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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Sie hatten seine Frau ermordet. Seinen Sohn würden sie nicht töten. Er hatte noch zehn Kugeln, und solange sie nicht mehr als zehn waren, hatten sie keine Chance.
    Er war gerade die ersten Stufen hinuntergegangen, als die zweite Gestalt, viel größer als die erste, irgendwie aus dem Nichts auftauchte. Levine sah sie, feuerte, aber da war sie bereits weg. Schwankend, taumelnd, einen Schleier vor seinen verzweifelten Augen, sah er die Gestalt sich flinker bewegen, als er es für menschenmöglich gehalten hatte. Wieder feuerte er wild drauflos, bemerkte den Feuerstoß aus dem Lauf seines Killers und spürte, wie die Kugeln in seinen Unterleib einschlugen und sich sein Magen auf den Teppich entleerte. Er versuchte abermals, die .45er abzufeuern, hatte sie aber verloren. Hatte alles verloren außer einem grinsenden Gesicht, das von blonden Haaren umrahmt wurde, die unter einer perfekten Nachahmung jener Kappen hervorlugten, die jene Männer getragen hatten, die zum Schutz seiner Familie von ihm eingestellt worden waren.
    Der große Mann lief schnell durch das Haus, stolz auf sein Werk. Durch die gläsernen Schiebetüren trat er in den hell erleuchteten, aber jetzt totenstillen Garten hinaus. Seine Leute hatten die jungen Partygäste bereits zu einem Klumpen zusammengetrieben und sich im Halbkreis um sie herum verteilt. Der große Mann witterte das Entsetzen seiner Opfer, spürte, wie ihr verzweifeltes Schluchzen ein Lächeln auf seine Lippen zauberte.
    Seine Augen suchten nach Jason Levine und entdeckten den Jungen, der sich tapfer in der vordersten Reihe aufgestellt und seine zitternden Finger zu Fäusten geballt hatte. Der große Mann machte einige Schritte auf ihn zu und grinste ihn an. Dem Jungen sackte das Kinn herunter. Seine Haltung drohte zu zerbrechen.
    Der große Mann spannte den Hahn seiner Kalaschnikow.
    Die Kinder schrien auf.
    Der große Mann nickte den anderen vier uniformierten Gestalten zu, krümmte seinen Finger und hielt ihn gegen den Abzug.
    Fünf Gewehre spien Feuer, bis nichts mehr übrig war, worauf man schießen konnte.
    Überhaupt nichts.
    Die Limousine kam inmitten des Durcheinanders vor dem Haus am Mountain Terrace Lane zum Stehen. Das kreisende Blaulicht schmerzte dem Mann auf dem Rücksitz in den Augen, und der Anblick der Nachrichtengeier, die jedem Uniformträger ihr Mikrofon oder Notizbuch unter die Nase hielten, widerte ihn an. Andererseits, konnte man ihnen einen Vorwurf machen? Sie taten hier nur ihren Job, genau wie er. Dieses Massaker machte sicher Schlagzeilen, aber für den Fahrgast der Limousine bedeutete es viel mehr. Er öffnete die Wagentür und stieg aus.
    Seine Erscheinung war nicht eben überwältigend. Bis zu einer Größe von, sechs Fuß fehlten ihm etliche Zoll. Über seiner zusammengesunkenen Gestalt trug er einen weißen Trenchcoat. Sein Haar war grau und schütter. Das Gesicht darunter jedoch war scharf und kantig, wachsam und feinfühlig. Seine stahlblauen Augen zeigten keine Regung und schienen in regelmäßigen Intervallen, gleich dem Ticken einer Uhr, zu blinzeln. Ohne mehr als einen flüchtigen Blick von den Journalisten zu ernten, steuerte er auf den Garten zu. Beachtet nur von einigen Offiziellen, die ihm von dort entgegenkamen und denen der Magen hoch gekommen war.
    »Guten Abend, Major.«
    »Schön, Sie wiederzusehen, Major.«
    »Bin verdammt froh, daß Sie hier sind, Major.«
    Es waren oberflächliche Bemerkungen, und der Mann, den sie ›Major‹ nannten, schenkte es sich, darauf einzugehen. Er erreichte den Garten, der immer noch durch eine Notbeleuchtung erhellt war, und blieb wie erstarrt stehen. Das Gemetzel fiel ihm im gleichen Moment ins Auge, als der Gestank ihm in die Nase drang. Er konnte die Übelkeit weitgehend unterdrücken und beugte sich vor, um den Rest herauszuwürgen.
    »Sind Sie in Ordnung, Major?« fragte ein Mann in einem sportlichen Tweedjackett und einer FBI-Marke am Revers, obwohl er keinen einzigen Tag fürs Bureau gearbeitet hatte. Er gehörte zu den Leuten des Majors.
    »Nein, Mr. Goldman, bin ich nicht.«
    Goldman erwiderte diese Feststellung mit einem Blick. »Ich habe etwas Derartiges noch nie gesehen. Nicht mal in Nam.«
    Hinter ihm hoben Uniformierte mit Schutzmasken und -kleidung Leichen von dem blutigen Stapel und packten sie in glänzende schwarze Säcke. Sie schienen nicht einmal eine Lücke in dem Haufen zu hinterlassen.
    »Tut mir leid, wenn Ihre Kriegserinnerungen nicht mein Interesse finden«, sagte der Major barsch.

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