wo er abfahren sollte und wie sie zu ihm kämen.
„Wie geht es Ihrem Vater?“
„Immer dasselbe. Liegt apathisch rum und erkennt mich fast nie.“
„Sind Sie mit dem Heim zufrieden?“
„Ich werde denen mal auf den Zahn fühlen müssen. Das Sozialamt zieht mich aus. Ein Viertel meines Gehalts muss ich zuschießen.“
„Falls ich etwas tun kann oder Sie Rückendeckung brauchen, sagen Sie es mir.“
„Er hat fünfzig Jahre gearbeitet und jetzt soll seine Rente nicht ausreichen, dass man ihn einmal am Tag umdreht und ihm den Arsch abwischt? Und ich beschütze dieses Scheißsystem auch noch.“
„Wir kümmern uns um etwas mehr Gerechtigkeit.“
Domogalla lachte freudlos. Er musste schon außergewöhnlich dämlich sein, dass er sich nicht noch mehr Vorteile verschaffte als ohnehin schon. Bisher machte er nebenher nur kleines Geld. Das musste sich ändern.
***
Alexa mochte Domogalla. Er war ihr Mann fürs Grobe. Vor ein paar Monaten hatten sie gegen einen Kinderschänder ermittelt. Der hatte irgendwie Wind davon bekommen und alle Beweismittel beiseite geschafft. Sie hatten nichts gegen ihn in der Hand. „Ich weiß, wie diese Typen ticken“, hatte Domogalla zu ihr gesagt. „Die verbrennen ihre Bilder oder Videos nicht. Der hat die irgendwo gebunkert.“ Dann hatte er den Kinderschänder nachts besucht und das Versteck seiner „Trophäen“ aus ihm herausgeprügelt. Damit konnten sie ihn festnageln. Der Anwalt des Päderasten hatte keine Chance gehabt. Domogalla hatte ein wasserdichtes Alibi: Er war zum fraglichen Zeitpunkt Kunde im „Hasenhaus“ von Karibik-Klaus gewesen, was dieser und mehrere Mitarbeiterinnen bezeugt hatten. Was das für seinen Ruf und seine Personalakte bedeutete, war Domogalla völlig egal. Aber diese Peinlichkeit machte sein Alibi noch glaubwürdiger. Alexa
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