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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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vergessen.«
    Silvester Bursfeld sammelte sich, bevor er stockend zu antworten begann. Die ungeheure Erregung der letzten vierundzwanzig Stunden führte jetzt zu dem unausbleiblichen Rückschlag.
    »Weißt du, was es heißt, mit dem Leben abschließen zu müssen? Den Tod, einen schimpflichen Tod unaufhaltsam heranrücken zu sehen?«
    Der Sprecher schauderte zusammen.
    »Die Stunden werde ich nie vergessen. Plötzlich gefangen, zum Tode verurteilt. Im Besitze des Rettungsmittels und unfähig, es anzuwenden… Dann erblickte ich dich unter den Zeugen. Unsere Blicke trafen sich, und ich wagte ganz leise zu hoffen… Haben die anderen das Geheimnis gefunden?«
    Erik Truwor hatte eine faustgroße Messingkapsel zwischen den Händen, ein reichverziertes mit winzigen Glöckchen behangenes zylindrisches Gebilde. Er hielt die Kapsel in der Linken und drehte mit der Rechten mechanisch einen Knopf.
    »Sie haben es nicht entdeckt. Nach dem ersten Besuch des Doktors Glossin kamen wir in deine Räume. Ich suchte, und Atma fand. Er sah den Tschosor…«
    Der Schwede fiel bei dem tibetanischen Worte wieder ins Tibetanische.
    »Atma öffnete die Gebetmühle und sah, daß der Text auf den Streifen nicht vom Kleinod im Lotos sprach. Wir lasen deine Anweisung. Einen halben Tag brauchte ich, um sie zu verstehen. Noch einen halben Tag, um die versteckten Teile zu finden und wieder zusammenzubauen. Dann hatten wir den Strahler! In seinem Besitz, in der Kenntnis des Geheimnisses war es uns leicht, die Maschine zu sprengen.«
    Mit zitternden Händen griff Silvester Bursfeld nach der Gebetmühle und streichelte sie liebkosend.
    »Das Geheimnis ist gerettet. Alles, was ich darüber schrieb, steht auf den Bändern. Ich will ihnen…«
    Zorn und Erregung malten sich auf seinen Zügen.
    »Ich will ihnen Brände und Stürme schicken, daß sie…«
    Erik Truwor hob beschwörend die Rechte. Ein goldener Schlangenring von alter indischer Arbeit gleißte am vierten Finger. Ein Stein schimmerte darin in wundersamem Farbenspiel. Bald glänzte er tiefgrün, und dann wieder, wenn ein Strahl der elektrischen Lampe ihn traf, sandte er blutrotes Rubinlicht aus.
    Atma trat hinzu. Der gleiche Ring erglänzte an seiner Hand wie an der seines Gefährten. In Überraschung und Staunen weiteten sich die Augen Silvesters. Zwischen den beiden Ringen wanderten seine Blicke hin und her und hafteten dann auf dem leeren Ringfinger der eigenen Hand.
    »Die drei Ringe des greisen tibetanischen Abtes… Die alte Prophezeiung… Vom Anfang des Bogens der Wille… Vom Ende das Wissen… Von Mitternacht… Mein Ring fehlt…«
    War es das Flimmern der Steine, war es der strahlende Blick des Inders, Silvester Bursfeld hielt stockend inne und schloß die Augen zu tiefem Schlaf.
    Atma kehrte auf seinen Beobachtungsposten zurück.
    Erik Truwor hantierte am Empfangsapparat. Dann ein Wink an den dunklen Gefährten. Dieser schob und drehte an der selbsttätigen Steuerung, bis die schwarze Marke genau über der Spitze des nordweisenden Kreisels stand, der die Steuerung betätigte. In weit ausholendem Bogen gehorchte das Flugzeug der Steuerung und schoß, über Labrador hin nordwärts gerichtet, auf den Pol zu.
    »Amerikanische Aufklärungsgeschwader kreuzen über Grönland und Island. Wir müssen über den Pol gehen, um die Sperre zu meiden«, erklärte der Schwede.
    Der Inder nahm die alte Weissagung da wieder auf, wo Silvester, in den Schlaf fallend, gestockt hatte.
    »…Von Mitternacht kommt die Macht.«
    Erik Truwor erschauerte. Er kannte die Weissagung. Der Moment trat ihm vor die Augen, als der greise Abt von Ponkong Tzo ihm den Ring auf den Finger schob und dazu nur die Worte sprach: »Das ist der dritte!«
    Erik Truwor war ein moderner Mensch. Er beherrschte das Wissen der Gegenwart und kannte als Ingenieur die Naturwissenschaft seiner Zeit. So hatte er den Ring genommen und hatte ihn mit den Blicken des Naturforschers betrachtet. Der Stein war eine Abart des Chrysoberylls, ein gut geschliffener Alexandrit, der die Eigenschaft besitzt, in natürlichem Lichte grün, in künstlichem rot zu leuchten.
    Erik Truwor entsann sich dunkler Überlieferungen aus seinem Vaterhaus. Schon einmal sollten die Truwors vor mehr als tausend Jahren den Völkern in den weiten Steppen Rußlands einen Herrscher gegeben haben. Aber über diese geschichtliche Überlieferung hinaus ging die Legende, daß es nicht das letzte Mal gewesen sein sollte. Er hätte lächeln mögen, wenn er nicht im Fernen

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