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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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zurück und fragte: »Wo hat Logg Sar die Aufzeichnungen über seine Erfindung gelassen?«
    Die Züge Janes strafften sich. Sie schien etwas zu suchen und schwer oder unvollkommen zu finden. Ihre Lippen öffneten sich und formten Worte einer fremden Sprache.
    »Om mani padme hum – Om mani padme hum!«
    Eintönig wiederholte sie diese vier Worte. Dr. Glossin verstand ihren Sinn nicht. Mit größter Konzentration stellte er die Frage noch einmal und gab den Gedankenbefehl, das Versteck der Aufzeichnungen zu nennen. Die Antwort bestand immer wieder nur aus den vier unverständlichen Worten, die ganz mechanisch, fast maschinenmäßig, wiederholt wurden, so, als ob etwa ein Magnetofonband den gleichen Text ein dutzendmal abspielt.
    Der Doktor ließ die Frage fallen und stellte eine andere: »Wo ist Logg Sar jetzt? Können Sie ihn sehen? Können Sie hören, was er spricht?«
    Abgebrochen und stoßweise kamen die Worte von Janes Lippen: »Ich sehe… Wolken… ein Flugzeug… Logg Sar! Er trägt einen dunklen Anzug… Zwei Männer begleiten ihn… Das Flugzeug landet… Ich sehe Heidekraut. Die Männer verlassen das Flugzeug… Jetzt verschwindet das Flugzeug… Logg Sar geht über die Heide… Es wird neblig… Ich… ich sehe nichts mehr…«
    Atemlos hatte Dr. Glossin Wort für Wort aufgefangen.
    »In welchem Lande sind sie? Wo liegt das Land?«
    »Ein Land im Norden… dunkle Tannen und Heidekraut… ein Haus an einem Fluß. Die Nebel steigen… Ich sehe nichts mehr.«
    Dr. Glossin zwang sich zur Ruhe. Er wußte aus früheren Erfahrungen, daß es vergeblich war weiterzufragen, wenn das Bild sich verschleierte. So setzte er die Nachforschung in anderer Richtung fort. Viel Hoffnung auf einen Erfolg hatte er nicht. Wenn die Vision schon bei Vorgängen abbrach, die, wenn auch weit entfernt, in der Gegenwart stattfanden, war wenig Aussicht, zeitlich zurückliegende Dinge zu erblicken. Aber er beschloß, den Versuch zu machen.
    »Gehen Sie in Logg Sars Wohnung!«
    »Ich gehe… die Johnson Street, die Washington Street… ich bin in dem Hause… ich trete in das Zimmer…«
    »Blicken Sie sich genau um! Sind alle Gegenstände vorhanden? Oder fehlt etwas? Wurde in der letzten Zeit etwas aus dem Zimmer genommen? Blicken Sie rückwärts.«
    Jane hob die Hände, als ob sie sich in einem dunklen Raum vorwärtstastete.
    »Ich sehe… Logg Sar ist fortgegangen. Eine Person kommt. Ich erkenne sie. Es ist Doktor Glossin. Er sucht und findet nichts… Er geht wieder fort. Zwei andere Männer kommen. Der eine… ein Riese, blond, mit blauen Augen. Der andere dunkel. Ein Neger?… Nein, ein dunkler Mann. Sie suchen. Sie nehmen… Om mani padme hum… Om mani padme hum.«
    Der Doktor ballte erregt die Hände.
    Om mani padme hum?… Schon wieder die sonderbaren Worte. Was bedeuten sie? Geben sie den Schlüssel? Wie finde ich die Lösung?… Verdammt, daß die Zeit so knapp ist! In kurzer Zeit muß der Präsident seinen Bericht haben.
    »Om mani padme hum«, kam es automatisch von Janes Lippen.
    »Was nehmen die zwei? Strengen Sie sich an! Versuchen Sie, deutlich zu sehen. Was nehmen die beiden Männer?«
    »Papierstreifen… ich sehe eine kleine Handmühle… das Bild wird trübe. Die Nebel steigen.«
    »Eine Mühle?«
    Dr. Glossin zerbrach sich den Kopf. Eine Mühle? Was konnte Logg Sar für eine Mühle haben? Bei der Durchsuchung seines Zimmers hatte Dr. Glossin allerlei asiatische Erzeugnisse gesehen… vielleicht eine buddhistische Gebetmühle? Gab etwa der rätselhafte Spruch die Lösung nach dieser Richtung?
    Dr. Glossin wußte, daß er es heute nicht mehr erfahren würde. Er legte die Hand aufs neue auf Janes Stirn. Im Augenblick vollzog sich eine Veränderung in ihrem Aussehen. Ihre Züge entspannten sich, und wie eine tief Schlafende saß sie in dem Stuhl. Der Arzt ließ sie zehn Minuten in dieser wohltätigen Ruhe. Dann strich er ihr wieder über die Augen und das Haar. Ein Strom mächtigen Willenfluidums drang durch die Nerven seiner Finger. Jane schlug die Augen auf und schien es für die selbstverständlichste Sache von der Welt zu halten, daß sie hier im Laboratorium saß.
    »Ich bitte Sie, Miß Jane, lassen Sie alles machen, was Sie für notwendig halten, und legen Sie mir die Rechnungen bei meinem nächsten Besuch vor. Ich möchte, daß das Laboratorium in gutem Zustande gehalten wird.«
    »Jawohl, Herr Doktor. Es soll alles nach Ihren Wünschen besorgt werden.«
    Jede Erinnerung an den vorangegangenen Zustand des

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