Die Macht der Drei
fielen, Regenbogen sprühend, von Kaskade zu Kaskade die Mauerhöhe hinab, füllten ein großes Bassin, um schließlich in Form eines schilfumrandeten Baches dem See zuzufließen.
Im Schatten einer Ulme saß Lady Diana in einem bequemen Korbstuhl. Das Buch, in welchem sie gelesen hatte, lag lässig in ihrer Hand.
Ihr gegenüber saß Dr. Glossin.
»Herr Doktor… Ihr Interesse für meine Person versetzt mich in Erstaunen. Es geht weit über das hinaus, was meine anderen Gäste mir entgegenbringen und… das ich entgegengebracht haben möchte.
Mein Mann sagte mir, daß Sie im Interesse unseres Vaterlandes nützliche Arbeit tun, um Frieden zwischen beiden Ländern erhalten zu helfen. Das ist in meinen Augen ein großes Verdienst. Es gibt Ihnen manche Freiheit. Aber jede Freiheit hat Grenzen…«
Diana Maitland zeigte Bewunderung, als sie von der Erhaltung des Friedens sprach. Zum Schluß klang ihre Stimme kalt und abweisend.
»Mylady legen meinen Worten einen falschen Sinn unter. Was ich sagte, hängt mit dem Wohlergehen unserer beiden Länder eng zusammen.«
»Herr Doktor, Sie sprechen in Rätseln. Ich kann beim besten Willen keinen Zusammenhang zwischen meiner Mädchenzeit in Paris und dem Wohlergehen unserer Länder finden. Aber ich bewundere Ihre Quellenforschung. Sie sind wirklich recht genau über meine Vergangenheit unterrichtet…«
»Ich bin es in der Tat, Lady Diana. Ich bin es noch genauer, als Sie glauben.«
»Bitte, Herr Doktor, ich habe nichts zu verbergen…«
Diana Maitland sagte es hart und spöttisch, um einen Überzudringlichen ein für allemal abzuweisen.
»Ich muß Ihnen etwas sehr Wichtiges anvertrauen: unsere beiden Länder sind durch einen mächtigen und gefährlichen Feind bedroht.«
»Und der wäre, Herr Doktor?« fragte sie ungläubig.
»Der Feind ist Erik Truwor.«
Langsam brachte Dr. Glossin die Worte hervor. Und konnte ihre Wirkung Wort für Wort verfolgen.
Lady Diana, eben noch das Bild sarkastischer Überlegenheit und kalt abweisender Ruhe, erblaßte. Ihre Augen weiteten sich bei der Nennung des Namens Truwor, als ob sie ein Gespenst sähe. Ihr Gesicht war sehr bleich. Viel mehr als die heitere Ruhe offenbarte die leidenschaftliche Erregung, deren Spiegel es jetzt war, alle Wunder dieses schönen Antlitzes. In dem prachtvollen Rahmen des reichen dunkelbraunen Haares, mit den halbgeöffneten Lippen und den bebenden Nasenflügeln hatte es etwas Dämonisches. Aus ihren Augen sprühte die Glut eines flammenden Zornes, eines tödlichen Hasses.
»Erik?… Erik Truwor…?« rief sie heftig.
Sie warf den Kopf zurück und sah Glossin mit durchdringenden Blicken an.
»Wie können Sie einen Namen aussprechen, dessen Nennung allein eine schwere Beleidigung für mich ist?«
»Ich nannte den Namen eines Mannes, der heute unsere beiden Länder schwer bedroht… und der vor langen Jahren, Lady Diana, auch einmal in Ihr Leben eingebrochen ist.«
»Was sagen Sie? Erik Truwor bedroht… bedroht das große Commonwealth, bedroht das ganze Amerika?… Ein einzelner Mann die mächtigsten Reiche der Welt? Soll das ein Scherz sein, Herr Doktor…«, ihre Stimme bekam einen drohenden Klang, »so würde mir Ihre Anwesenheit in Maitland Castle von diesem Augenblick an für immer unerwünscht sein.«
»Ihre Ungnade würde ich in Kauf nehmen, wenn ich die harte Tatsache zu einem leichten Scherz stempeln könnte. Ich nannte Erik Truwor. Zusammen mit zwei Freunden haust er in Schweden an der finnischen Grenze. Der eine seiner Freunde ist Silvester Bursfeld, den ich schon einmal erwähnte. Der Dritte im Bunde ist ein Inder.
Vom Torneaelf droht dem englischen Reiche eine Gefahr, viel schwerer, viel größer, als Cyrus Stonard mit seinem Dreihundertmillionenvolk sie jemals sein könnte. Erik Truwor mit seinen Freunden ist mehr zu fürchten als Cyrus Stonard.«
Lady Diana hatte ruhig zugehört. Nur ihre Blässe verriet ihre innere Erregung.
»Wissen Sie, was Erik Truwor mir antat?«
Dr. Glossin setzte die Worte vorsichtig und langsam.
»Ich weiß, daß er der Verlobte der jungen Komtesse Raszinka war und daß er ihr… den Verlobungsring zurücksandte.«
»Sie wissen viel… aber vielleicht nicht alles.«
»Ich weiß auch, Lady Diana, daß Sie Erik Truwor hassen. Um so weniger werden Sie sich besinnen, zum Wohle Ihres Vaterlandes zu handeln und Ihren Gemahl auf die Gefahr aufmerksam zu machen, die von Linnais her der Welt droht.
Lady Diana, erfassen Sie den einwandfreien Sinn meiner Mitteilung:
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