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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Osten Dinge gesehen hätte, die ihm das Lachen verlegten. Dinge, für die das eherne Kausalitätsgesetz seine Wirkung zu verlieren schien. Erscheinungen, bei denen Zeit und Raum ihre Ausdehnung verloren. War es blinder Zufall oder war es irgendeine Fügung, daß sie jetzt infolge der erzwungenen Abweichung vom kürzesten Kurs direkt vom Pol her genau aus Mitternacht in ihre Heimat stoßen mußten?
    »Von Mitternacht kommt die Macht.« Wörtlich ließ sich das jetzt auf alle drei zusammen deuten. –
    Erik blickte durch die Scheiben nach unten. Wo die Wolken einen Durchblick ließen, wurden unendlich ausgedehnte Eis- und Schneeflächen sichtbar. Die Maschine stand genau über dem Pol. Wohin sie jetzt auch immer flog, sie mußte aus Mitternacht kommen.
    Mit fester Hand griff der Schwede in die Steuerung. In weitem Bogen schwenkte das Flugzeug um einen Winkel von fünfundvierzig Grad und schlug den Kurs auf die Ostecke von Spitzbergen ein.
    Atma wies auf die Papierstreifen des Hellschreibers, die inzwischen viele Meter lang aus dem Apparat hervorgequollen waren… Aufregende Depeschen aus Amerika. Der Krieg mit England war so gut wie sicher. Kühle Auslassungen von Washington. Dann wieder Telegramme der amerikanischen Nachrichtenagenturen. R. F. c. 1 spielte die Hauptrolle darin.
    Die amerikanischen Aufklärer sollten seine Landung in Schottland beobachtet haben. Der Äther war voll von gefährlichen Nachrichten.
    Erik Truwor las sie während des Fluges. Bald hatten sie das offene Meer unter sich. Das Nordkap kam in Sicht. Gebirge, Fjorde, weite Flächen… alles noch in bläulichem Nebel verschwommen. Jetzt schoß das Flugzeug nach unten. Dann senkte es sich im Gleitflug, bis es auf einer weiten, nur mit Heidekraut bewachsenen Fläche aufsetzte.
    Atma trat auf den Schläfer zu und strich ihm leicht über die Augen. Silvester Bursfeld erwachte und erhob sich erfrischt. Der magnetische Schlaf hatte die Spuren der erlittenen Anstrengungen und Leiden verwischt. Nur noch das kurze Haar und der unheilvolle Anzug erinnerten daran, daß er vor zehn Stunden zum Tode hatte geführt werden sollen.
    Als erster sprang Erik Truwor aus dem Flugzeug und stand fest und sicher auf dem heimatlichen Boden. Sorglich half er auch Silvester beim Aussteigen.
    »Willkommen auf heimatlichem Boden! Willkommen, Silvester, im alten Schweden, in unserem Linnais! Ein neues Leben beginnt heute für uns alle. Deine Erfindung, Silvester, ist größer, als du selbst vielleicht denkst und ahnst. Das Schicksal hat uns viel gegeben. Wir werden uns der Gabe würdig zeigen müssen.«
    Soma Atma war als der letzte aus der Maschine gesprungen. Seine Frage unterbrach den Gedankenflug Erik Truwors.
    »Wohin mit dem Flugzeug? Hier darf es nicht stehenbleiben, die Luft hat Augen.«
    »Die Amerikaner sollen es nicht wiederhaben! Ein Andenken sind sie mir für den elektrischen Stuhl schuldig.«
    Silvester knurrte es unwillig vor sich hin.
    »Du hast recht. Wir können die Maschine selbst gebrauchen. Moralische Verpflichtungen haben wir nach deinem Abenteuer nicht mehr. Das Flugzeug findet Platz in der Odinshöhle.«
    Silvester Bursfeld trug an einem Riemen an der rechten Hüfte einen kleinen Kasten aus poliertem Zedernholz. Er griff danach, wie man nach einem Fotoapparat greift. Einige Griffe an ein paar Knöpfen des Apparates, und wie von Geisterhänden berührt, begann das Flugzeug auf dem ebenen Heideboden langsam voranzurollen. So gemächlich, daß seine drei bisherigen Passagiere ihm im bequemen Schritt zu folgen vermochten. Etwa wie ein gut dressierter Hund lief es vor ihnen her, während Silvester Bursfeld es mit seinem Apparat verfolgte wie ein Fotograf ein Objekt, das er auf den Film bannen will.
    Nun war das Ende der Hochebene erreicht. Mit steilem Gefälle führte der Weg mehrere hundert Meter in die Tiefe zum Torneaelf hinab. Sich selbst überlassen, mußte die Maschine auf diesem Pfade ins Rollen kommen, mußte umschlagen oder zerschellen. Aber war sie bisher wie ein Hund gelaufen, so kletterte sie jetzt wie eine Gemse. Vorsichtig wand sie sich dahin… und jetzt… Silvester Bursfeld neigte seinen Apparat nach oben, und die schwere Maschine hob sich leicht in die Luft. Nun bogen sie seitlich vom Wege in ein Gewirr von Blöcken und Heidekraut am Abhange ein. Noch wenige hundert Meter, und eine große dunkle Öffnung gähnte am Hange. Silvester Bursfeld arbeitete mit seinem Apparat wie ein Künstler. Er hob und senkte, drehte und richtete ihn und kam

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