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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Drähte. Hoffentlich hatte sich der Prinz täuschen lassen.
    »Passt wie angegossen, stimmt’s?« Iko hielt ihr die Schrauben hin. Cinder drehte sie in die vorgebohrten Löcher.
    »Das ist lieb von dir, Iko, vielen Dank. Ich hoffe nur, dass Adri nichts merkt. Sie bringt mich um, wenn sie rauskriegt, dass ich 600 Univs für einen Fuß ausgegeben habe.« Nachdem sie die letzte Schraube angezogen hatte, streckte sie das Bein aus, rollte auf der Ferse vor und zurück und wackelte mit den Zehen. Alles war noch etwas steif. Es würde ein paar Tage dauern, ehe die Nervensensoren sich an die neue Verkabelung angepasst hatten, aber wenigstens musste sie jetzt nicht mehr hinken.
    »Er ist super«, sagte sie und zog den Stiefel an. Ihr Blick fiel auf den alten Fuß in Ikos Greifern. »Das Mistding kannst du weg…«
    Ein Schrei durchbohrte Cinders Trommelfell und in ihrer Audio-Schnittstelle piepste es. Erschrocken drehte sie sich zu dem Geräusch um. Auf dem Markt herrschte plötzlich Stille. Die Kinder, die zwischen den Marktständen Verstecken gespielt hatten, krochen aus ihren Schlupflöchern hervor.
    Chang Sacha, die Bäckerin, hatte geschrien. Verdutzt kletterte Cinder auf ihren Stuhl, um über die Menge hinwegsehen zu können. Sie entdeckte Sacha in ihrem Stand, hinter den Glasvitrinen mit süßen Teilchen und Brötchen mit Schweinehack. Sie starrte auf ihre ausgestreckten Hände.
    Im selben Moment, in dem die Menge auf dem Platz begriff, hielt Cinder sich schon die Nase zu.
    »Die Pest«, schrie einer. »Sie hat die Blaue Pest!«
    Auf der Straße kam Panik auf. Mütter rissen ihre Kinder an sich und legten ihnen schützend die Hände aufs Gesicht, während sie verzweifelt von Sachas Stand wegdrängten. Krachend wurden überall die Rollläden heruntergelassen.
    Sunto schrie und rannte zu seiner Mutter, doch sie hob abwehrend die Hände. Nein, nein, bleib dort. Ein benachbarter Ladenbesitzer packte den Jungen und klemmte ihn sich im Weglaufen unter den Arm. Sacha rief ihm etwas nach, aber ihre Worte gingen im Aufruhr unter.
    Cinder drehte sich der Magen um. Sie konnten nicht weglaufen; Iko würde im Chaos niedergetrampelt werden. Sie biss sich auf die Wange, griff nach der Schnur in der Ecke und ließ die Metalltür herab. Dunkelheit umfing sie, am Boden drang nur ein einzelner Strahl Tageslicht herein. Vom Asphalt stieg Hitze auf; in dem engen Raum wurde es stickig.
    »Cinder?«, fragte Iko mit bedrückter Roboterstimme. Sie drehte den Sensor auf und füllte den Stand mit blauem Licht.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Cinder. Sie sprang vom Stuhl und nahm den verschmierten Lappen vom Tisch. Die Schreie wurden schon leiser und der Stand schien wie eine Welt für sich. »Die Bäckerei ist auf der anderen Seite des Platzes. Wir haben hier nichts zu befürchten.« Trotzdem kroch sie zur hinteren Wand mit den Regalen, duckte sich und hielt den Lappen über Mund und Nase.
    Cinder atmete so flach wie möglich, während sie auf die Sirenen des Rettungshovers warteten, der Sacha fortbrachte.

2
    Die Sirenen waren noch nicht verklungen, als ein weiteres Gefährt brummend auf dem Platz landete. Die Stille des Marktes wurde von lauten Schritten durchbrochen. Jemand erteilte im Kommandoton Befehle. Ein anderer antwortete heiser.
    Cinder hängte sich ihre Kuriertasche um und kroch über den staubigen Boden ihres Stands hinter das Tuch über ihrem Arbeitstisch.
    Sie steckte die Finger in den Lichtstreif unter der Tür und schob sie ein bisschen höher. Dann drückte sie die Wange auf das warme, unebene Pflaster und konnte drei Paar gelber Stiefel vor der Bäckerei am anderen Ende des Platzes ausmachen. Ein Rettungstrupp. Sie schob die Tür noch etwas höher, um die Männer mit den Gasmasken zu beobachten, die den Stand mit Flüssigkeit aus einem gelben Kanister tränkten. Trotz der Entfernung rümpfte Cinder bei dem Gestank die Nase.
    »Was ist los?«, fragte Iko von hinten.
    »Sie zünden Chang-ji ĕ s Stand an.« Als sie den Blick über den Platz schweifen ließ, fiel ihr ein blütenweißer Hover in einer Ecke auf. Von den drei Männern abgesehen war der Platz menschenleer. Sie rollte sich auf den Rücken und sah hoch in Ikos Sensor, der noch immer im Dunkeln leuchtete. »Wir verschwinden, sobald das Feuer auflodert. Dann sind sie abgelenkt.«
    »Stecken wir in Schwierigkeiten?«
    »Nein. Aber ich habe heute keine Lust auf einen Ausflug zur Quarantänestation.«
    Einer der Männer spuckte einen weiteren Befehl aus, gefolgt von

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