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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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damals lebte. Er lud mich zu einem Abendessen ein. Ich sah keinen Grund, diese Einladung abzulehnen. Es war ein netter Abend, und Raoul erzählte mir, daß auch er in Kürze eine junge Französin zu heiraten gedächte. Am nächsten Tage war ich mit meinem Verlobten verabredet und wollte ihm von Raouls bevorstehender Hochzeit berichten.«
    Ein leises, verlorenes Lächeln schwebte wie ein Hauch um Lady Dianas Lippen… Dann verdüsterten sich ihre Züge wieder. Ihre Stimme wurde monoton.
    »Es war zu spät. Mein Verlobter hatte uns gesehen und überschüttete mich mit einer Flut eifersüchtiger Vorwürfe, ehe ich ihm eine Erklärung geben konnte.
    Mein Verlobter beleidigte mich mit fürchterlichen Verdächtigungen und… erschießt Raoul in einem Duell…
    Und ich?!… Ich erhalte am nächsten Tag seinen Ring zurück… ohne jedes weitere Wort.«
    Sie senkte den Kopf und schloß die Lider. Die Erinnerung an jene Vorgänge ließ sie jetzt noch zittern.
    »Ich fühlte mich bis auf den Tod gedemütigt. Ich begriff nicht, wie ich noch leben sollte… vernichtet, verachtet, mitleidlos beiseite geworfen.
    Hundertmal wünschte ich mir damals den Tod. An die Stelle der Liebe trat der Haß. Ich haßte so grausam, wie eine Frau nur hassen kann… Was dann kam, weißt du. Ich wurde Sängerin. Im Taumel des Lebens glaubte ich Vergessenheit zu finden, um nur zu bald völliger Enttäuschung zu begegnen.
    Ich beschloß, nur noch meiner Kunst zu leben, und widmete ihr mein ganzes Sein… Dann kam die kurze Ehe mit Frederic Boyce…
    Und dann kamst du… Du warst edel, warst gut zu mir. Du zeigtest mir deine Bewunderung, deine Achtung, dein Vertrauen. Du warst bereit, dein Schicksal, dein Leben mit dem meinen zu verbinden, deinen Namen einer Frau zu geben, deren Leben du kaum kanntest.«
    Mit starrem Gesicht hatte Lord Maitland gelauscht.
    Eine qualvolle Pause entstand.
    Lord Horace preßte die Zähne zusammen. Widerstreitende Empfindungen ergriffen ihn. Er empfand die rückhaltlose Aufrichtigkeit Dianas als etwas Wohltuendes. Doch eine andere Empfindung kämpfte gegen dieses Gefühl in ihm an. Etwas seinem eigenen Wesen feindseliges tauchte in ihm auf, wollte ihn dazu bringen, all seinen Mut zusammenzuraffen, um seine Liebe und sein Mitleid zu bezwingen, seiner Gattin den Rücken zu kehren.
    Diana schien seine Gedanken zu erraten.
    »Horace! Horace!« schrie sie mit erstickter Stimme. Alles Blut wich aus ihrem Gesicht.
    Der Lord hörte die angsterfüllte Stimme. Er stürzte auf sie zu und schloß ihr den Mund mit zitternden Händen, erschüttert, entsetzt.
    Er schloß ihre Augen, die starr und weit geöffnet waren. Seine Wimpern wurden feucht.
    Sie fühlte seine Bewegung, sie spürte auf ihren Augen die Finger, die sie berührten, wie nur Liebe und Mitleid zu berühren wissen.
    Ihre Arme streckten sich und schlangen sich um den Hals des Mannes.
    »Du liebst mich, du glaubst an mich?«
    Lord Horace ergriff ihre Hand.
    »Laß mir Zeit… Seien wir mutig… Du hast die Gespenster der Vergangenheit geweckt. Es wird Zeit brauchen, sie wieder zur Ruhe zu bringen.«
    »Du fragst nicht nach dem Namen, Horace?«
    »Wozu den Namen? Laß ihn begraben sein, Diana.«
    »Ich muß ihn nennen, daß du alles verstehst, er ist Erik Truwor.«
    *

»Lord Maitland wünschen Euer Exzellenz zu sprechen.«
    Der Diener meldete es, und gleich darauf trat Lord Horace in das Kabinett des englischen Premierministers. Die Stimmung war ernst. Vor zwei Stunden war die offizielle Nachricht von dem Gefecht vor Sydney in London eingetroffen. Das Publikum in den Straßen glich einem aufgeregten Bienenschwarm, und Lord Gashford, der britische Premier, fühlte den Druck der schweren Verantwortung mehr denn je. Wohl hatte er durch die letzte Instruktion an den australischen Gesandten MacNeill noch eine Frist für die letzte unwiderrufliche Entscheidung gesichert. Aber er war sich dessen voll bewußt, daß die letzte Entscheidung mit Riesenschritten heranrückte.
    Lord Maitland hielt ihm das Zeitungsblatt hin, welches Glossin an Lady Diana gesandt hatte.
    »Die Nachricht ist gut, wenn sie wahr ist. Wir wissen es noch nicht. Seit sechsunddreißig Stunden warte ich auf den Bericht des Obersten Trotter, der vom Kriegsministerium mit der Expedition beauftragt wurde.«
    »Oberst Trotter??«
    »Wie meinten Sie?«
    »Nichts von Wichtigkeit. Nur bin ich der Ansicht, daß der Bericht längst dasein müßte. Es ist unerhört, daß wir das Ergebnis einer von uns betriebenen

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