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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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gelber Tinten. Auf dem Korso von Neapel wogte die Menge, Fremde und Einheimische, in buntem Durcheinander. Die Neapolitaner lachend und schwatzend, sich der Naturschönheiten ihrer Stadt und ihres Landes kaum noch bewußt. Die Fremden entzückt und gefesselt von einer Farbensinfonie, die ihre Töne von Minute zu Minute wandelte.
    Aber keiner von den Tausenden, die hier promenierten, genoß die Reize des Abends wohl so wie das Paar, das weitab von der Menge der Prominierenden seinen Platz aus der Straße zum Posilip gefunden hatte, wo das Grabmal Vergils sich neben dem alten Römerweg erhebt.
    Schon lange saßen sie dort wortlos, Hand in Hand, bis eine kühle Brise Silvester veranlaßte, das Schweigen zu brechen.
    »Wollen wir nicht lieber zurückgehen, Jane? Es weht frisch von der See.«
    »Nein, Silvester, laß uns noch bleiben…«
    Noch fester umschloß sie Silvesters Arm.
    »Es ist unser letzter Abend in Italien. Du weißt ja nicht, mit welchem Grauen ich an die kommenden Stunden denke, in denen wir wieder zurück müssen, in denen du mich allein lassen wirst.«
    »Jane… ich lasse dich doch nur für kurze Zeit, für wenige Tage, höchstens Wochen, allein. Dann komme ich zu dir zurück, und dann sind wir für immer vereint. Noch viele, noch schönere Tage wird uns das Leben bescheren.«
    »Noch schönere Tage?… Kann es noch Schöneres geben, als was wir jetzt genossen haben?
    Wie ein Traum, wie ein unendlich schöner Traum liegen die Tage und letzten Wochen hinter mir… Unsere Hochzeit in Linnais. Wie Atma die ganze Gesellschaft betörte und wir ungesehen abreisen konnten… der wunderbare Flug über die Eisgipfel der Alpen… Dann der erste Gruß der sonnigen Gefilde Italiens… das Mittelmeer, der Nilstrom, die Pyramiden… Rom… das hat mir weniger gefallen. Du sprachst viel von der Geschichte und Größe der Stadt. Aber ich… bedenke nur, daß ich von Kindheit an immer in Trenton in unserem Haus und Garten gelebt habe. Rom, das war mir zuviel…«
    Enger schmiegte sie sich an ihren Gatten.
    »Aber am meisten freue ich mich darauf, wenn wir nach dieser Reise erst ruhig in unserem eigenen Heim sitzen werden, wenn ich nicht mehr zu sorgen brauche, daß… o warum, Silvester… warum müssen wir uns noch einmal trennen, warum willst du noch einmal von mir gehen… Laß mich doch nicht zurück… laß mich nicht allein in der fremden Welt zurück… Nimm mich mit nach Linnais. Ich will euch nicht stören. Ich will weder dir noch deinen Freunden in den Weg kommen, solange ihr mit eurer Erfindung zu tun habt. Nur laß mich bei dir bleiben.«
    Fester umschloß Silvester seine junge Frau.
    »Nein, Jane. Das ist unmöglich. Aber es sind ja nur wenige Wochen. Dann ist das große Werk vollendet. Dann bin ich unabhängig. Dann werden wir leben können, wie und wo es uns gefällt. Wo es uns am besten gefällt, da werden wir unser Heim gründen, nach dem ich mich ebenso sehne wie du.«
    Nach langem Schweigen hub Jane wieder an. »Ich weiß, Silvester, auch du gehst nur ungern. Erik Truwor ist es, der uns trennt… Ja, Erik Truwor…«
    Vorwurf und Bitterkeit lagen in den letzten Worten.
    »Jane! Du kennst Erik Truwor nicht. Und weil du ihn nicht kennst, kannst du ihn nicht verstehen. Unser Werk… sein Werk ist größer als Menschenliebe und Menschenleid. Er arbeitet am Schicksal der Menschheit. Sollte das Geschick zweier Menschen ihn hindern dürfen? Nein, Jane. Keinen Vorwurf für Erik Truwor.«
    Einen Augenblick saß Jane schweigend in sich zusammengesunken. Plötzlich warf sie die Arme um ihn.
    »Wenn du wüßtest, Silvester, was so manchmal bald stärker, bald schwächer mich beunruhigt. Bei Tag und auch bei Nacht, wenn ich in deinen Armen liege…«
    »Jane… liebe Jane. Was ist es, das dich quält?«
    »Wenn ich es sagen könnte… wenn ich es wüßte, was es ist… ich würde es dir sagen… Eine dunkle Wolke… Wenn mein Auge in der schönen glücklichen Zukunft sucht, quillt es schwer und schwarz vor meinen Blicken auf… Eine Ahnung… eine Furcht… ich weiß nicht, was es ist, aber alle heiteren Bilder verschwinden, ich muß die Augen schließen, muß weinen.«
    »Jane… du liebes, armes Kind! Die letzten Monate haben zu sehr auf dich eingestürmt. Mein Verschwinden, der Tod deiner Mutter, der Streich Glossins… das war zuviel für dein Herz. Scheuch sie weg, die trüben Ahnungen, wenn sie wiederkommen! Denke an mich! Denke an das Glück, das uns die Zukunft bringen wird…«
    Sekunden des Schwankens.

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