Die Macht der Drei
geheimen Berichte entziffern kann.
Dieser Fernschreibsaal war sozusagen die Umschlagzentrale für Nachrichten aus aller Welt. Hier liefen militärische und diplomatische, wirtschaftliche und kulturpolitische Meldungen ein und wurden in ihren Bestimmungsort, der aus den drei Anfangsbuchstaben ersichtlich war, weitergeleitet. Neben der doppelt verschlüsselten geheimsten Staatsdepesche lag eine belanglose Familiennachricht, der Glückwunsch zu einem Hochzeitstag. Hier gab es niemals Stillstand.
Wie alle großen Nachrichten-, Fernseh- und Radiostationen arbeitete auch Sayville unabhängig von Fremdstrom mit eigenen Aggregaten.
Der Chef vom Dienst saß in seinem Glaskasten, von dem aus er einen Überblick über die ganze Station hatte. Vor ihm auf dem Tisch lag das Stationsbuch. Er war beschäftigt, die letzten Telegramme einzutragen.
Da plötzlich…Mr. Brown stand auf und lauschte…Ein fremder Ton drang aus dem Maschinenraum her. Er kannte seine Station. Jede Unregelmäßigkeit verriet sich seinem geübten Ohr. Er sprang auf, verließ seinen Glaskasten und eilte in den nächsten Saal zu den G-Fernschreibmaschinen. Das gleiche Bild hier. Eine Lähmung hatte alle diese Apparate getroffen, die eben noch im fliegenden Tempo arbeiteten und Depeschen in alle Welt schickten.
Die Maschinen lagen still… unerklärlich… alle zu gleicher Zeit. Im nächsten Augenblick begannen sie wieder zu arbeiten… Aber was war das…?
Ein einziger gleichmäßiger Takt schien sie wie mit Geisterhänden zu bewegen… sämtliche Fernschreiber nahmen den gleichen Text auf… dreimal hintereinander.
»Sayville! An alle!… Sayville. An alle!… Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen. Die Macht der Drei warnt alle vor dem Kriege.«
Dann begannen mit einem Schlage die Maschinen wieder normal zu arbeiten. Keine zehn Minuten hatte der Spuk gedauert.
Mr. Brown stand in seinem Glaskasten und strich sich die Stirn. Er wußte nicht, ob er wache oder träume. Mit verstörten Mienen blickten die Fernschreiber auf ihren Vorgesetzten. Keiner von ihnen kümmerte sich um die Geräte. Aber die nervenlosen Maschinen taten ihre Schuldigkeit. Sie schrieben die Depeschen auf, die jetzt von allen Seiten her in Sayville einliefen. Anfragen von amerikanischen und überseeischen Stationen, was die Sendung zu bedeuten habe.
Mr. Brown war mit seinen Nerven fertig. Er übergab die Station seinem Vertreter und setzte sich hin, um mit zitternden Händen einen ausführlichen Bericht über das Vorkommnis zu schreiben.
Für die Geschichte jener Zeit ist der Bericht ein wichtiges Dokument geworden. Er gibt noch verhältnismäßig objektiv eine Darstellung der unerklärlichen Beeinflussungen, denen die Großstationen der ganzen Erde in den folgenden Wochen bald hier, bald dort ausgesetzt waren. Eine unbekannte Macht hatte sich des drahtlosen Verkehrs bemächtigt. Sie gab ihre Depeschen »An alle!«, wie es ihr gefiel, unter Benutzung der vorhandenen Stationen ab.
*
Kapitän H. L. Fagan vom amerikanischen Marinedepartement, der eiserne Fagan, wie ihn seine Kameraden nannten, hatte Vortrag beim Präsidenten. Mit aufmerksamen Blicken folgte Cyrus Stonard den Erklärungen, die Kapitän Fagan anhand umfangreicher, an der Wand befestigter Zeichnungen gab.
Sie stellten die große amerikanische Unterwasserstation dar, die im Laufe des letzten Jahres in aller Stille, vollständig geheim, an der afrikanischen Westküste entstanden war. Durch gründliche Lotungen hatten amerikanische Schiffe eine Stelle ausfindig gemacht, die, fünfhundert Kilometer von der Küste entfernt, mitten im freien Ozean lag und doch nur hundert Meter tief war.
Es war die Spitze irgendeines vor Millionen Jahren in der Tiefe versunkenen Berges. Taucher hatten das Gelände untersucht und die Sprengungen vorbereitet, durch die man eine Plattform von etwa einem Quadratkilometer hundertfünfzig Meter unter dem Seespiegel schuf. Dann kam der Bau.
Zwanzig gewaltige Hallen. Jede einzelne groß genug, die größten Flugzeuge, Flugtaucher und U-Boote aufzunehmen. Jede Halle mit den Maschinen für alle vorkommenden Reparaturen ausgerüstet. Jede Halle mit vielfacher Sicherheit gegen den gewaltigen Wasserdruck erbaut. Darüber hinaus noch durch ein System sinnreicher Sicherheitsschotten gegen Wassereinbrüche geschützt. Unterirdische, tief in den Fels des Berges gesprengte Gänge verbanden die Hallen miteinander.
Zisternen waren mit Hilfe stärkerer Sprengmittel in den Basalt
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